Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
viele Soldaten auftauchten –«
    »Ich weiß«, erwidert Castle und schüttelt den Kopf. »Ich habe seine Berichte immer wieder gelesen.« Er massiert seinen Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. Schließt die Augen. »Ich hatte gerade erst begonnen, mir einen Reim darauf zu machen. Zu spät. Ich habe zu lange gebraucht.«
    »Haben Sie eine Theorie, was sie geplant haben könnten?«, fragt Kenji.
    Castle seufzt. Lässt die Hand sinken. »Jetzt wissen wir jedenfalls, weshalb Warner jede Nacht mit seinen Soldaten unterwegs war – weshalb er seinen Stützpunkt so lange verlassen konnte.«
    »Sein Vater«, sagt Kenji.
    Castle nickt. »Ja. Ich denke, dass der Oberste Warner selbst losgeschickt hat. Damit intensiver nach uns gesucht wurde. Er wusste immer schon, dass es uns gibt«, sagt Castle zu mir gewandt. »Der Mann ist alles andere als dumm. Er hat den Gerüchten über uns immer schon Glauben geschenkt. Aber bislang haben wir keine Bedrohung für ihn dargestellt. Erst jetzt. Denn jetzt spricht das Volk über uns, und das gefährdet seine Macht. Die Leute gewinnen Kraft aus dem Wissen, dass es eine Widerstandsbewegung gibt. Und das kann sich das Reestablishment jetzt gar nicht leisten. Außerdem«, fährt er fort, »ist es wohl eindeutig so, dass sie den Eingang zu Omega Point nicht gefunden haben. Deshalb haben sie Geiseln genommen. Damit wir von alleine rauskommen.« Castle greift zu einem Blatt Papier auf seinem Schreibtisch. Hält es hoch. »Aber es gibt Bedingungen«, sagt er. »Wir haben genaue Anweisungen erhalten.«
    »Welche denn?«, fragt Kenji angespannt.
    »Nur Sie drei gehen zu dem Treffen. Alleine.«
    Großer Gott.
    »Was?« Adam starrt Castle fassungslos an. »Wieso denn nur wir?«
    »Auf mich legt er offenbar keinen Wert«, antwortet Castle.
    »Und das wollen Sie einfach so akzeptieren?«, fragt Adam. »Sie wollen uns einfach so losschicken?«
    Castle beugt sich vor. »Selbstverständlich nicht.«
    »Wie ist Ihr Plan?«, frage ich.
    »Der Oberste will sich um exakt 12 Uhr mittags morgen – oder richtiger: heute – an einem bestimmten Ort im Sperrgebiet treffen. Die Details sind in dieser Mitteilung aufgeführt.« Er holt tief Luft. »Und obwohl ich weiß, dass er es genau darauf angelegt hat, meine ich, dass wir alle dort sein sollten. Wir sollten gemeinsam handeln. Dafür sind wir schließlich ausgebildet. Ich zweifle nicht daran, dass er böse Absichten hat; er hat sicher nicht vor, eine gepflegte Tasse Tee mit Ihnen zu trinken. Ich denke also, dass wir bereit sein sollten, uns gegen einen Angriff zu verteidigen. Ich vermute, dass seine Leute bewaffnet und kampfbereit sein werden, und ich bin bereit, auch meine Truppe in den Kampf zu schicken.«
    »Wir sind also der Köder?«, fragt Kenji mit gerunzelter Stirn. »Wir sollen nicht mal kämpfen – sondern dienen nur als Ablenkungsmanöver?«
    »Kenji –«
    »Das ist Schwachsinn«, äußert Adam ungewohnt heftig. »Es muss eine andere Lösung geben. Wir sollten nicht nach seinen Regeln spielen. Wir sollten diese Gelegenheit nutzen, um sie aus dem Hinterhalt heraus zu überfallen oder – ich weiß nicht – sie irgendwie abzulenken, damit wir angreifen können! Ich meine, haben wir nicht irgendwen, der in Flammen stehen kann oder so? Gibt es nicht jemanden bei uns, der irgendetwas Verrücktes machen kann, um Chaos zu stiften? Um uns so einen Vorteil zu verschaffen?«
    Castles Blick liegt auf mir.
    Adam sieht aus, als wolle er Castle einen Fausthieb verpassen. »Sie sind wohl wahnsinnig.«
    »Dann lautet die Antwort ›nein‹«, sagt Castle. »Wir haben niemand anderen, der etwas so … Weltbewegendes tun kann.«
    »Finden Sie das auch noch witzig?«, knurrt Adam.
    »Ich muss Ihnen sagen, dass ich mitnichten versuche, witzig zu sein, Mr Kent. Und Ihr Zorn ist uns keine Hilfe. Sie können zurückbleiben, aber ich werde – mit allem Respekt – Ms Ferrars um ihre Mitarbeit in dieser Sache bitten. Sie ist die Einzige, die der Oberste tatsächlich sehen möchte. Sie beide mitzuschicken war meine Idee.«
    » Was ?«
    Wir sind alle drei völlig verblüfft.
    »Wieso denn ich?«, frage ich.
    »Ich wünschte, ich könnte es Ihnen erklären«, antwortet Castle. »Ich wünschte, ich wüsste mehr. Doch ich kann nur Rückschlüsse aus den wenigen Informationen ziehen, die mir zur Verfügung stehen. Und bislang konnte ich nur folgern, dass Warner einen schweren Fehler begangen hat, der wieder ausgebügelt werden soll. Und irgendwie sind Sie da

Weitere Kostenlose Bücher