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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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weil ich in einen Magmastrom stürzen und sterben wollte, doch die Erde konnte mich nicht hören, weil Castle weitersprach, und er sagte: »Vielleicht können Sie ihn irgendwie zur Vernunft bringen? Ihm klarmachen, dass wir ihm nichts antun wollen? Ihn überreden, dass er uns dabei hilft, unsere Geiseln zurückzuholen?«
    »Oh«, sagte ich, »ist er in einer Zelle? Hinter Gittern oder so?«
    Castle lachte, weil er die Bemerkung offenbar witzig fand, und erwiderte: »Ulkige Idee, Ms Ferrars, aber dergleichen gibt es hier nicht. Ich hatte nicht angenommen, dass wir in Omega Point jemals jemanden gefangen halten müssten. Aber ja, er hat ein eigenes Zimmer. Und, ja, das ist abgeschlossen.«
    »Sie wollen, dass ich dort reingehe? Und mit ihm alleine bin?«
    Ruhig bleiben. Ruhig bleiben. Aber ich bin zweifellos alles andere als ruhig.
    Castle blickt mich besorgt an. »Ist das ein Problem für Sie? Ich dachte – weil er Sie nicht berühren kann – ich dachte mir, dass Sie sich weniger durch ihn bedroht fühlen würden als andere. Er weiß doch von Ihrer Fähigkeit, nicht wahr? Ich vermute, dass er schlau genug ist, sich von Ihnen fernzuhalten.«
    Und es ist komisch, denn jemand scheint mir einen Eimer Eiswasser über den Kopf zu schütten, und es tropft über meine Haut, dringt in die Poren, sickert in die Knochen, und nein, es ist überhaupt nicht komisch, denn ich muss sagen: »Ja. Natürlich. Sicher. Das hatte ich fast vergessen. Er kann mich nicht berühren«, selbstverständlich, Mr Castle, wo war ich nur mit meinen Gedanken.
    Castle wirkte unendlich erleichtert.
    Und nun sitze ich hier, genau in derselben Stellung wie vor 2 Stunden, und frage mich
    wie lange
    ich dieses Geheimnis
    noch für mich behalten kann.

44
    Das ist die Tür.
    Hinter dieser Tür, vor der ich jetzt stehe, befindet sich Warner. Es gibt keine Fenster, man kann nicht in den Raum hineinschauen, und ich muss mir eingestehen, dass ich in einer ziemlich katastrophalen Lage bin.
    Ich werde dort hineingehen, komplett unbewaffnet, denn ich selbst bin ja schon tödlich, wozu sollte ich also eine Waffe brauchen? Niemand, der bei Verstand ist, würde mich anfassen, niemand außer Warner natürlich, denn sein verzweifelter Versuch, meine Flucht durchs Fenster zu verhindern, führte zu der Entdeckung, zu seiner Entdeckung, dass er mich berühren kann, ohne Schaden zu nehmen.
    Und das weiß bislang niemand außer mir.
    Damals hatte ich gehofft, ich hätte mir das eingebildet, doch dann küsste Warner mich, gestand mir seine Liebe, und da wusste ich, dass ich mir nichts mehr einreden konnte. Doch seither sind nur etwa 4 Wochen vergangen, und ich wusste nicht, wie ich das zur Sprache bringen sollte. Ich hatte gehofft, das vermeiden zu können. Denn ich wollte es absolut nicht preisgeben.
    Und jetzt: die Vorstellung, die anderen einzuweihen, Adam zu sagen, dass der Mensch, den er außer seinem Vater am meisten hasst, mich auch berühren kann; dass Warners Hände meinen Körper erkundet und seine Lippen meinen Mund gekostet haben – auch wenn ich das nicht wollte –: ausgeschlossen. Ich kann es nicht.
    Nicht jetzt. Nach allem, was geschehen ist.
    Ich bin selbst schuld an meiner Lage. Und nun muss ich auch alleine damit zurechtkommen.
    Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und trete vor.
    An der Tür stehen 2 Männer, die ich noch nie gesehen habe, und halten Wache. Was nicht viel zu bedeuten hat, mich aber doch ein bisschen beruhigt. Ich nicke beiden zu, und sie begrüßen mich so enthusiastisch, dass ich mich frage, ob sie mich mit jemandem verwechseln.
    »Vielen Dank für Ihr Kommen«, sagt der eine. Er hat zottelige blonde Haare, die ihm in die Augen fallen. »Er führt sich schon den ganzen Morgen auf wie ein Irrer – wirft Sachen durch die Gegend, versucht die Wände einzutreten, droht, uns alle umzubringen. Er sagt, er will nur mit Ihnen sprechen, und er hat sich erst beruhigt, als wir ihm gesagt haben, dass Sie unterwegs sind.«
    »Wir mussten das gesamte Mobiliar rausräumen«, fügt der andere hinzu, einen ungläubigen Blick in den weit aufgerissenen braunen Augen. »Er hat alles kaputt gemacht. Und nicht mal sein Essen zu sich genommen.«
    Katastrophe.
    Katastrophe.
    Katastrophe.
    Ich bringe irgendetwas wie ein Lächeln zustande und sage den beiden, dass ich versuchen werde, Warner zu beruhigen. Sie nicken eifrig, hoffen scheinbar auf etwas, das ich nicht leisten kann, und schließen die Tür auf. »Klopfen Sie einfach, wenn Sie rauswollen«, sagen

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