Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
mach gleich auf!“, rief sie laut. Sie bugsierte Nash und mich an die Wand hinter der Tür, sodass man uns nicht sehen konnte, wenn Addy öffnete. Als sie Todd zu uns schieben wollte, schüttelte er den Kopf.
„Ich verstecke mich selbst.“ Er lächelte gezwungen. „Stimmt ja.“ Addy wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Eine Sekunde, Mom!“, rief sie. Dann flüsterte sie Todd zu: „Ich wohne im Adolphus-Hotel, unter dem Namen Lisa Hawthorne. Ruf mich morgen Abend an, dann schmuggle ich euch rein. Bitte!“
Todd lächelte grimmig. „Ich ruf dich an.“
„Danke.“ Sie formte das Wort lautlos mit den Lippen.
Mit einem letzten Zwinkern in unsere Richtung löste Todd sich in Luft auf. Addy legte demonstrativ den Finger an die Lippen und entriegelte dann die Tür. „Mom! Ist alles in Ordnung? Was ist passiert?“
Ich hörte Schritte auf dem Teppich, sah jedoch nur das Türblatt vor meiner Nase. Nash hielt meine Hand ganz fest, und ich spürte seinen rasenden Puls.
„Ich konnte ja nicht ahnen, dass die Tür abgesperrt ist“, schimpfte Addys Mutter. Dann wurde der Wasserhahn aufgedreht. „Addy, du bist rot wie eine Tomate. Hast du geweint?“
„Ich mache mir Sorgen um Eden. Jetzt beeil dich und wasch dir das Blut ab, damit wir loskönnen.“ Wieder Schritte, dann Addys Stimme: „Roger, könnten Sie uns ein paar nasse Handtücher bringen?“
„Natürlich, Ms Page“, antwortete eine tiefe Stimme, gefolgt von schweren Schritten, die immer leiser wurden. Dann stand plötzlich Addy vor uns und wedelte mit der Hand in Richtung Flur.
Ich lächelte ihr noch einmal mitfühlend zu und folgte Nash auf den Flur hinaus, der zum Glück menschenleer war. Ohne stehen zu bleiben, liefen wir durch das Gängelabyrinth zurück in die inzwischen menschenleere Halle und von dort hinaus auf den Parkplatz. Todd lehnte bereits an der Autotür und wartete auf uns.
Nash zerquetschte vor Wut fast meine Hand, als er seinen Bruder erspähte.
Und Todd hob schon von Weitem beschwichtigend die Arme. „Was hätte ich denn tun sollen?“, fragte er, kaum dass wir in Hörweite waren.
„Das ist nicht mein Problem!“ Nash versuchte, seinen Bruder zur Seite zu schubsen, doch dieser löste sich blitzschnell in Luft auf, sodass Nash mit der Schulter gegen den Wagen prallte. Aufgebracht wirbelte er herum. „Du hättest alles Mögliche machen können! Aber du musstest ihr ja ausgerechnet versprechen, dass wir ihre Seele zurückholen!“ Er riss die Beifahrertür auf und ließ mich einsteigen. Dann ging er fluchend auf die Fahrerseite. „Wie sollen wir das anstellen? Durch die Unterwelt schlendern und irgendwelche dahergelaufenen Hellions fragen, ob ihnenvielleicht die Seele eines Popstars gehört? Und ob sie die Güte hätten, sie wieder herauszugeben?“
Er setzte sich hinters Steuer und knallte die Tür hinter sich zu. Seinen Bruder ließ er einfach stehen. Er drehte den Zündschlüssel, rammte die Automatik in Fahrstellung und raste auf die Ausfahrt zu.
Kaum hatten wir bezahlt und den Parkplatz verlassen, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Rückspiegel wahr. Ich drehte mich um und blickte direkt in Todds Gesicht. Seine Miene war noch finsterer als sonst. „Hör auf damit!“, rief ich zum sicher tausendsten Mal, seit wir uns kannten. „Man steigt nicht in fahrende Autos ein!“
Nash funkelte seinen Bruder über den Spiegel gereizt an. „Eines kann ich dir versichern – und ich sage das nur einmal: Wir werden ganz bestimmt nicht nach Addisons Seele suchen! Das ist nicht unsere Aufgabe, und wir wissen ja gar nicht, wo wir anfangen sollen. Abgesehen davon ist es: Einfach . Zu . Gefährlich !“
„Na gut“, stieß Todd zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ob er wütend war oder nur Angst hatte, war schwer zu sagen. Vielleicht beides.
„Wie bitte?“ Nash bremste an einer roten Ampel und warf seinem Bruder im Rückspiegel einen erstaunten Blick zu. Offenbar hatte er, genau wie ich, mit Widerstand gerechnet.
Todd rutschte unbehaglich hin und her. „Ich habe ‚Na gut‘ gesagt. Das ist mein Problem, nicht eures. Dann mach ich es eben alleine.“
„Es ist auch nicht dein Problem!“, wiederholte Nash eindringlich, und ich drehte mich zur Seite, um beide im Blick zu haben. „Sie hat ihre Seele für Ruhm und Reichtum verkauft, und zwar aus freien Stücken. Der Vertrag ist rechtskräftig, under hat eine rechtskräftige Rücktrittsklausel. Soll sie doch selbst schauen, wie sie ihre Seele
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