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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ein anderer Nephilim – riss mich an den Schultern zurück, aber ich rutschte nur ein bisschen aus; Patchs Arme hielten mich, banden mich an ihn. Ohne Zeit zu verlieren, legte ich meine Hand ein zweites Mal auf die glatte, muskulöse Haut von Patchs Rücken. Wo waren seine Flügel?
    Er küsste rau meine Stirn und murmelte etwas Unverständliches. Zu mehr war keine Zeit. Ein versengendes weißes Licht explodierte in meinem Hinterkopf. Im nächsten Augenblick schwebte ich bereits in einem dunklen Universum, das gesprenkelt war mit farbigen Lichtspitzen. Ich wusste, dass ich mich auf irgendeine der Spitzen zubewegen musste – jede davon war eine gespeicherte Erinnerung –, aber sie schienen kilometerweit entfernt zu sein.
    Ich hörte Hank schreien und wusste, das bedeutete, dass ich nicht völlig übergewechselt war. Vielleicht war meine Hand zwar nah am Ursprung von Patchs Flügeln, aber nicht nah genug. Ich konnte die Bilder all der schrecklichen, schmerzhaften Arten, auf die Hank mein Leben beenden konnte, nicht abblocken und erkämpfte mir meinen Weg durch die Dunkelheit, entschlossen, Patch ein einziges Mal noch in seinen Erinnerungen zu sehen, bevor alles vorbei war.
    Tränen verschleierten meinen Blick. Das Ende. Ich wollte nicht, dass dies hier der Augenblick war, der sich ohne jede Warnung von hinten an mich anschlich. Ich hatte Patch noch so viel mehr zu sagen. Wusste er, wie viel er mir bedeutete? Was wir hatten – es hatte gerade erst begonnen. Es konnte jetzt nicht alles zusammenbrechen.
    Ich stellte mir Patchs Gesicht vor. Das Bild, das ich wählte, war jenes, als wir uns zum ersten Mal gesehen hatten. Sein Haar war lang, lockte sich über den Ohren, und seine Augen sahen aus, als könnte ihnen nichts entgehen, als nähmen sie die innersten Geheimnisse und Sehnsüchte meiner Seele wahr. Ich erinnerte mich an seinen erstaunten Ausdruck, als ich in Bo’s Spielhalle gestürmt war, sein Billardspiel unterbrochen und darauf bestanden hatte, dass er mir helfen sollte, unsere Biologiehausaufgaben fertig zu machen. Ich erinnerte mich an sein wölfisches Lächeln, das mich dazu herausforderte mitzuspielen, als er mich dieses erste Mal in meiner Küche küssen wollte …
    Patch schrie auch. Nicht vor mir in seiner Erinnerung, sondern weit unter mir, im Schuppen. Zwei Worte erhoben sich über die anderen, klangen verzerrt in meinen Ohren, als kämen sie von weit her.
    Geschäft. Zugeständnis.
    Ich runzelte die Stirn in dem Versuch, mehr zu hören. Was sagte Patch da? Ich fürchtete plötzlich, dass was auch immer es war, ich es nicht gern hören würde.
    Nein! , schrie ich. Ich musste Patch aufhalten. Ich versuchte, mich zurück in den Schuppen zu versetzen, aber ich war in einem Vakuum gefangen, schwebte träge dahin. Patch! Was sagst du da?
    Ich spürte ein merkwürdiges Ziehen in meinem Körper, als wäre ich gefesselt worden. Der Klang schreiender Stimmen verschwand in einem Wirbel hinter mir, während ich einem blendenden Licht entgegen und in die Flure von Patchs Erinnerung hineinsauste.
    Schon wieder.
    Ich kam sofort in der zweiten Erinnerung an.
    Noch einmal stand ich in der feuchten Kälte des Schuppens, zusammen mit Hank, seinen Nephilim und mit Jev, und ich konnte nur annehmen, dass diese zweite Erinnerung dort anfing, wo die letzte geendet hatte. Ich fühlte, wie der bekannte Schalter umgelegt wurde, aber diesmal war ich nicht in einer Version meiner selbst aus der Vergangenheit eingeschlossen. Meine Gedanken und Handlungen gehörten zu meinem jetzigen Ich. Jetzt war ich ein Doppelgänger, ein unsichtbarer Zuschauer, und sah Jevs Version des Augenblicks, so wie er sich an ihn erinnerte.
    Jev hielt eine träge Version meines Körpers im Arm. Mein Körper war schlaff, abgesehen von meiner Hand, die ausgebreitet auf seinem Rücken lag. Meine Augen waren zurückgerollt, das Weiße war zu sehen, und ich fragte mich vage, ob ich beide Erinnerungen behalten würde, wenn ich wieder ganz herauskam.
    »Ah, ja. Von dem Trick habe ich gehört«, sagte Hank. »Dann stimmt es also, nehme ich an. Sie ist gerade in deinen Erinnerungen, und all dies nur, weil sie deine Flügel berührt?«
    Ich sah Hank an und fühlte mich plötzlich hilflos. Hatte ich gerade gesagt, dass er mein Vater war? Das hatte ich. Ich verspürte den Drang, ihm meine Faust auf die Brust zu schlagen, bis er es zurücknahm, aber die Wahrheit brannte wie Feuer in mir. Ich konnte ihn hassen, solange ich wollte, aber das änderte nichts an der

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