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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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waren, wurde die Langeweile zum größten Feind aller Anvharianer, die nicht gerade Pelztierjäger waren. Aber selbst die Jäger konnten nicht den ganzen Winter allein in der Wildnis verbringen. Alkohol war eine Antwort auf dieses Problem, Gewalttätigkeit eine andere. Die Menschen gewöhnten sich allmählich daran, daß sie während der kalten Jahreszeit von Säufern und Mördern terrorisiert wurden.
    Erst die Spiele setzten dem ein Ende. Als sie Bestandteil des täglichen Lebens wurden, spielte der Sommer nur noch die Rolle einer Zwangspause zwischen den Spielen. Die Spiele waren mehr als nur ein Wettbewerb – sie erfüllten sämtliche körperlichen und geistigen Bedürfnisse der Bewohner dieses ungewöhnlichen Planeten. Sie waren ein Zwanzigkampf in höchster Potenz, in dem Schach und Sonetteschreiben ebenso bewertet wurden wie Skispringen und Bogenschießen. Alljährlich wurden zwei getrennte Wettkämpfe veranstaltet, einer für Männer, der andere für Frauen. Jeder Mann und jede Frau konnte sich zu den Spielen anmelden und Jahr für Jahr daran teilnehmen.
    Wer siegte, war wirklich der beste Wettkämpfer gewesen. Ein kompliziertes System aus Zwischenentscheidungen ließ die Teilnehmer und Kampfrichter den ganzen Winter hindurch kaum zu Atem kommen. Auf diese Vorentscheidungen folgte die letzte Phase der Spiele, die einen ganzen Monat lang dauerte. Dann stand ein einzelner Sieger fest, dem auch der Titel Sieger verliehen wurde. Der Mann – und die Frau – blieb bis zum nächsten Jahr eine Art ungekrönter König.
    Sieger. Das war ein Titel, auf den man mit Recht stolz sein durfte. Brion drehte sich mühsam auf eine Seite, bis er zum Fenster hinaussehen konnte. Sieger von Anvhar. Sein Name würde in den Geschichtsbüchern stehen, denn nun gehörte auch er zu den wenigen Helden, die dieser Planet aufzuweisen hatte. Die Schulkinder würden Einzelheiten seiner Lebensgeschichte lernen, wie sie zuvor die der anderen Sieger gelernt hatten. Sie würden träumerisch an den Tag denken, an dem auch sie vielleicht aus den Spielen als Sieger hervorgehen würden. Ein Sieger zu sein, war die höchste Ehre des Universums.
    Draußen durchdrang die schwache Nachmittagssonne kaum den leichten Wolkenschleier am Himmel. Die weiten, mit Eis bedeckten Ebenen sogen das Licht auf und reflektierten nur einen Bruchteil davon. Ein einsamer Skiläufer zog dort seine Spur; alles andere war zu Eis erstarrt.
    Brion erkannte plötzlich mit erschreckender Klarheit, daß es wirklich nichts bedeutete, ein Sieger zu sein. Als ob man der beste Floh geworden wäre – unter allen anderen Flöhen auf einem einzigen Hund.
    Was war denn schon Anvhar? Ein eisbedeckter Planet, der von einigen Millionen menschlicher Flöhe bewohnt wurde, um die sich niemand in der gesamten Galaxis kümmerte. Hier gab es nichts, worum es sich zu kämpfen gelohnt hätte; die nach dem Zusammenbruch aufgeflammten Kriege hatten den Planeten nicht berührt. Die Anvharianer waren auf diese Tatsache immer stolz gewesen – als könne man stolz darauf sein, daß man selbst so unbedeutend war, daß niemand auch nur den Wunsch verspürte, ihnen einen Besuch abzustatten. Alle anderen von Menschen besiedelten Planeten entwickelten sich, kämpften, gewannen, verloren, veränderten sich. Nur auf Anvhar wiederholte sich das Leben in einem stets gleichbleibenden Rhythmus …
    Brions Augen waren feucht geworden, er fuhr sich mit der Hand darüber. Tränen! Diese unglaubliche Tatsache ließ ihn das Selbstmitleid vergessen und erfüllte ihn gleichzeitig mit Angst. Hatten die Spiele ihn doch mehr mitgenommen, als er gedacht hätte? Mitleid mit sich selbst hatte ihm bestimmt nicht den Sieg in den Spielen gebracht – weshalb empfand er es dann jetzt? Was war die Ursache für diesen plötzlichen Sinneswandel?
    Während er über diese Frage nachdachte, fand er bereits die Antwort darauf. Sieger Ihjel. Der Dicke mit den merkwürdigen Ansichten und den bohrenden Fragen. Hatte er Brion verzaubert – wie die Hexe im Märchen? Nein, das war ein lächerlicher Gedanke. Aber er hatte trotzdem etwas getan. Vielleicht nur eine Idee erläutert, während Brions Widerstandskraft geschwächt war. Brandd konnte seinen Verdacht nicht begründen, glaubte aber sicher zu wissen, daß Ihjel an seinem Dilemma schuld war.
    Er stieß einen leisen Pfiff aus, und der wieder instand gesetzte Lautsprecher unter dem Fernsehschirm klirrte. Die diensthabende Krankenschwester erschien auf dem Bildschirm.
    »Schwester,

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