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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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du bei dir?«
    »Du meinst, an Stoff? «
    Er nickte.
    Suki schob die Hand in die Tasche und förderte eine Pastille und ein paar schwarze Kugeln zutage.
    »Gib mir die schwarzen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Hattest du die schon mal? Die gehen ziemlich ab.«
    »Gut.« Er streckte die Hand aus und nahm die Kugeln aus ihrer Handfläche. Dann steckte er sie sich in den Mund und behielt sie auf der Zunge, bis sie sich aufgelöst hatten.
    Schon nach ein paar Augenblicken schüttelte er Naif und Charlonge ab.
    Naif erinnerte sich an Lottie, die vor Erschöpfung gestorben war.
    »Was hast du vor? Willst du dich umbringen?«
    »Was auch immer mit den Ripern geschieht, es wird hier alles für immer verändern. Und die League steht kurz davor, in Danskoi einzudringen. Ich werde ganz sicher nicht das Ende von Ixion verschlafen.«
    Das Ende von Ixion ? Naifs Herz schlug härter. Kann das sein? Dann würden Joel und ich zusammen woanders hingehen können. Nicht nach Grave, aber vielleicht an einen anderen Ort? Die Aussicht versetzte sie in Hochstimmung und machte ihr zugleich Angst.
    »Ich komme auch mit«, flüsterte Charlonge. »Ich will Joel sehen.« Tränen liefen über ihre Wangen und hinterließen nasse, glänzende Linien.
    Suki verschränkte die Arme. »Tja, und ich komme auf jeden Fall mit, schließlich bin ich die Einzige hier, die weiß, wie man kämpft.«
    Sie wechselten mehrmals die Linien, bevor sie Los Fien erreichten, die höchstgelegene der Kirchen. In den Gondeln war die Abwesenheit der Riper das Gesprächsthema Nummer eins.
    »Diesen Wechsel habe ich noch keinen Einzigen gesehen«, sagte ein Junge, der vor Naif und Markes saß. »Selbst diesen unheimlichen Typen nicht, Modai.«
    »Ich hab gehört, sie jagen die League da draußen auf den Wegen«, sagte ein anderer, der sich von Griffen im Gang hängen ließ.
    »Nicht die League«, sagte das Mädchen, das neben ihm saß. »Ruzalia.«
    »Meinetwegen«, erwiderten beide Jungen.
    »Pscht«, sagte das Mädchen, als sie Markes bemerkte. »Er gehört zum Komitee.«
    Die Jungen verstummten, und Naif warf Markes einen Blick von der Seite zu. Seine Haut war schweißbedeckt, und seine Augen glitzerten ebenso, wie Rollos auf dem Ball in Agios geglitzert hatten. Er atmete abgehackt, schien aber keine Angst mehr zu haben.
    »Von Los Fien müssen wir über die Wege hoch nach Danskoi laufen«, flüsterte er ihr zu und fasste dabei an sein Tattoo.
    »Bist du schon mal da gewesen?«, fragte sie leise zurück.
    »Nein. Aber ich habe gehört, wie sie darüber geredet haben. Und ich war schon mal in Los Fien. Die Karte wird mir sagen, welcher Weg der beste ist.«
    Naif hielt den Mund näher an sein Ohr, damit niemand sonst sie hören konnte. »Was ist passiert? Wie bist du im Dominium gelandet?«
    Markes neigte den Kopf so, dass sie sich berührten. »In Agios wartete Brand in der Apsis auf mich, als ich wieder reinkam. Sie sagte, sie würden meine Hilfe brauchen, um Ruzalia zu fassen. Sie sagte außerdem, der Zeitpunkt wäre günstig – direkt nach der Abstimmung. Ich fragte sie, was genau ich denn für sie tun sollte, aber das wollte sie mir nicht verraten. Als ich sagte, ich wolle mehr wissen, hat sie mich geschlagen. Sie und ein paar andere Riper haben mich aus Agios weggebracht und in dieser Höhle angekettet, bis die anderen kamen. Sie haben mich gezwungen zu spielen, während sie redeten. Aber dann kamst du, und die Abstimmung fand nie statt.« Er sprach jetzt hastig, die Worte stolperten aus seinem Mund. »Naif, wer ist Leyste? Was hat es mit den Lichtrelais auf den Wegen auf sich?«
    Naif erzählte ihm, was ihr zugestoßen war.
    »Aber warum regt sich Modai so über Leystes Tod auf?«
    Naif schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht. Das überlege ich auch die ganze Zeit.«
    »Wir sind da!« Suki gab ihnen beiden einen Klaps auf die Schulter und beendete damit ihre Unterhaltung.
    Los Fien schien die bescheidenste der Kirchen in Ixion zu sein. Das schmucklose Gebäude aus Eichenholz erinnerte Retra an die Lagerhäuser für Lebensmittel in Grave. Harte, metallische Musik dröhnte durch die einfachen geschnitzten Eingangstüren, und auf dem Platz davor warteten nur einige wenige Partywillige auf Einlass.
    Markes zeigte auf die Lichter hoch über ihnen. Auf der Spitze des Kraters schimmerte gespenstisch die Kathedrale von Danskoi, so als würde sie dort oben schweben. »Die Wege führen zu beiden Seiten an Los Fien herum und dann geht es geradeaus hoch.«
    Die

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