Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
sagte er unvermittelt, und es dauerte einen Moment, bis wir seinen abrupten Themenwechsel verdaut hatten.
Addison erholte sich am schnellsten. „Das habe ich auch nicht vor.“ Sie zuckte lächelnd die Schultern und rückte dann ihrerseits mit einer Frage heraus: „Wie kommt es, dass du lebst, wenn du vor zwei Jahren gestorben bist? Ist deine Mom ausgeflippt, oder wie?“ Die Neugier brachte ihre Augen stärker zum Funkeln als jede Bühnenbeleuchtung.
„Das ist ziemlich kompliziert.“ Todd zupfte an dem blonden Flaum an seinem Kinn. „Ich erzähle es dir später, aber jetzt musst du mir versprechen, dass du dich nicht umbringst.“ Sein Ton war erstaunlich ernst. Ich hatte ihn noch nie so ängstlich erlebt, so voller Sorge um eine andere Person.
„Bitte“, flehte er, und plötzlich empfand ich tiefes Mitgefühl für ihn. Eigentlich taten mir beide leid: die seelenlose Popsängerin, die nur noch fünf Tage zu leben hatte, und der Reaper, der sie ein zweites Mal verlieren würde.
Addison stutzte. „Ich hab doch gesagt, dass ich nichts dergleichen vorhabe. Ich liebe mein Leben!“ Offenbar um zu verdeutlichen, dass sie auch allen Grund dazu hatte, breitete sie die Arme aus.
Todd musterte sie skeptisch und voller Sorge. Er glaubte ihr nicht. Wie auch, nach allem, was Libby ihm erzählt hatte.
„Vielleicht plant sie es jetzt noch nicht.“ Ich kuschelte mich an Nash, der den Arm um mich legte. Bei der Berührung schlug mein Herz sofort schneller. „Vielleicht ist das Ereignis, das den Ausschlag gibt, noch nicht eingetreten.“Todd nickte zerstreut. „Ja, vielleicht.“ Dann wandte er sich wieder an Addison. „Hast du irgendwelche Probleme, Addy? Du stehst sicher ziemlich unter Druck. Treibt deine Mutter dich zu irgendwas? Oder nimmst du Drogen? Vor ein paar Monaten gab es da so Gerüchte …“
„Nein.“ Addison wurde schlagartig ernst. „Ich hab keine Probleme. Jedenfalls nichts Schlimmes. Klar steh ich unter Druck, aber das geht schließlich jedem so!“
Wie recht sie damit hatte.
„Und ob ich Drogen nehme?“ Ihr Blick wurde hart, und sie legte die Finger um die Armlehne. „Unglaublich, dass du mich das überhaupt fragst, wo meine Mutter sich immer noch mit diesen verdammten Schmerztabletten zudröhnt!“
Todd lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Er sah äußerst besorgt und angespannt aus. „Ist es immer noch so schlimm?“
Addy spielte an ihrem Armband herum. „Damit werde ich schon fertig.“
„Bist du sicher?“, fragte Todd, der offenbar denselben Gedanken hatte wie ich: Eine drogenabhängige Mutter bedeutete eine Menge Stress. Besonders für jemanden wie Addison Page, der von Privatsphäre nur träumen konnte.
„So sicher, wie ich weiß, dass du hier vor mir sitzt.“ Sie lachte angestrengt. „Es ist alles in Ordnung, Todd. Abgesehen davon, dass Eden auf der Bühne zusammengeklappt ist. Wir fahren gleich zu ihr.“ Nach einer kurzen Pause, in der sie den Blick auf ihre Hände gerichtet hielt, fragte sie: „Wollt ihr mitkommen? Ihr dürft wahrscheinlich nicht mit rein, aber ich könnte eure Gesellschaft brauchen.“
„Addison …“, sagte ich zögerlich. Es war das erste Mal, dass ich eine solche Nachricht überbrachte, aber jemand musste estun. „Eden ist auf der Bühne gestorben.“
Addison schüttelte ungläubig den Kopf, genauso wie vorhin. „Woher weißt du …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende und sah die beiden Jungs an. „Hat das irgendwas mit mir zu tun … und dem Selbstmord?“
Die Beantwortung dieser Frage überließ ich lieber Todd. „Wir wissen es nicht“, sagte er schließlich. „Aber, Addy, du musst mir versprechen …“
In diesem Moment wurde die Türklinke von außen heruntergedrückt, und wir hörten einen dumpfen Knall, als jemand gegen die Tür rumpelte. Dann eine näselnde Frauenstimme: „Addy? Was ist los? Mach die Tür auf!“
Addison sprang so schnell auf, dass mir schwindlig wurde, und wischte sich nervös die Hände an der Jeans ab. „Sofort, Mom. Ich bin gerade im Bad!“
Mit klopfendem Herzen sprang ich auf und zog Nash vom Sofa hoch. Keine Mutter der Welt – nicht einmal eine tablettensüchtige – würde verstehen, warum wir hier waren. Doch Todd konnte sich unsichtbar machen, und Nash und ich würden einfach so tun, als wären wir Fans.
Wenn Addison vor Schreck nicht schon geflunkert hätte … Die Sängerin sah panisch zur Tür, und Todd nahm ihre Hand.
„Addy, versprich mir, dass du dich nicht
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