Rette mich
Jungs gegenüber und meine sofortige Abneigung gegen Hank. Unser Geist war zwar sauber geleert, aber ein paar Krümel waren zurückgeblieben.
»Vielleicht hast du einfach ein bisschen Geduld mit ihr?«, schlug Patch vor. »Sie steht hinter dir. Ehrlichkeit hat etwas Gutes, aber Treue auch.«
»Mit anderen Worten, lass sie vom Haken.«
Er zuckte die Achseln. »Das musst du wissen.«
Vee hatte mir in die Augen gesehen und mich ohne Vorbehalt angelogen. Das war kein leichtes Vergehen. Aber Tatsache war, ich wusste, wie sie sich fühlte. Jemand hatte ihr Gedächtnis manipuliert, und das fühlte sich nicht gut an. »Verwundbar« beschrieb es nicht einmal annähernd. Vee hatte gelogen, um mich zu schützen. War ich so anders als sie? Ich hatte ihr nicht das Geringste erzählt über gefallene Engel oder Nephilim, und ich griff zu derselben Ausrede. Ich konnte entweder Vee unter meiner Doppelmoral verurteilen oder Patchs Rat annehmen und sie in Frieden lassen.
»Und meine Mutter? Wirst du für sie auch die Hand ins Feuer legen?«, fragte ich.
»Sie denkt, ich hätte was mit deiner Entführung zu tun. Besser ich als Hank«, sagte er, und sein Ton kühlte merklich ab. »Wenn Hank den Verdacht hätte, dass sie die Wahrheit kennt, dann würde er etwas dagegen tun.«
Er drückte es vorsichtig aus. Ich hielt Hank für imstande, sie zu verletzen, wenn er dafür bekam, was er wollte. Ein Grund mehr, sie im Dunklen zu lassen … einstweilen.
Ich wollte nicht einmal einen Fetzen Sympathie für Hank empfinden, ihn nicht im Geringsten vermenschlichen, aber ich ertappte mich dabei, wie ich mich fragte, was für eine Art Mann er gewesen war, als er sich in meine Mutter verliebte. War er schon immer böse gewesen? Oder hatte er uns am Anfang ganz gern gehabt … und sich dann mit der Zeit seine ganze Welt um seine Nephilim-Mission herumgebaut, bis das wichtiger geworden war als alles andere?
Ich beendete meine Spekulationen abrupt. Jetzt war Hank böse, und darauf kam es an. Er hatte mich entführt, und ich würde dafür sorgen, dass er dafür zur Verantwortung gezogen würde.
Ich sagte: »Du meinst, die Festnahme hätte niemals stattgefunden, weil Rixon jetzt in der Hölle ist.« Wortwörtlich in der Hölle, so, wie es sich anhört.
Er bestätigte es mit einem Nicken, aber seine Augen wurden eine Spur dunkler. Ich nahm an, dass Patch nicht gern über die Hölle sprach. Ich bezweifelte, dass irgendein gefallener Engel das gerne tat.
»In deiner Erinnerung habe ich gesehen, dass du dich damit einverstanden erklärt hast, für Hank gefallene Engel auszuspionieren«, sagte ich.
Patch nickte. »Was sie planen und wann. Ich treffe mich jede Woche mit Hank, um Informationen auszutauschen.«
»Was, wenn die gefallenen Engel herausfinden, dass du hinter ihrem Rücken Informationen verkaufst?«
»Ich hoffe, das tun sie nicht.«
Seine lässige Haltung beruhigte mich nicht. »Was könnten sie dir antun?«
»Ich bin schon in schlimmeren Situationen gewesen und bin davongekommen.« Seine Mundwinkel hoben sich. »So eine lange Zeit, und du vertraust mir immer noch nicht.«
»Kannst du mal für zwei Sekunden ernst bleiben?«
Er beugte sich herunter, küsste meine Hand und sprach aufrichtig zu mir. »Sie würden mich in die Hölle werfen. Eigentlich sollten sie das den Erzengeln überlassen, aber das passiert nicht immer.«
» Erklär mir das«, sagte ich bestimmt.
Er lehnte sich mit einer gewissen trägen Arroganz zurück. »Menschen ist es verboten, einander zu töten; so ist das Gesetz. Aber Menschen werden jeden Tag ermordet. Meine Welt ist nicht viel anders. Zu jedem Gesetz gibt es jemanden da draußen, der willens ist, es zu brechen. Ich will nicht so tun, als wäre ich unschuldig. Vor drei Monaten habe ich Rixon in der Hölle angekettet, obwohl ich keine andere Befugnis dazu hatte, außer meinem eigenen Sinn für Gerechtigkeit.«
»Du hast Rixon in der Hölle angekettet?«
Patch sah mich neugierig an. »Er musste bezahlen. Er hat versucht, dich zu töten.«
»Scott hat mir von Rixon erzählt, aber er wusste nicht, wer ihn in der Hölle angekettet hat oder wie es passiert ist. Ich lasse ihn wissen, dass er dir dafür zu danken hat.«
»Ich bin an der Dankbarkeit eines Halbbluts nicht interessiert. Aber ich kann dir erzählen, wie man es macht. Wenn die Erzengel einen Engel aus dem Himmel verbannen und ihm seine Flügel ausreißen, dann behalten sie eine Feder. Die Feder wird sorgfältig zu den Akten gelegt und aufgehoben.
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