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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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schien er beinahe selbstzufrieden. »Meine Leiche? Soll ich jetzt lachen?«
    Hank öffnete die Schuppentür, und seine Nephilimmänner polterten herein.
    Genau wie ein Traum endeten Jevs Erinnerungen beinahe, bevor sie richtig anfingen. Einen Augenblick war ich vollkommen orientierungslos, und dann kam das Granitstudio wieder in mein Blickfeld. Jev hob sich als Silhouette vor dem Kerzenlicht ab. Die Flamme spendete gerade genug Licht, um ein ernstes Glitzern in seine Augen zu bringen. In der Tat, ein dunkler Engel.
    »In Ordnung«, flüsterte ich, verfolgt von einem unterschwelligen Schwindelgefühl. »In Ordnung.«
    Er lächelte, aber seine Miene war unsicher. »In Ordnung? Das ist alles?«
    Ich drehte mein Gesicht zu ihm. Ich konnte ihn kaum noch auf dieselbe Weise ansehen. Ich weinte, ohne zu bemerken, wann ich damit angefangen hatte. »Du hast einen Deal mit Hank gemacht. Du hast mir das Leben gerettet. Warum hättest du das für mich tun sollen?«
    »Engelchen«, murmelte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Ich glaube, du verstehst nicht ganz, wie weit ich gehen würde, wenn ich dich dafür hier bei mir behalten könnte.«
    Meine Kehle wurde eng. Ich fand keine Worte. Hank Millar, ein Mann, der jahrelang still im Schatten gestanden hatte, hatte sich plötzlich als mein Erzeuger entpuppt. Und das in dem Moment, in dem er versuchte, meinem Leben ein Ende zu setzen, während Jev der Grund war, warum ich noch am Leben war. Hank Millar. Der Mann, der mehrfach in meinem Haus gewesen war, so als gehörte er dorthin. Der gelächelt und meine Mutter geküsst hatte. Der mit Wärme und Vertrautheit mit mir gesprochen hatte …
    »Er hat mich entführt«, sagte ich, als ich die Teile zusammengesetzt hatte. Ich hatte es bereits vermutet, aber Jevs Erinnerungen füllten die Leere mit erschreckender Klarheit. »Er hat geschworen, mich nicht zu töten, aber er hat mich als Geisel genommen, damit er sicher sein konnte, dass du für ihn spionieren würdest. Drei ganze Monate lang. Er hat uns alle drei ganze Monate an der Leine gehabt und hinter sich hergezogen. Weil er Informationen über gefallene Engel in die Hand bekommen wollte. Er hat meine Mutter glauben lassen, ich wäre so gut wie tot.«
    Natürlich hatte er das getan. Er hatte bewiesen, dass er keine Skrupel hatte, sich die Hände schmutzig zu machen. Er war ein mächtiger Nephilim, fähig zu einem ganzen Arsenal von Psychotricks. Und nachdem er mich auf dem Friedhof abgelegt hatte, hatte er diese Tricks benutzt, um meine Erinnerungen weit, weit von mir fernzuhalten. Schließlich konnte er mich nicht laufen lassen, damit ich dann seine teuflischen Taten in die Welt hinausposaunte.
    »Ich hasse ihn. Worte können gar nicht ausdrücken, wie wütend ich bin. Ich will, dass er dafür bezahlt. Ich will, dass er stirbt«, sagte ich fest entschlossen.
    »Das Mal an deinem Handgelenk«, sagte Jev. »Das ist kein Muttermal. Ich habe es schon zweimal vorher gesehen. An meinem alten Nephilimvasallen Chauncey Langeais. Und Hank Millar trägt es ebenfalls, Nora. Das Mal verbindet dich mit ihrer Blutlinie, wie ein sichtbarer Ausdruck eines genetischen Zeichens oder eine DNA -Linie. Hank ist dein leiblicher Vater.«
    »Ich weiß«, sagte ich und schüttelte verbittert den Kopf.
    Er verschränkte seine Hand mit meiner und streifte meine Knöchel mit einem Kuss. Ich war mir des Drucks seines Mundes sehr bewusst, ein leichtes Kribbeln kroch über meine Haut. »Erinnerst du dich?«
    »Ich habe gehört, wie ich es in der Erinnerung erwähnt habe, aber da muss ich es bereits gewusst haben. Ich war nicht überrascht. Ich war wütend. Ich erinnere mich nicht daran, wann ich es erfahren habe.« Ich drückte meinen Daumen auf das Mal, das sich innen über mein Handgelenk zog. »Aber ich fühle es. Mein Bewusstsein und mein Herz sind getrennt, aber ich fühle die Wahrheit. Es heißt, dass Menschen, wenn sie das Augenlicht verlieren, besser hören. Ich habe einen Teil meines Gedächtnisses verloren, aber vielleicht ist meine Intuition dadurch stärker.«
    Wir dachten schweigend darüber nach. Was Jev nicht wusste, war, dass meine wirklichen Eltern nicht die Einzigen waren, worüber meine Intuition ihr Urteil abgab.
    »Ich will nicht über Hank sprechen. Nicht jetzt. Ich will über etwas anderes sprechen, das ich gesehen habe. Oder vielleicht sollte ich eher sagen, etwas, das ich herausgefunden habe.«
    Er blickte mich gleichermaßen neugierig wie misstrauisch an.
    Ein tiefer Atemzug. »Ich

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