Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
du meine Erinnerung von deinem Standpunkt aus erlebst. Wenn das passiert, wirst du keine Doppelgängerin sehen. In der Erinnerung wirst du dann die einzige Version deiner selbst sein. Ich habe gehört, dass beides möglich ist, aber Ersteres passiert häufiger.«
    Meine Hände zitterten. »Ich habe Angst.«
    »Ich gebe dir fünf Minuten. Wenn du dann nicht zurück bist, nehme ich deine Hand von meinen Narben. Das bricht die Verbindung ab.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Das ist deine Chance , sagte ich zu mir. Renn jetzt nicht weg, nicht, wo du so weit gekommen bist. Die Wahrheit ist furchterregend, aber nichts zu wissen verkrüppelt. Das weißt du besser als alle anderen.
    »Gib mir eine halbe Stunde«, sagte ich bestimmt zu Jev.
    Dann klärte ich meinen Geist, versuchte, meine rasenden Gedanken zu beruhigen. Ich musste jetzt nicht alles verstehen, ich musste nur einen Vertrauensvorschuss geben. Ich streckte die Hand aus, die halbe Entfernung. Ich kniff die Augen zu, nahm all meinen Mut zusammen. Ich war dankbar, als Jevs Hand sich über meiner schloss und mich den Rest des Weges führte.

Zwanzig
    M ein erster bewusster Gedanke war, dass ich festgenagelt war. Nein. In etwas hineingenagelt. Eingeschlossen im engsten aller Särge. Gefangen in einem Netz. Wehrlos und von einem anderen Körper bestimmt. Von einem Körper, der aussah wie meiner – dieselben Hände, dasselbe Haar, gleich bis ins letzte Detail –, über den ich aber keinerlei Kontrolle besaß. Ein fremder Phantomkörper, der gegen meinen Willen handelte und mich mitriss
    Mein zweiter Gedanke war Patch .
    Patch küsste mich. Küsste mich auf eine Weise, die mir mehr Angst machte als der Phantomkörper und seine unbezwingbare Gewalt über mich. Sein Mund, überall. Der Regen, warm und süß. Das Schwellen von entferntem Donner. Und sein Körper, der Raum einnahm, der mir so nah war und der Hitze abgab.
    Patch.
    Erstaunt und erschüttert kämpfte ich gegen die Erinnerung. Ich bettelte darum, herausgelassen zu werden.
    Ich schnappte nach Luft, als wäre ich nach einem langen und quälenden Aufenthalt unter Wasser wieder an die Oberfläche gekommen. Gleichzeitig riss ich die Augen auf.
    »Was ist?«, fragte Jev, hielt mich beschützend an den Schultern, als ich gegen ihn fiel.
    Wir waren wieder in seinem Granitstudio, dieselben Kerzen flackerten an den Wänden. Erleichterung durchflutete mich angesichts des vertrauten Anblicks. Das Gefühl, da unten gewesen zu sein, war grauenvoll. Das Gefühl, in einem Körper eingeschlossen zu sein, über den ich nicht bestimmen konnte.
    »Deine Erinnerung handelte von mir«, sagte ich erstickt. »Aber da war keine Doppelgängerin. Ich war in meinem Körper gefangen, konnte ihn aber nicht kontrollieren. Ich konnte ihn nicht bewegen. Es war – schrecklich.«
    »Was hast du gesehen?«, fragte er. Sein Körper war so angespannt, dass er hätte aus Stein sein können. Ein fester Druck in die falsche Richtung, und er könnte zerspringen.
    »Wir waren hier obendrüber. Im Schuppen. Als ich deinen Namen gesagt habe, war es nicht Jev. Ich habe dich Patch genannt. Und du – hast mich geküsst.« Ich war zu schockiert, um daran zu denken zu erröten.
    Jev strich mir das Haar aus dem Gesicht und streichelte meine Wange. »Nichts daran ist verkehrt«, murmelte er. »Damals kanntest du mich als Patch. Das war der Name, unter dem ich lief, als wir uns kennenlernten. Ich hab den Namen aufgegeben, als ich dich verloren habe. Seitdem nenne ich mich Jev.«
    Ich kam mir so dumm vor, weil ich weinte, aber ich konnte nichts dafür. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Kein Wunder, dass niemand Jevs Namen wiedererkannt hatte – er hatte ihn geändert, nachdem ich verschwunden war.
    »Ich habe dich wieder geküsst«, sagte ich, wobei ich immer noch leise weinte. »In der Erinnerung.«
    Die Anspannung auf seinem Gesicht löste sich. »Ist das so schlimm?«
    Ich fragte mich, ob ich ihm sagen konnte, was dieser Kuss mit mir gemacht hatte. Es war so ein Genuss gewesen, dass er mich im Alleingang aus seiner Erinnerung hinausgeängstigt hatte.
    Damit ich ihm nicht antworten musste, sagte ich: »Du hast mir vorhin erzählt, du hättest versucht, mich hier zu dir nach Hause zu bringen, aber Hank hätte uns aufgehalten. Ich glaube, das war die Erinnerung, die ich gesehen habe. Nur, dass ich Hank nicht sehen konnte. Ich habe es nicht bis dahin geschafft. Ich habe die Verbindung unterbrochen. Ich habe es nicht ausgehalten, in meinem Körper zu sein, ohne

Weitere Kostenlose Bücher