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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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zwischen fünfzig und siebzig Soldaten.«
    »Hast du das Castle berichtet?« Kenji hat aufgehört zu essen und starrt Winston an. Sein Blick ist extrem ernsthaft und konzentriert. Was mich beunruhigt.
    »Hab ich.« Winston nickt und trinkt einen Schluck Kaffee. »Hab meinen Bericht vor einer Stunde eingereicht.«
    »Du hast noch gar nicht geschlafen?«, frage ich verblüfft.
    »Gestern«, antwortet Winston mit wegwerfender Handbewegung. »Oder vorgestern. Weiß nicht mehr genau. Gott, dieses Gebräu ist eklig.«
    »Genau. Du solltest bestimmt weniger Kaffee trinken.« Brendan versucht sich Winstons Tasse zu greifen.
    Winston schlägt ihm auf die Hand und wirft ihm einen finsteren Blick zu. »Nicht jeder hat Strom in den Adern«, sagt er. »Ich bin kein verdammtes Elektrizitätswerk, so wie du.«
    »Ich hab nur einmal –«
    »Zweimal!«
    »– und es war eine Notlage«, vollendet Brendan den Satz, etwas verlegen.
    »Worüber redet ihr?«, frage ich.
    »Der Bursche hier«, Kenji weist mit dem Daumen auf Brendan, »kann seinen Körper tatsächlich aufladen . Er braucht keinen Schlaf. Absolut unglaublich.«
    »Das ist nicht fair«, murmelt Winston und reißt ein Stück Brot entzwei.
    Ich glotze Brendan fassungslos an. »Das ist nicht wahr, oder?«
    Brendan nickt. Zuckt mit den Schultern. »Ich hab es nur einmal gemacht.«
    »Zweimal!«, wiederholt Winston. »Und er ist auch so ’ne Art Fötus«, sagt er zu mir gewandt. »Er hat ohnehin schon viel zu viel Energie – wie ihr Kids hier alle –, und dann hat er auch noch eine wiederaufladbare Lebensbatterie abgekriegt.«
    »Ich bin kein Fötus«, protestiert Brendan und wirft mir einen Blick zu. Er ist ziemlich rot geworden. »Er ist – das ist nicht – du bist doch ein verdammter Irrer«, sagt er und funkelt Winston böse an.
    »Ganz recht«, erwidert Winston kauend. »Ich bin ein Irrer. Und ich bin auch noch stinksauer.« Er schluckt. »Echt mies gelaunt, weil ich müde bin. Und hungrig. Und mehr Kaffee brauche.« Er steht auf. »Ich hol mir noch welchen.«
    »Ich dachte, du findest ihn eklig«, wende ich ein.
    Er wirft mir einen Blick zu. »Schon, aber ich bin ein sehr trauriger Mann mit sehr niedrigen Ansprüchen.«
    »Das stimmt«, wirft Brendan ein.
    »Klappe, Fötus.«
    »Mehr als eine Tasse ist nicht erlaubt«, sagt Kenji.
    »Keine Sorge, ich sag denen immer, ich trinke deinen.« Winston schlendert von dannen.
    Kenji lacht vor sich hin.
    Brendan murmelt »Ich bin kein Fötus« und attackiert erbost sein Essen.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, frage ich ihn. Mit seinen weißblonden Haaren und den wasserblauen Augen wirkt er irgendwie irreal. Wie jemand, der niemals altern, immer unverändert bleiben wird.
    »Vierundzwanzig«, antwortet er, sichtlich dankbar über den Themenwechsel. »Grade geworden. Letzte Woche.«
    »Oh.« Ich bin erstaunt. Er wirkt nicht viel älter als 18. Ich frage mich, wie es sich wohl anfühlt, seinen Geburtstag in Omega Point zu feiern. »Herzlichen Glückwunsch nachträglich«, sage ich und lächle ihn an. »Ich hoffe – ich wünsche dir ein gutes neues Lebensjahr. Und«, ich möchte ihm noch etwas Nettes sagen, »viele glückliche Tage.«
    Brendan starrt mich jetzt an, belustigt, schaut mir direkt in die Augen. Grinst. »Danke«, sagt er, und das Grinsen wird noch breiter. »Vielen Dank.« Er wendet den Blick nicht ab.
    Mein Gesicht fühlt sich heiß an.
    Ich versuche zu verstehen, weshalb Brendan mich immer noch betrachtet, weshalb er immer noch lächelt, auch als er schließlich wegschaut. Weshalb Kenji aussieht, als müsse er sich das Lachen verkneifen. Ich bin irgendwie durcheinander und verlegen und suche krampfhaft nach einem Gesprächsthema.
    »Was machen wir denn heute?«, frage ich Kenji und hoffe, dass meine Stimme normal und sachlich klingt.
    Kenji trinkt sein Wasser aus. Wischt sich über den Mund. »Heute«, antwortet er, »werde ich dir Schießen beibringen.«
    »Mit Schusswaffen?«
    »Jawoll.« Er nimmt sein Tablett hoch und greift auch nach meinem. »Warte hier, ich bring die weg.« Er wendet sich zum Gehen, dreht sich aber noch einmal um und sagt zu Brendan: »Schlag dir das aus dem Kopf, Alter.«
    Brendan sieht verwirrt aus. »Was?«
    »Daraus wird nichts.«
    »Wa–«
    Kenji starrt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Brendan presst die Lippen zusammen. Seine Wangen sind wieder rosa angelaufen. »Weiß ich.«
    »Soso.« Kenji schüttelt den Kopf und geht weg.
    Und Brendan hat es plötzlich sehr eilig, mit seinem

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