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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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denn?«, fragt Kenji. Zuckt dann zusammen. »Scheiße. Na gut. Nicht zu ändern. Okay, ich bin neugierig.«
    Adam zuckt die Achseln. »Ich fange allmählich an, alles zu begreifen. Alles, was mir unklar gewesen ist. Das ganze Chaos. Nach dem Tod meiner Mutter war mein Vater nie zuhause, außer wenn er betrunken war und jemanden verprügeln wollte. Wahrscheinlich hat er da schon ein ganz anderes Leben geführt und hat James und mich deshalb ständig allein gelassen.«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn«, wendet Kenji ein. »Ich meine, dass dein Vater ein Arsch war, schon, aber der Rest. Denn wenn du und Warner Brüder seid, und du bist achtzehn und Warner ist neunzehn, und Anderson war immer mit Warners Mutter verheiratet –«
    »Meine Eltern waren nie verheiratet«, sagt Adam, und seine Augen weiten sich, als würde ihm schlagartig etwas bewusst.
    »Du bist ein uneheliches Kind?«, sagt Kenji angewidert. »Ich meine – entschuldige, das hat nichts mit dir zu tun –, aber die Vorstellung, wie Anderson irgendeine leidenschaftliche Affäre hat. Das ist voll eklig.«
    Adam erstarrt. »Großer Gott«, flüstert er.
    »Aber wieso sollte man überhaupt eine Affäre haben?«, fährt Kenji fort. »Ich hab diesen Scheiß nie verstehen können. Wenn es einem nicht gut geht, soll man sich trennen. Nicht betrügen. Hab ich Recht?« Er gluckst. »Natürlich hab ich Recht. Man muss kein Genie sein, um darauf zu kommen. Ich meine«, er zögert, »ich nehme an , dass es eine Affäre war.« Kenji schaut konzentriert geradeaus, kann Adams Miene nicht sehen. »Vielleicht war es auch keine Liebes affäre, sondern einfach nur so eine Arschloch-Nummer –« Er unterbricht sich. »Scheiße. Seht ihr, deshalb spreche ich lieber nicht mit Leuten über ihre privaten Probleme –«
    »Es war Liebe«, erwidert Adam leise. »Ich weiß nicht, warum er meine Mutter nicht geheiratet hat. Aber er hat sie geliebt. James und ich waren ihm völlig egal. Aber nach ihr war er verrückt. An den wenigen Tagen, die er jeden Monat zuhause war, musste ich immer in meinem Zimmer bleiben und ganz still sein.« Er verstummt einen Moment, fährt dann fort. »Ich musste an meine eigene Tür klopfen und um Erlaubnis bitten, bevor ich rauskommen durfte, sogar wenn ich auf die Toilette musste. Und wenn meine Mutter mich rausgelassen hat, war er immer sauer. Er wollte mich nach Möglichkeit gar nicht sehen. Mom musste mir heimlich mein Essen bringen, damit er sich nicht darüber aufregte, dass sie mir zu viel zu essen gab und selbst nicht genug aß.« Er schüttelt den Kopf. »Und als James auf die Welt kam, wurde alles noch schlimmer.«
    Adam blinzelt so heftig, als könnte er nichts mehr sehen.
    »Und als sie starb«, sagt er und atmet tief ein, »als sie starb, gab er mir die Schuld an ihrem Tod. Behauptete, ich sei schuld daran, dass sie krank wurde und starb. Ich hätte zu viel gebraucht, sie hätte nicht genug gegessen, wäre krank geworden, weil es zu anstrengend für sie war, sich um uns zu kümmern, weil sie uns zu viel Essen gegeben hätte und alles andere auch. Mir und James.« Er runzelt die Stirn. »Und ich habe ihm so lange geglaubt. Ich dachte, deshalb wäre er so oft weg gewesen. Dass das die Strafe gewesen wäre, die ich verdient hätte.«
    Ich bin so erschüttert, dass ich nichts sagen kann.
    »Und dann … Ich meine, er ist ohnehin so gut wie nie da gewesen«, fährt Adam fort, »und ein Arschloch war er immer schon. Aber nach dem Tod meiner Mutter … drehte er regelrecht durch. Kam nur vorbei, um sich volllaufen zu lassen. Zwang mich dazu, mich vor ihn zu stellen, damit er mich mit leeren Flaschen bewerfen konnte. Und wenn ich zuckte – wenn ich zusammenzuckte –«
    Adam schluckt mühsam.
    »Das war alles«, sagt er dann, noch leiser. »Er kam nach Hause, betrank sich, verprügelte mich. Ich war vierzehn, als er nicht mehr auftauchte.« Adam dreht die Handflächen nach oben, starrt darauf. »Er hat jeden Monat Geld geschickt, damit wir durchkamen, und dann –« Er verstummt. »Zwei Jahre später bekam ich einen Brief von unserer neuen Regierung, in dem stand, dass mein Vater tot sei. Ich dachte mir, er sei wahrscheinlich besoffen vor ein Auto gelaufen oder ins Meer gestürzt oder so was. War mir auch egal. Ich war froh, dass er tot war, aber ich musste deshalb mit der Schule aufhören. Hab mich dann zur Armee gemeldet, weil ich kein Geld mehr hatte und James versorgen musste und wusste, dass ich keinen anderen Job finden würde.«
    Adam

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