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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Angelpunkt all meiner Gedanken zu sein. Sie gehörte nicht dem terranischen Hauptquartier an und war kein Teil irgendeiner Welt, die Jay Allison gekannt haben könnte. Sie gehörte ganz und ausschließlich zu Jason, zu meiner Welt. Zwischen Schlaf und Wachen verlor ich mich in einen Traum, in dem ich mich in kühnen Schwüngen über die Baumstraßen bewegte und hinter einem fernen Mädchen her jagte, das vom Nest mit Stößen und Schlägen davongetrieben worden war. Irgendwo auf einem Blätterbett würde ich sie finden und dann mit ihr zur Stadt zurückkehren. Um den Kopf trug sie einen Kranz aus roten Blättern, den Kranz der Auserwählten, und die gleiche Frau, die sie mit Stein würfen und Flüchen davongejagt hatte, würde sie willkommen heißen, wenn sie mit mir zurückkehrte.
Die fliehende Frau sah über die Schulter zu mir zurück, und sie hatte Kylas Augen. Dann veränderte sich die Gestalt, und Dr. Forth stand zwischen uns auf der Baumstraße und legte den ausgestreckten Arm mit den Merkurstäben zwischen uns. Kendricks in seiner Spaceforce-Uniform drohte uns mit seiner Strahlenpistole, und auch Regis Hastur trug plötzlich die Uniform des Space Service. Er sagte: „Jay Allison, Jay Allison“, als die Lianen der Baumstraße unter unseren Füßen splitterten und krachten und wir den Wasserfall hinunterstürzten, weiter, immer weiter, unaufhaltsam.
„Aufwachen!“ wisperte Kyla und stieß mir ihren Ellbogen in die Seite. Ich öffnete die Augen, starrte in die Dunkelheit und versuchte mich an dem Nachtmahr festzuhalten.
„Was ist denn los?“ flüsterte ich.
„Du hast gestöhnt. Ein kleiner Anfall von Bergkrankheit?“
Ich grunzte und bemerkte, daß mein Arm um ihre Schultern lag. Rasch zog ich ihn zurück. Nach einer Weile schlief ich wieder ein.
    *
    Noch vor Tagesanbruch krabbelten wir müde, fröstelnd und mit steifen Gelenken aus unseren Decken. Keiner war ausgeruht, aber jeder wollte so schnell wie möglich weiter.
Das Licht war noch ziemlich trübe, aber der Schnee war hart, und der Pfad erwies sich als nicht allzu schwierig. Ich glaube, die hinter uns liegenden Mühen hatten sogar den Amateuren die Gedanken an schwierige Klettertouren ausgetrieben. Jeder von uns hoffte darauf, daß die tatsächliche Überquerung des Passes ereignislos verlaufen und zu keinem weiteren Höhepunkt der Schwierigkeiten werden würde.
Die Sonne ging eben auf, als wir den Dämmerung erreichten. Eng aneinandergedrängt standen wir eine Weile da in dem schmalen Einschnitt zwischen den riesigen Gletschergipfeln.
Hjalmar sah ein wenig sehnsüchtig hinauf. „Wäre fein, wenn wir da hinaufklettern könnten“, meinte er.
Regis grinste ihn kameradschaftlich an. „Eines Tages vielleicht. Das Wort eines Hastur darauf, daß du dann mit zur Expedition gehörst.“ Die Augen des Riesen glühten vor Begeisterung und einer Spür Rührung. Dann wandte Regis sich an mich: „Wie war’s mit dir, Jason? Wollen wir sie im nächsten Jahr gemeinsam angehen? Machst du mit?“ Das war sicher eine ernstgemeinte und freundschaftliche Aufforderung.
Ich erwiderte sein Lachen, aber dann schoß in mir ein wütender, schwarzer, drohender Teufel auf. Als das wieder vorüber war, wußte ich plötzlich, daß ich nicht da sein würde. Ich würde nirgendwo sein. Ich war ein Surrogat, ein Ersatz, ein Splitter aus Jay Allisons Körper und Geist, wenn das vorüber war, wenn Forth und seine Praktiken mich wieder an den mir zukommenden Platz zurückgestellt hatten — an den Platz Nirgendwo —, dann gab es mich ja gar nicht mehr. Niemals mehr würde ich auf einen Berg steigen, nur jetzt, nur dieses eine Mal, da wir aus purer Notwendigkeit gegen die verrinnende Zeit anrannten.
Ich fühlte, daß ich meinen Mund zu einem Strich zusammenkniff. „Darüber werden wir uns später unterhalten. Wenn wir zurück sind — falls wir zurückkommen. Und jetzt schlage ich vor, wir gehen wieder weiter. Einige von uns müssen schnellstens aus diesen Höhen herunterkommen.“ Der Pfad jenseits des Dämmerung, aber noch innerhalb des Berglandes, war eindeutig zu erkennen und sogar markiert. Im Gänsemarsch brachten wir den Abstieg fast gemütlich hinter uns. Als der Nebel sich hob und wir die Schneegrenze überschritten, lag vor uns ein unermeßlicher grüner Teppich, in dem ein paar bunte Flecken schimmerten. Ich erklärte ihnen: „Das hier ist der Nordforst, und die Farben, die ihr seht, sind die Straßen in den Städten der Waldmänner.“
Nach einer Stunde hatten wir

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