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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Zähne.
    »Was?« Ich drehe mich erschrocken um. »Was ist denn –«
    »Wie kannst du das denn nicht merken?«
    »Was –«
    »Schau auf deine Hand!«
    Ich keuche. Taumle nach hinten. Die Masse in meiner Hand sieht wie eine Mischung aus rotem Sand und braunen Tonstücken aus. Die größeren Stücke rutschen mir aus der Hand, der Rest rieselt zwischen meinen Fingern hindurch.
    Ich schaue auf.
    Kenji schüttelt lachend den Kopf. »Du hast ja keine Ahnung, wie neidisch ich jetzt grade bin.«
    »O mein Gott.«
    »Ich weiß. ICH WEISS . So hammerhart. Und nun überleg mal: Wenn du das mit einem Stein machen kannst, wie kannst du dann erst einen Menschen zurichten –«
    Das war die falsche Bemerkung.
    Nicht jetzt. Nicht nach meinem Erlebnis mit Adam. Nicht nachdem ich gerade mühsam versuche, die Bruchstücke meiner Hoffnungen und Träume einzusammeln und sie wieder zusammenzufügen.
    Jetzt ist alles aus. Jetzt wird mir bewusst, dass ich in meinem tiefsten Inneren immer noch die winzige Hoffnung gehegt habe, dass Adam und ich noch eine Lösung für uns finden könnten.
    Insgeheim habe ich mich immer an diese Hoffnung geklammert.
    Und jetzt ist auch die zerstört.
    Denn jetzt muss Adam sich nicht nur vor meiner Haut fürchten. Nicht nur vor der Berührung, sondern auch vor meinen Umarmungen, vor meinen Händen, vor einem Kuss – ich könnte ihn mit allem verletzen. Schon seine Hand zu halten stellt eine Bedrohung dar. Und dieses neue Wissen über meine tödlichen Kräfte –
    Lässt mir keine Wahl.
    Ich werde allein bleiben bis in alle Ewigkeit. Weil niemand sicher vor mir ist.
    Ich sinke zu Boden, mein Hirn dreht sich, ist kein sicherer Ort mehr, denn ich kann nicht aufhören zu denken, kann mit gar nichts mehr aufhören, und ich rase auf etwas zu, ein Zusammenstoß droht, und ich bin dabei nicht mehr der Beobachter.
    Ich bin der Zug.
    Ich bin außer Kontrolle.
    Denn manchmal sieht man sich selbst plötzlich so, wie man vielleicht sein könnte – unter anderen Umständen. Und wenn man genau hinschaut, bekommt man Angst, weil man sich fragt, wozu man womöglich imstande wäre. Man spürt, dass man eine Seite hat, die man nicht kennen und lieber nicht im hellen Tageslicht betrachten möchte. Sein ganzes Leben lang versucht man sie zu unterdrücken, sie beiseitezuschieben. Man tut so, als existiere dieser Teil nicht.
    In diesem Zustand kann man eine ganze Weile verharren.
    In Sicherheit.
    Und dann ist plötzlich Schluss damit.

25
    Ein neuer Morgen.
    Frühstück.
    Ich treffe Kenji im Speisesaal, vor unserer nächsten Trainingseinheit.
    Er hat gestern noch eine Theorie aufgestellt: Er glaubt, die unmenschliche Wirkung meiner Berührung sei lediglich eine Variante meiner Fähigkeit. Der Effekt der Hautberührung sei die elementarste Form meiner Begabung, und die eigentliche Gabe sei eine Art alles verzehrende Kraft, die sich in meinem gesamten Körper manifestiert.
    In meinen Knochen, meinem Blut, meiner Haut.
    Ich sagte ihm, das sei ein interessanter Ansatz. Sagte ihm, dass ich mich selbst immer als eine Art pervertierte Form einer Venusfliegenfalle gesehen hätte, und er erwiderte: » O MEIN GOTT . Ja. JA . Genau so bist du. Das trifft es auf den Punkt.«
    Schön genug, um die Beute anzulocken, sagte er.
    Stark genug, um zuzupacken und zu zerstören, sagte er.
    Giftig genug, um die Opfer bei direkter Berührung zu verzehren.
    »Du verdaust dein Opfer«, sagte er und lachte, als sei es amüsant, witzig und komplett akzeptabel, ein Mädchen mit einer fleischfressenden Pflanze zu vergleichen. Oder sogar schmeichelhaft. »Oder? Du hast gesagt, wenn du Menschen berührst, fühlt es sich an, als würdest du ihnen die Energie aussaugen, nicht wahr? Und du fühltest dich dann stärker.«
    Ich blieb stumm.
    »Das heißt, du bist wirklich exakt wie eine Venusfliegenfalle. Du lockst sie an. Packst sie. Isst sie auf.«
    Ich schwieg.
    »Mmmmmmmm«, machte Kenji. »Du bist wie eine sexy mega-gefährliche Pflanze.«
    Ich schloss die Augen. Legte mir vor Grauen die Hand auf den Mund.
    »Was ist so schlimm daran?«, fragte Kenji. Beugte sich vor und schaute mir ins Gesicht. Zupfte an meinen Haaren, damit ich ihn ansah. »Warum findest du das so schrecklich? Wieso kannst du nicht sehen, wie fantastisch es ist?« Er schüttelte den Kopf. »Du lässt dir wirklich was entgehen, weißt du? Es könnte so cool sein, wenn du endlich dazu stehen würdest.«
    Dazu stehen.
    Ja.
    Wie einfach wäre es, über die Welt hereinzubrechen. Menschen die

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