Rettungskreuzer Ikarus Band 002 - Das weiße Raumschiff
als Reinigungskraft in der Krankenstation gefunden hatte.
Auch heute war wieder einer dieser Tage, an denen nichts gut gehen wollte. Erst
reagierte Pamela Callisto, die blonde, gut gebaute Krankenschwester höchst
unwillig auf seine Annäherungsversuche – sie schien eher ein Auge
auf den Captain der Ikarus geworfen zu haben –, dann verschüttete
er Reinigungsmittel, auf dem Dr. Anande ausrutschte und sich eine schmerzhafte
Prellung zuzog, was seinen Beförderungschancen nicht gerade zuträglich
war. Denn obwohl er bisher schon dreimal durch die Prüfung zum Reinigungsfachkraftsvorarbeiter
durchgefallen war, hatte er sich doch gute Chancen ausgerechnet, beim vierten
Mal die Prüfung zu packen. Olafsson hatte heute einfach einen schlechten
Tag, und so zog er seinen Kopf ein, packte den mobilen Reinigungsautomaten und
verzog sich in die Messe, in der gerade die Besatzung der Ikarus beisammen saß
und sich unterhielt. Menke holte den Schrubber aus dem Seitenfach des Automaten
und begann, den Boden zu reinigen. Er wurde geflissentlich ignoriert, sodass
er seine Ohren aufstellen konnte, um zu lauschen.
»Meiner Auffassung nach haben wir alle gefunden«, erklärte gerade
Darius Weenderveen und hielt eine kleine Abhöreinrichtung in der Hand.
»Ich habe zusammen mit Trooid das Schiff von oben bis unten durchsucht
und wir haben fast alles auseinander genommen, was man auseinander nehmen kann.«
Sonja DiMersi bewegte ihren kurzgeschorenen Kopf, dessen weißes Haar wie
eine Halogenlampe zu leuchten schien. Ihr hageres, jedoch durchaus angenehmes
Gesicht wirkte ausnahmsweise einmal entspannt.
»Weenderveen hat gute Arbeit geleistet«, lobte sie widerwillig. »Er
hat jetzt noch weitere zwölf Wanzen in der Ikarus gefunden. Damit dürften
wir wirklich alle gefunden haben – zumindest entsprechend unserer Möglichkeiten.«
Captain Roderick Sentenza nickte grimmig. Er griff sich eine der deaktivierten
Abhöreinrichtungen.
»Ich habe veranlasst, dass alle Werfttechniker hier befragt wurden«,
erläuterte er. »Doch erwartungsgemäß ist dabei nichts herausgekommen.
Ich vermute, dass diese Dinge bereits auf der Werft installiert wurden, die
die Ikarus vom Kreuzer in ein Rettungsschiff umgebaut hat. Das lässt auf
eine Vorbereitung von langer Hand schließen.«
Dr. Anande kratzte sich an seinem ovalen Schädel und wirkte verunsichert.
»Was passiert also als nächstes?«, fragte er.
»Keine Ahnung«, antwortete Sentenza. »Ich habe Sally noch einmal
hergebeten, da ich diese Sache mit ihr besprechen möchte. All dies würde
nicht passieren, wenn es nicht um politische Machtspiele im Corps gehen würde,
in die wir hineingezogen werden. Ich werde sie um klare Antworten bitten. Diese
ständige Bedrohung kann unser aller Leben gefährden, das hat der Angriff
auf unser Schiff bewiesen.«
Chief diMersi nickte und wies auf die Tür.
»Da kommt sie schon!«
Menke Olafsson widmete sich den Schränken und Regalen der Messe und schien
ganz mit dem Inventar zu verschmelzen. Weiterhin wurden er und der ihm getreulich
folgende Wartungsautomat von der Besatzung ignoriert. Olafsson freute sich –
dies versprach, doch noch ein interessanter Arbeitstag zu werden!
Sally McLennane betrat den Aufenthaltsraum und warf einen kurzen Blick in die
Runde. Sie spürte ein gewisses Maß an Feindseligkeit, das ihr entgegenschlug
und konnte es der Ikarus-Besatzung nicht einmal verübeln. Die Ereignisse
der letzten Wochen hatten ein böses Schlaglicht auf die politischen Entwicklungen
innerhalb des Raumcorps geworfen und sie stand genau im Fokus der Bemühungen.
Die Mannschaft des Rettungskreuzers gehörte zu den Bauern, die auf dem
Schachbrett der Auseinandersetzung standen. Niemand war gerne ein Bauer –
vor allem dann nicht, wenn man sich über seine Situation schmerzhaft bewusst
war. Doch Sally war entschlossen, sich von den Umständen nicht beeindrucken
zu lassen. Sie würde die Rettungsabteilung zu einem Erfolg machen –
als Basis für ihre Rückkehr in die Führungsriege des Raumcorps.
Doch jetzt war es erst mal notwendig, seelische Trostpflaster zu verteilen.
Sentenza räusperte sich.
»Bei unserer letzten Besprechung haben wir uns darüber unterhalten,
wie wir uns gegen weitere Anschläge durch Ihre Gegner schützen können«,
eröffnete der Captain die Diskussion. »Sie sind mir ausgewichen. Ich
habe Ihnen ganz klar gemacht, dass unsere Geduld
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