Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
schüttelt wieder den Kopf. »Er hat uns nichts hinterlassen, nicht einen einzigen Cent, und nun sitze ich hier in diesem Panzer und flüchte vor einem Weltkrieg, den mein eigener Vater angezettelt hat«, er lacht, und es klingt blechern, »und der andere nichtsnutzige Mensch auf diesem Planeten liegt auf meinem Schoß.« Adam fängt jetzt richtig an zu lachen, rauft sich die Haare. »Und der ist mein Bruder . Blutsverwandt. Mein Vater führte ein Doppelleben, von dem ich nichts wusste, und anstatt tot zu sein, wie er es sein sollte, kriege ich von ihm auch noch einen Bruder , der mich in einem Schlachthaus beinahe zu Tode foltert –« Er streicht sich zittrig übers Gesicht, die Fassade bricht zusammen, er verliert die Fassung, seine Hände zittern jetzt so heftig, dass er sie zu Fäusten ballt, an die Stirn drückt und murmelt: »Er muss sterben.«
    Und mir stockt der Atem, als Adam sagt:
    »Mein Vater. Ich muss ihn töten.«

42
    Ich verrate euch ein Geheimnis.
    Ich bereue nicht, was ich getan habe. Ich bereue nichts.
    Im Gegenteil: Wenn ich dieselbe Chance noch einmal bekäme, würde ich es richtig machen. Ich würde Anderson ins Herz schießen.
    Und es genießen.

43
    Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
    Adams Leid fühlt sich an, als werfe man mir eine Handvoll spitze Kiesel ins Gesicht, als stopfe man mir Stroh in den Rachen. Adam hatte einen Vater, der ihn geschlagen und misshandelt und schließlich verlassen hat, um den Rest der Welt auch noch zu zerstören. Und der ihm nun auch noch einen neuen Bruder vorsetzt, der in jeder Hinsicht das Gegenteil von Adam ist.
    Warner, dessen Vorname kein Geheimnis mehr ist. Adam, dessen Nachname nicht »Kent« lautet.
    Kent ist sein zweiter Vorname, hat Adam mir erklärt. Er hatte nie etwas mit seinem Vater zu tun haben wollen und deshalb niemandem seinen wahren Nachnamen verraten. Wenigstens das hat er mit seinem Bruder gemein.
    Adam und Aaron Anderson.
    Brüder .
    Ich sitze im Dunkeln in meinem Zimmer in Omega Point und versuche zu begreifen, dass Adam mit jemandem verwandt ist, der wie ein kleiner Junge ist, ein Kind, das seinen Vater hasst und deshalb einige sehr unkluge Entscheidungen getroffen hat im Leben. 2 Brüder. 2 sehr unterschiedliche Wege.
    2 sehr unterschiedliche Lebensformen.
    Heute Morgen – nachdem unsere Verletzten auf die Krankenstation gebracht wurden und etwas Ruhe eingekehrte – kam Castle zu mir und sagte: »Sie waren ausgesprochen mutig gestern, Ms Ferrars. Ich möchte meine Dankbarkeit für Ihren Einsatz zum Ausdruck bringen – möchte Ihnen danken, dass Sie uns unterstützt haben. Ohne Sie wären wir dort untergegangen.«
    Ich lächelte, verlegen über das Kompliment, und nahm an, dass damit alles gesagt sei. Doch dann fuhr Castle fort: »Ich bin tatsächlich so beeindruckt von Ihrem Einsatz, dass ich Ihnen gerne Ihren ersten offiziellen Auftrag in Omega Point erteilen würde.«
    Einen offiziellen Auftrag.
    »Sind Sie interessiert daran?«, fragte er.
    Ich antwortete ja ja ja, natürlich sei ich interessiert daran, extrem interessiert, damit ich endlich eine Aufgabe hätte – etwas leisten könnte –, und Castle lächelte und sagte: »Es freut mich sehr, das zu hören. Weil ich mir niemanden vorstellen kann, der für diese Aufgabe besser geeignet wäre als Sie.«
    Ich strahlte.
    Strahlte, als wollte ich Sonne und Mond und Sterne in den Schatten stellen. Dann fragte ich Castle nach den Details meines ersten Auftrags. Für den ich seiner Ansicht nach so gut geeignet war.
    Und er antwortete
    »Ich möchte, dass Sie die Betreuung und Befragung unseres neuen Gastes übernehmen.«
    Mein Strahlen erlosch.
    Ich starrte Castle an.
    »Ich werde den Prozess natürlich begleiten«, fuhr Castle fort. »Sie können also jederzeit zu mir kommen, wenn es Fragen oder Probleme gibt. Aber wir müssen seine Anwesenheit hier zu unserem Vorteil nutzen. Und dazu müssen wir ihn zum Sprechen bringen.« Castle überlegte einen Moment. »Er … scheint eine spezielle Bindung an Sie zu haben, Ms Ferrars, und – verzeihen Sie mir – es würde uns sehr gelegen kommen, wenn wir die nutzen könnten. Wir können es uns nicht leisten, jeden noch so kleinen Vorteil außer Acht zu lassen. Informationen über die Pläne seines Vaters oder den Aufenthaltsort der Geiseln wären von unschätzbarem Wert für uns. Und uns bleibt nicht viel Zeit«, fügte er hinzu. »Ich fürchte, ich muss Sie bitten, gleich anzufangen.«
    Ich flehte die Erde an aufzuplatzen, sich zu öffnen,

Weitere Kostenlose Bücher