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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Trainingstricks. Auch Brion verfügte über einige, die sich bisher als äußerst nützlich erwiesen hatten. Er spielte nicht übermäßig gut Schach, aber trotzdem hatte er sämtliche Partien gewonnen, weil er unglaublich viele unorthodoxe Eröffnungen beherrschte. Das war das Ergebnis langer Arbeit. Er ließ sich ständig alte Schachlehrbücher besorgen und hatte Tausende von Partien auswendig gelernt. Das war zulässig. Alles war erlaubt, was sich ohne Benutzung von Drogen oder Maschinen durchführen ließ. Auch Selbsthypnose gehörte dazu.
    Brion hatte länger als zwei Jahre gebraucht, um eine Methode zu finden, mit deren Hilfe er die letzten Reserven seines Körpers nutzbar machen konnte. In den Büchern wurde zwar beschrieben, wie Berserker selbst mit tödlichen Verwundungen weiterkämpften, wie Juramentados, aus unzähligen schweren Wunden blutend, ihre Gegner weiter bedrängten, aber in allen diesen Fällen war der Tod unausbleiblich. Aber es gab noch eine andere Methode, die sich verhältnismäßig leicht beherrschen ließ – die hypnotische Starre. Brion hatte aus beiden eine Technik der Selbsthypnose entwickelt, mit deren Hilfe er die letzten Kraftreserven seines Körpers mobilisieren konnte, um so die Energie zu gewinnen, die den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnte.
    Aber dabei begab er sich in Lebensgefahr, denn dieser Vorgang schwächte den Körper unter Umständen so sehr, daß an eine Genesung nicht mehr zu denken war. Jetzt spielte dieser Gesichtspunkt allerdings keine Rolle mehr. Vor ihm waren schon andere während der Spiele gestorben – und der Tod in der letzten Runde war in gewisser Beziehung leichter zu ertragen als eine Niederlage.
    Brion atmete tief ein und konzentrierte sich auf das Kommende. Die unendliche Müdigkeit fiel plötzlich von ihm ab. Als er die Augen wieder öffnete, sah er seinen Gegner klar vor sich.
    Aber jede einzelne Sekunde, die so verstrich, entzog seinem Körper die Kraft, auf der seine Existenz als lebendes Wesen beruhte.
    Als der Summer ertönte, riß er seinem Sekundanten das Florett aus der Hand und stürmte vorwärts. Irolg hatte kaum genügend Zeit, nach seiner eigenen Waffe zu greifen und den Angriff zu parieren. Die Körper der beiden Gegner prallten aufeinander. Irolg schien von der Wucht des Angriffs überrascht zu sein – dann lächelte er. Er hielt ihn für eine letzte Anstrengung, weil er wußte, wie erschöpft sie beide waren. Brion war jetzt bestimmt am Ende seiner Kräfte.
    Sie trennten sich, und Irolg machte sich zur Verteidigung bereit. Er wollte nicht selbst angreifen, sondern erst abwarten, bis Brion sich völlig verausgabt hatte.
    Brion bemerkte, daß Irolg ihn beinahe furchtsam anstarrte, als er schließlich seinen Irrtum einsah. Brion war nicht am Ende seiner Kräfte. Nein, er verstärkte seine Angriffe sogar noch und verschärfte das Tempo. Irolg war der Verzweiflung nahe – Brion spürte es deutlich und wußte, daß der fünfte Punkt ihm gehörte.
    Die Bewegungen des anderen wurden immer langsamer. Dann kam der plötzliche Schwung, mit dem Irolgs Waffe beiseite gedrückt wurde. Vorwärts und unter der Deckung hindurch. Die Spitze des Floretts auf der Brust des anderen, der stählerne Bogen, der über Irolgs Herz endete.
    Geräusche – Klatschen und Beifallsrufe – drangen an Brions Ohren, aber er nahm sie nur undeutlich wahr. Irolg ließ seine Waffe fallen und wollte Brion die Hand schütteln, aber in diesem Augenblick gaben seine Beine nach. Der Riese sackte in sich zusammen. Brion legte ihm den Arm um die Schultern, stützte ihn und hielt ihn aufrecht, während die Helfer von beiden Seiten hinzueilten. Dann trugen sie Irolg fort, und Brion wehrte seine Männer ab, weil er allein gehen wollte.
    Aber irgend etwas stimmte nicht mehr. Er sank in die Knie. Nein, er sank nicht – er fiel. Endlich. Er durfte nachgeben und fallen.
     

 
2.
     
    Ihjel gab den Ärzten genau vierundzwanzig Stunden, bevor er das Krankenhaus aufsuchte. Brion war doch nicht gestorben, obwohl er in höchster Lebensgefahr geschwebt hatte, nachdem er eingeliefert worden war. Einen Tag später hatte sein Zustand sich bereits erheblich gebessert – und mehr wollte Ihjel gar nicht wissen. Er drängte sich an dem Pflegepersonal vorbei, bis er vor der Tür des Krankenzimmers auf entschlossenen Widerstand stieß.
    »Ihr Benehmen ist unmöglich, Sieger Ihjel«, sagte der Arzt bestimmt. »Wenn Sie sich weiter so aufführen, obwohl Ihnen bereits ausgerichtet

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