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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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bei Ihnen. Kleinen Moment noch.«
    Wir nicken. Setzen uns. Warten. Schauen uns um.
    Und da wird mir bewusst, weshalb Castle kein Problem hat mit diesem Tohuwabohu.
    Er scheint intensiv an etwas zu arbeiten, aber ich kann nicht erkennen, woran, und es ist mir auch nicht wichtig. Ich bin zu beschäftigt damit, ihm zuzusehen. Seine Hände sind unentwegt in Bewegung, und alles, was er braucht, fliegt auf ihn zu. Eine bestimmte Unterlage. Ein Notizblock. Eine Uhr, die unter einem Stapel Bücher verborgen war. Er sucht einen Bleistift und hebt die Hand, um ihn aufzufangen. Er sucht nach seinen Aufzeichnungen und bewegt die Finger, damit die Papiere zu ihm gelangen.
    Er muss nicht organisiert sein. Er hat ein ganz eigenes System.
    Unfassbar.
    Schließlich blickt er auf. Legt seinen Bleistift weg. Nickt. »Gut. Gut, dass Sie alle hier sind.«
    »Ja, Sir«, sagt Kenji. »Sie sagten, Sie wollten mit uns sprechen.«
    »Das will ich.« Castle faltet die Hände auf dem Tisch. »Dringend.« Er atmet langsam ein. »Der Oberste Befehlshaber«, sagt er, »ist im Hauptquartier von Sektor 45 eingetroffen.«
    Kenji flucht.
    Adam erstarrt.
    Ich frage verwirrt: »Wer ist der Oberste Befehlshaber?«
    Castles Blick ruht auf mir. »Warners Vater.« Er betrachtet mich mit verengten Augen. Prüfend. »Sie wussten nicht, dass Warners Vater oberster Militär des Reestablishment ist?«
    »Oh«, keuche ich, außerstande, mir vorzustellen, wie schlimm Warners Vaters sein muss. »Doch – ich – das wusste ich. Ich kannte nur den Rang nicht.«
    »Es gibt sechs Oberbefehlshaber auf der ganzen Welt«, erklärt Castle. »Einen für jede der sechs Divisionen: Nordamerika, Südamerika, Europa, Asien, Afrika und Ozeanien. Jede Division ist in 555 Sektoren unterteilt, es gibt also 3330 Sektoren weltweit. Warners Vater hat das Oberkommando über diesen Kontinent. Er ist außerdem einer der Gründer des Reestablishment und derzeit die größte Gefahr für uns.«
    »Aber ich dachte, es gäbe 3333 Sektoren«, wende ich ein, »nicht 3330. Irre ich mich?«
    »Die anderen drei sind Kapitole«, erwidert Castle. »Wir sind ziemlich sicher, dass sich eines davon irgendwo in Nordamerika befindet, aber niemand kennt die genaue Lage der Kapitole. Sie irren sich also nicht«, fügt er hinzu. »Das Reestablishment hat eine sonderbare Obsession mit exakten Zahlen. 3333 Sektoren insgesamt, 555 pro Kontinent. Sie wollen damit demonstrieren, dass alles gleich und gerecht aufgeteilt wird, aber das ist nur Lug und Trug.«
    »Ah.« Jeden Tag merke ich aufs Neue, wie viel ich noch lernen muss. »Ist das also der Notfall? Dass Warners Vater hier ist und nicht in einem der Kapitole?«
    Castle nickt. »Ja …« Er zögert. Räuspert sich. »Gut. Fangen wir ganz von vorne an. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass Sie über alle Details im Bilde sind.«
    »Wir sind ganz Ohr«, sagt Kenji. Er richtet sich auf, wirkt hellwach und konzentriert. »Schießen Sie los.«
    »Er scheint schon einige Wochen in der Stadt zu sein«, beginnt Castle, »ist ganz unbemerkt, im Stillen eingetroffen. Offenbar hat er mitbekommen, was sein Sohn in letzter Zeit so alles angestellt hat, und war nicht begeistert. Er …« Castle atmet tief und ruhig ein. »Er ist … wohl besonders aufgebracht über die Ereignisse im Zusammenhang mit Ihnen, Ms Ferrars.«
    »Mit mir?« Mein Herz pocht wild. Wild. Wild.
    »Ja«, sagt Castle. »Von unseren Quellen wissen wir, dass er sehr wütend ist, weil Warner Sie hat entkommen lassen. Und weil er dabei auch noch zwei Soldaten eingebüßt hat.« Er nickt Adam und Kenji zu. »Hinzu kommt, dass nun in der Bevölkerung Gerüchte umgehen über dieses Mädchen mit der seltsamen Fähigkeit. Die Leute ahnen jetzt, dass es eine Widerstandsbewegung gibt – uns. Was für Unruhe sorgt, denn die Leute wollen sich uns nur zu gerne anschließen.«
    Castle beugt sich vor. »Warners Vater ist also hier, um seinen Krieg voranzutreiben und alle Zweifel an der Macht des Reestablishment auszuräumen.« Er blickt uns an. »Oder, anders ausgedrückt: um uns und seinen Sohn in einem Aufwasch zu bestrafen.«
    »Ändert das etwas an unseren Plänen?«, fragt Kenji.
    »Nicht direkt. Wir wussten ja, dass Kämpfe irgendwann unvermeidlich sein würden, aber das … beschleunigt nun alles. Da Warners Vater hier ist, wird der Krieg früher ausbrechen, als wir gehofft hatten«, antwortet Castle. »Und er wird wohl schlimmer werden als angenommen.« Er sieht mich ernst an. »Ms Ferrars, ich fürchte,

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