Rette mein Herz
den Heuschober zu. Dann sah sie eine Gestalt zum Paddock huschen und wenig später setzte eines der Pferde über den Zaun, ein Reiter trieb das Tier in rasendem Galopp vom Hof. Es war Taheton. Ihr Herz raste. Er lebte. Lucio musste ihn verfehlt haben und Taheton war durch die Giebelluke entkommen.
Brüllend stürmten Bhreac und Lucio die Leiter hinab und hätten Marie fast über den Haufen gerannt. Bhreac registrierte sie und fasste sie bei den Armen.
„Was machst du hier draußen? Geh ins Haus! Das hier ist nichts für Frauen.“
„Was hast du vor?“, schrie sie.
„Ihn jagen, was sonst? Er hat versucht Isabell zu vergewaltigen und jetzt hat er auch noch meinen besten Zuchthengst gestohlen. Dafür wird er hängen!“, knurrte Bhreac.
„Nein!“, schrie Marie verzweifelt. Sie trommelte mit ihren Fäusten auf ihren Bruder ein. „Nein! Lass ihn in Ruhe. Ich flehe dich an, wenn du mich liebst, dann lass ihn gehen. Bitte! Ich flehe dich an, tu ihm nichts.“
Bhreac schüttelte sie.
„Was zur Hölle ist los mit dir? Was weißt du über diesen Mann. Nein! Sag nichts. Ich werde dich mir später vorknöpfen. Erst einmal jage ich dieses dreckige Schwein.“
Er ließ sie los und wandte sich an Lucio, der gerade mit zwei Pferden, die er schnell gesattelt hatte, auf sie zu kam.
„Bist du bereit?“
„Für ein Abenteuer wie dies? Immer!“, erwiderte Lucio mit einem zynischen Grinsen.
„Dann los!“
Sie schwangen sich auf die Pferde und preschten davon.
Marie schrie ihren Schmerz und ihre Wut hinaus in die Nacht. Montana und Lady Gwen kamen mit einem Plaid zu ihr und legten es ihr um. Marie hörte nicht, was sie zu ihr redeten. Sie war tot. Alles in ihr war tot, so sicher, wie ihr Geliebter tot sein würde, wenn Bhreac und Lucio ihn fanden. Taub bis in die hinterste Ecke ihrer Seele ließ sie sich widerstandslos vonden beiden Frauen ins Haus führen
Sp:piv
9
D en ganzen Tag saß Marie in ihrem Sessel und starrte vor sich hin. Sie registrierte keine der Bemühungen der Frauen, sie zum Sprechen zu bringen. Sie nahm weder Essen noch Trinken zu sich. Sie spürte nichts. Nichts außer der furchtbaren Leere in ihrem Herzen.
Erst als es Abend wurde und die Männer heimkehrten und dieser eine schreckliche Satz fiel, erwachte sie aus ihrer Starre.
„Wir haben ihn!“
Dieser Satz schnitt wie ein Messer in ihr Fleisch, ihre Eingeweide, ihr Herz und ihre Seele. Sie fing wieder an zu schreien und plötzlich waren alle um sie herum versammelt und versuchten verzweifelt, sie zu beruhigen. Ohne Erfolg. Erst als ihre Stimme versagte, verstummte sie erneut. Man brachte sie zu Bett und sie schlief vor Erschöpfung sofort ein.
Zwei Tage später stand Marie das erste Mal aus ihrem Bett auf und ließ sich von Montana zu ihrem Sessel im Salon führen.
„Soll ich dir etwas zu essen bringen?“, fragte Montana besorgt.
Marie schüttelte den Kopf. Sie wollte nie wieder essen. Taheton war tot. Ihr Geliebter war tot und sein Blut klebte an den Händen ihres Bruders. Bhreac nahm Abstand von ihr, seit sie bei seinem Anblick erneut einen Schreianfall bekommen hatte.
„Willst du nicht mit mir reden, was passiert ist?“
„Ich kann nicht“, flüsterte Marie mit belegter Stimme.
Montana kniete neben ihr nieder und nahm ihre Hände in ihre.
„Es hilft, wenn man über Dinge redet. Du musst dich deinen Geistern stellen. Ich werde es niemandem sonst erzählen, wenn du es nicht möchtest.“
„Auch Bhreac nicht?“
„Niemandem. Auch Bhreac nicht. Ich schwöre es.“
Marie nickte, doch sie konnte die richtigen Worte nicht finden. Sie stöhnte gequält auf. Wie konnte sie ihren Schmerz in Worte fassen? Wie ihre Liebe zu einem Wilden erklären?
„Vielleicht hilft es, wenn ich dir auf die Sprünge helfe“, meinte Montana und schaute Marie mitfühlend an. „Es hat mit diesem Indianer zu tun, nicht wahr?“
Marie nickte.
„Du bist ihm begegnet, ehe er Isabell ...“
„Isabell lügt! Ich weiß es!“, schnitt Marie ihr scharf ins Wort. Sie brach in Tränen aus und Montana wartete, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
„Du bist also diesem Indianer begegnet?“
Marie nickte schniefend.
„Hier auf der Farm nehme ich an?“
„Ja“, flüsterte Marie. „Er war verletzt. Ich habe ihn ...“
„Gepflegt“, half Montana ihr auf die Sprünge, nachdem sie nicht weiter gesprochen hatte.
Marie seufzte.
„Ja, ich habe ihm die Wunde verbunden und ...“
Montana kicherte plötzlich.
„Jetzt wird
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