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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Gedanke gekommen, irgend etwas könnte ihn zu Kyla ziehen. Ich versuchte es leicht zu übergehen.
„Kyla wird mich ein wenig ablenken“, sagte ich und zuckte die Achseln. „Und doch hat sie schon einmal Doktor Allison zurückgebracht“, sagte Regis nachdenklich. Aber dann lachte er. „Aber vielleicht hast du recht. Vielleicht verscheucht Kyla diesen Dr. Allison, falls er auftauchen sollte.“
    6.
    Die Kohlen des sterbenden Feuers warfen seltsame Schatten auf Kylas Gesicht und Schultern und die strähnigen Wellen ihres dunklen Haares. Nun, da wir allein waren, fühlte ich mich irgendwie verlegen und gehemmt.
„Kannst du nicht schlafen, Jason?“ fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. „Aber du solltest schlafen, solange du die Möglichkeit hast.“ Ich hatte das Gefühl, in dieser Nacht aller Nächte die Augen nicht schließen zu dürfen, denn wenn ich sie zumachte, dann verwandelte ich mich im Schlaf in diesen verhaßten Jay Allison. Einen Augenblick lang sah ich den Raum mit seinen Augen. Für ihn war er nicht gemütlich und sauber. Er war ja an die sterilen, weißgefliesten Räume und Korridore des terranischen Hauptquartiers gewöhnt und würde den hier als unhygienisch, schmutzig und von Ungeziefer verseucht betrachten.
Nachdenklich wandte sich Kyla an mich: „Du bist ein seltsamer Mann, Jason. Welche Art Mensch bist du in deiner Welt, in der Welt der Terraner?“ Ich lachte, doch mir war nicht nach Lachen zumute. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, ihr die ganze Wahrheit zu sagen.
„Kyla, der Mann, den du als Jason kennst, existiert gar nicht. Ich wurde für diese Aufgabe eigens geschaffen. Ist sie erledigt, dann bin ich es auch.“ Sie sah mich mit großen Augen an. „Ich habe schon erzählen hören von den Terranern und ihren Wissenschaftlern, daß sie… Menschen machen können, die nicht wirklich sind, Menschen aus Metall, nicht aus Fleisch und Blut…“ Ehe dieses Entsetzen der Unschuld noch vollen Ausdruck fand, streckte ich rasch meine verbundene Hand aus, nahm ihre Finger in die meinen und ließ sie darübergleiten. „Ist das Metall? Nein, nein, Kyla. Aber der Mann, den du als Jason kennst — der bin ich nicht. Ich bin ein ganz anderer…“ Wie sollte ich Kyla erklären, daß ich praktisch nur eine verdrängte Persönlichkeit war, wenn ich diese Sache doch selbst nicht begriff?
Sie hielt meine Finger fest. „Ich sah einmal einen anderen aus deinen Augen schauen. Einen Geist…“, sagte sie.
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Für die Terraner bin ich der Geist!“ „Armer Geist“, flüsterte sie.
Ihr Mitleid schmerzte. Ich wollte es nicht.
„Ich kann das nicht bedauern, was ich nicht weiß. Vielleicht werde ich mich auch deiner nicht erinnern.“ Aber das log ich. Ich wußte, daß ich ohne Bedauern vielleicht alles vergessen konnte, aber den Gedanken, dieses Mädchen verlieren zu sollen, weil ich es vergaß, konnte ich nicht ertragen. Wenn ich sie vergessen sollte, dann würde mein Geist niemals Ruhe finden. Ich sah über das Feuer hinweg zu Kyla hinüber, die auf gekreuzten Beinen im Schein der Kohlenpfanne hockte, in der nur noch wenige Kohlen glimmten. Sie hatte ihre geschlechtslose Oberkleidung abgelegt und trug jetzt ein anliegendes Kleidchen, das so einfach geschnitten war wie ein Kinderkleid und sie seltsam rührend erscheinen ließ.
Darunter war noch ein Stückchen Verband sichtbar, und eine vage Erinnerung, die nicht die meine war, diskutierte irgendwo in einer versteckten Ecke meines Gehirns, daß die kunstlos behandelte und nicht vernähte Wunde als Narbe sichtbar bleiben würde. Sichtbar für wen?
Sie streckte ihre Hand aus und berührte mich mit zarten Fingern. „Jason! Jason?“
Meine Selbstbeherrschung verließ mich. Mir war, als stehe ich klein und schwankend unter einem riesigen, leeren Echoraum, der Jay Allisons Geist war, und das Dach mußte jeden Augenblick auf mich herunterfallen. Kylas Bild flackerte, verschwamm, kehrte zurück, und war unendlich zart und rührend; dann war sie, als hätte ich ein Teleskop umgedreht, ganz weit weg, scharf, abweisend und so wenig begehrenswert wie irgendein Bazillus unter der Linse eines Mikroskops.
Ihre Hände schlössen sich um meine Schultern. Ich streckte die Hand aus, um sie abzustreifen.
„Jason, gehe nicht so von mir weg!“ flehte sie. „Sprich mit mir, Jason, sage es mir, bitte!“
Aber ihre Worte fielen in eine große Leere und erreichten mich nicht. Ich wußte, daß morgen ein unendlich wichtiger Tag war, daß

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