Rette mein Herz
heulen.
„Ich … ich bin aufgewacht und … und Marie war nicht im Bett. Ihr Umhang und ihre Stiefel waren ebenfalls weg, da wusste ich, dass sie rausgegangen sein musste.“ Sie machte eine Pause und schniefte. „Es hatte geschneit und ich konnte deutlich ihre Spuren im Schnee sehen, die zum Heuschober führten.“ Isabell schaute Lucio an und lachte. „Ich dachte schon, sie hätte dort ein heimliches Stelldichein mit dir.“
„Mit mir?“, fragte Lucio perplex. „Wie kommst du nur auf so eine Ungeheuerlichkeit?“
„Naja, es warst ja auch nicht du, der es da mit ihr im Heu trieb. Ich war ganz schön geschockt von dem, was sich da vor meinen Augen abspielte. Sie trieben es, wie die Tiere. Keine anständige Lady würde es mit einem dreckigen Indianer treiben.“
Isabell schaute Bhreac an, der seine Finger in die Lehnen seines Sessels gekrallt hatte.
„Deine Schwester ist eine Hure !“
Bhreac sprang auf und fasste Isabell an der Kehle.
„Hört auf!“, schrie Montana. „Bhreac! Lass sie los. Sie ist es nicht wert.“
„Ich sage dir jetzt etwas und du hörst besser ganz genau zu, denn ich werde es nicht noch einmal sagen“, knurrte Bhreac ohne seine Schwägerin loszulassen. „Ich werde dir innerhalb eines Monats einen passenden Ehemann besorgen. Wenn du dann verheiratet bis, verschwindest du von der Farm und trittst mir nie wieder unter die Augen. Ich will dein Gesicht hier nie wieder sehen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
Isabell nickte mit vor Angst geweiteten Augen.
„Gut! Und bis ich einen Mann gefunden habe, der dumm genug ist, dich zu heiraten, werde ich dich ganz genau beobachten. Wenn ich nur einmal feststelle, dass du irgendetwas sagstoder tust, was irgendeinem dieser Familie oder diesem Indianer schaden kann, dann setze ich dich vor die Tür. Glaube nicht, dass ich nicht wahr mache, was ich verspreche!“
12
„U nd?“, fragte Montana hoffnungsvoll.
Bhreac warf sich auf den Sessel und stöhnte.
„Nichts!“
Montana seufzte und kniete neben dem Sessel nieder, um ihrem Mann die Stiefel auszuziehen. Dann legte sie den Kopf in seinen Schoß.
„Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich glaube nicht, dass wir ihn finden können.“
„Ich mache mir solche Sorgen um Marie“, sagte Montana. „Sie kümmert sich um die Kinder und um ihre Aufgaben, aber ihr Blick ist so leer, als wäre sie schon tot. Ich habe sie nicht einmal lächeln sehen. Es sind keine Emotionen mehr in ihr.“
Montana seufzte.
„Es war mir fast lieber, als sie geschrien und geweint hat. Ich glaube, sie müsste einfach ein paar Tage ihren Kummer herauslassen, damit die Wunden heilen können. Aber sie ist vollkommen betäubt.“
„Das ist mir auch aufgefallen“, stimmte Bhreac zu. „Du hast recht, das ist nicht gut. Sie ist nicht einmal wütend auf Isabell. Vielleicht, wenn ich ihr sage, dass wir ihn nicht finden konnten … vielleicht kann sie dann endlich weinen.“
„Ich bin so traurig für sie. Es ist besser, eine solche Liebe nie kennenzulernen, als sie nur zu kosten und dann wieder zu verlieren.“
Bhreac schlug mit der Faust auf die Lehne und Montana schaute ihn erschrocken an.
„Es ist meine verdammte Schuld! Ich habe das ganze Unglück verursacht!“
Montana legte ihrem Mann behutsam die Hand auf die geballte Faust.
„Es nützt nichts, dir Vorwürfe zu machen. Du hast getan, was du für richtig hieltst. Was zwischen Marie und Taheton vorgegangen war, konntest du nicht wissen. Du hast sie und Isabell verteidigen und beschützen wollen.“
„Ich hätte es merken müssen. Ich habe gar nicht wissen wollen, warum Marie sich so verhalten hat. Sie hat mich gebeten, ihm nichts zu tun, mich angefleht und ich habe nicht hinterfragt, warum.“
Bhreac sah Montana verzweifelt an.
„Du hattest recht. Es war falsch von mir, ihn nur wegen seiner Hautfarbe zu verurteilen. Das bin nicht ich, Montana. Ich bin mir selbst fremd. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
„Wir alle machen Fehler“, beschwichtigte Montana.
„Ja, aber mein Fehler hat meine kleine Schwester um ihr Glück gebracht“, flüsterte Bhreac.
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13
D rei Wochen waren vergangen, seit Taheton geflohen war und Marie war immer noch wie betäubt. Ihr Bruder und Lucio hatten versucht, Taheton zu finden, doch er war wie vom Erdboden verschluckt.
Morgen würde Isabell einen Farmer heiraten, der gut zwanzig Meilen entfernt lebte. Sie würden Isabell wohl nie wieder sehen, doch nicht
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