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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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wissen Sie, wo der Mann ist, der heute bei mir war?« fragte Brion. »Sieger Ihjel. Ich muß mit ihm sprechen.«
    Die Schwester schwieg einen Augenblick verwirrt, dann entschuldigte sie sich hastig und schaltete das Gerät aus. Als der Bildschirm wieder aufleuchtete, hatte ein uniformierter Wachtposten ihre Stelle eingenommen.
    »Sie haben sich nach Sieger Ihjel erkundigt«, sagte der Mann. »Er wird hier im Krankenhaus festgehalten, nachdem er gewaltsam bei Ihnen eingedrungen ist.«
    »Ich habe ihm nichts vorzuwerfen. Wollen Sie dafür sorgen, daß er mich sofort aufsucht?«
    Der Posten beherrschte sich nur mühsam. »Tut mir leid, Sieger – das kann ich unmöglich. Dr. Caulry hat ausdrücklich befohlen, daß Sie auf keinen Fall …«
    »Dr. Caulry kann mir mein Privatleben nicht vorschreiben«, unterbrach ihn Brion. »Schließlich leide ich nicht an einer ansteckenden Krankheit, sondern bin nur ein bißchen erschöpft. Ich will Ihjel sprechen. Sofort.«
    Der Uniformierte holte tief Luft, fand sich aber doch in das Unvermeidliche. »Gut, ich werde ihn benachrichtigen.«
    »Was hast du mit mir angestellt?« fragte Brion, als er mit Ihjel allein war. »Du willst doch nicht etwa bestreiten, daß du mir diese komischen Gedanken in den Kopf gesetzt hast?«
    »Nein, das leugne ich keineswegs ab. Schließlich bin ich einzig und allein hier, um dir diese ›komischen‹ Gedanken näherzubringen.«
    »Ich möchte wissen, wie du das fertiggebracht hast«, drängte Brion. »Ich muß es wissen.«
    »Ich werde es dir erklären – aber du mußt noch ein paar andere Dinge begreifen, bevor du dich dafür entscheidest, daß du Anvhar verlassen willst. Zunächst – und das ist der Schlüssel zu allem anderen – brauchst du Klarheit über das Leben, das wir hier gewöhnt sind. Wie sind deiner Meinung nach die Spiele entstanden?«
    Bevor er antwortete, nahm Brion eine doppelte Dosis des milden Anregungsmittels, das ihm der Arzt verschrieben hatte. »In diesem Punkt habe ich keine Meinung, sondern kann mich auf Tatsachen stützen«, gab er zurück. »Der Beginn läßt sich eindeutig festlegen. Der Gründer der Spiele hieß Giroldi, die ersten Wettkämpfe fanden im Jahre 378 n. Z. statt. Seitdem wurden die Spiele regelmäßig jedes Jahr veranstaltet. Zu Anfang fanden sich nur wenige Teilnehmer, aber im Lauf der Jahre beteiligten sich immer mehr Männer und Frauen daran.«
    »Richtig«, bestätigte Ihjel. »Aber du hast eben beschrieben, was geschah. Ich habe dich gefragt, wie es zu den Spielen kam. Wie kommt es, daß ein einzelner Mann einen ganzen Planeten, der von halbverrückten Jägern und ständig alkoholisierten Farmern bewohnt wird, in ein Musterbeispiel für eine tadellos funktionierende Gesellschaftsordnung verwandeln kann, die auf den Spielen basiert? Klingt das nicht reichlich unwahrscheinlich?«
    »Er hat es aber geschafft!« widersprach Brion. »Das kannst du nicht bestreiten. Und die Spiele sind keine Einrichtung, die den Menschen aufgezwungen wurde. Im Gegenteil, auf einem Planeten wie dem unseren, sind sie aus logischen Gründen erforderlich.«
    Ihjel lachte ironisch. »Sehr logisch«, meinte er, »aber wie oft passiert es deiner Meinung nach, daß Regierungen oder Gesellschaftsgruppen logische Entscheidungen treffen? Versetze dich doch einmal in Giroldis Lage. Stelle dir vor, daß du die Spiele ›erfunden‹ hast. Dann besteht deine nächste Aufgabe darin, daß du die anderen von dieser Idee überzeugst. Folglich näherst du dich bescheiden dem nächsten verlausten, grobschlächtigen, abergläubischen und trinkfesten Jäger, um ihn zu überzeugen. Du machst ihm klar, daß Dinge wie Sonetteschreiben oder Schach sein Leben interessanter und lebenswerter machen könnten. Du darfst es ruhig versuchen – aber nimm dich vor seinen Fäusten in acht!«
    Selbst Brion mußte über diesen absurden Vorschlag lachen. Nein, so konnte es nicht gewesen sein.
    »Wir könnten uns noch lange darüber unterhalten«, fuhr Ihjel fort, »aber du würdest nie auf die richtige Spur kommen, wenn ich …« Er brach mitten im Satz ab und starrte zu dem Fernsehschirm hinüber. Eine grüne Lampe leuchtete auf und zeigte an, daß das Gerät sich in Betrieb befand, obwohl der Schirm dunkel geblieben war. Ihjel griff nach dem Kabel, das erst vor kurzer Zeit ersetzt worden war, und riß es aus der Wand. »Dein Onkel Doktor ist ziemlich neugierig«, stellte er fest. »Die Wahrheit über die Spiele geht ihn nichts an. Wohl aber dich! Du mußt

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