retten die Pferde
schauten sie die Fotos an. Das größte zeigte die strahlende Frau Fröschl. Ein anderes, wesentlich kleineres, Herrn Dr. Bär, der sich verärgert den Bart kraulte.
Das dritte Bild war das interessanteste: Frau Theobald im Kreise ihrer Schülerinnen.
„Du siehst prima aus, Anja“, meinte Hanni.
„Die Theo grinst wie ein Honigkuchenpferd.“
„Wir anderen grinsen auch“, fand Nanni. „Aber es geht. Wir sehen gar nicht so übel aus. Bloß Elli ...“ Sie kicherte. Elli hatte, als der Reporter auf den Auslöser drückte, die Augen zugemacht.
„Man könnte meinen, sie schläft im Stehen“, spottete Hanni. „Die wird sich giften!“
„Soll sie“, sagte Nanni und zuckte die Achseln. „Die eitle Gans. Hauptsache, unser Fröschl ist Bürgermeisterin. Jippy
ji ppy je y ! “
Nun kam der Bericht dran.
Frau Fröschl hat mit knapper Mehrheit gewonnen. Vielleicht haben die Mädchen des Internats Lindenhof, die sich mit Witz und Begeisterung für ihre Wunschkandidatin eingesetzt haben, das Zünglein an der Waage gespielt. Bravo!
„Also“, meinte Hanni zufrieden, „jetzt wissen wir endlich, wie toll wir sind.“
Der Tempelgong riss sie aus ihrem frühmorgendlichen Glück. Sie hatten ihn schon Tempelgong getauft, bevor sie wussten, dass es tatsächlich einer war. Allerdings ein nachgemachter, den Frau Theobald im Kaufhaus erstanden hatte, weil sie die schrille elektrische Klingel genauso hasste wie ihre Schülerinnen.
Natürlich gab es beim Frühstück einen Wirbel. Die Neu- igkeit musste lautstark besprochen werden. Die Lehrerinnen drückten beide Augen - besser gesagt beide Ohren - zu.
Alle freuten sich. Nur Elli war wütend. Ein einziges Mal war ihr Bild in der Zeitung! Sie stand ganz vorne neben der Direktorin. Hätte sie sich doch nicht vorgedrängelt! Sie sah einfach blöd aus mit den zusammengezwickten Augen. Warum musste der Fotograf gerade in diesem Moment knipsen! Und sie hatte sich schon so darauf gefreut, ihren Eltern und den Freundinnen zu Hause die Zeitung zu schik- ken. Am liebsten hätte sie geheult. Sie biss die Zähne zusammen.
„Mach dir nichts draus, Elli“, sagte Carlotta, die manchmal ganz schön biestig sein konnte, „deine Frisur kommt gut raus. Da ist das Gesicht nicht so wichtig.“
Alle lachten. Elli sprang auf und verschwand. Im Klo war sie wenigstens vor weiterem Spott sicher. Und weinen konnte sie da auch in aller Ruhe.
Ein Verbündeter mehr
Wieder einmal so ein herrlicher Tag, an dem man davon aufwacht, dass der Regen an die Fensterscheiben trommelt. Es pladderte und rauschte pausenlos bis in den Nachmittag hinein.
„Gehen wir zu Max und Sternchen?“, fragte Hanni. „Ich habe Karotten und zwei Äpfel.“
Nanni hatte nicht viel Lust. Sie las ein spannendes Buch. Draußen war es nasskalt. „Die Pferde werden im Stall sein“, meinte sie.
„Wahrscheinlich. Dann bitten wir den Zierer eben, dass er uns kurz zu ihnen lässt.“
Nanni gab sich einen Ruck. Die Tiere waren wichtiger als ihre Trägheit und das schlechte Wetter. Ein paar Minuten später waren die Mädchen unterwegs. Marion sah sie vom Fenster ihres Zimmers aus. Zwei kleine Gestalten in roten Anoraks, die sich gegen den Regen stemmten und die Köpfe einzogen.
Bestimmt besuchen sie Max und Sternchen, dachte sie. Schade, dass sie nichts davon gesagt hatten. Sie wäre gerne mitgekommen. Warum sollte sie den Zwillingen eigentlich nicht nachlaufen? Es war zwar nicht der ideale Tag für einen Spaziergang, aber sie hatte nichts gegen Regen. Früher war sie oft im Regen mit Catalina ausgeritten .
Marion schlüpfte in ihre blaue Jacke, stülpte einen alten Filzhut auf den Kopf und rannte in die Richtung, in die Hanni und Nanni verschwunden waren. An der Koppel traf sie mit den Zwillingen zusammen.
„Prima, dass du auch gekommen bist“, freute sich Nanni.
Die Pferde waren nicht im Stall. Sie standen eng aneinander geschmiegt unter einem dicht belaubten Baum, beinahe im Trockenen, und schmusten miteinander. Es war ein schönes Bild. Zwei Pferde, die Freunde waren oder eher ein altes Liebespärchen. Ein glückliches Bild für jeden, der nicht wusste, was die Mädchen wussten.
Hanni zog die Nase hoch.
„Tja ...“, murmelte sie.
„Eben.“
„So ein Mist.“
Nanni dachte an Carlottas Vorschlag, Max und Sternchen zu entführen. Heute wäre es nicht schwierig gewesen. Herrn Zierers Wagen stand nicht in der Auffahrt, um das Haus war es still, offensichtlich war er nicht daheim.
Wir dürfen es nicht tun,
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