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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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unwillig. »Freies Raumcorps hin oder her, die Ikarus ist ein Segen für diesen gottverlassenen Raumsektor, und wenn das Schiff
in Schwierigkeiten ist, dann werden wir ihm helfen, so wahr ich Flugdirektor
bin!«
    Der Navigator machte ein unglückliches Gesicht. »Aber die Kalkulation,
Ehrwürdiger, allein die Antriebsmasse –«
    »Papperlapapp!«, machte Paknak. »Für die Kalkulation ist
wohl immer noch der Flugdirektor verantwortlich, oder?«
    Der Navigator blickte betreten auf den Boden. »Natürlich, Ehrwürdiger,
ich wollte gar nicht –«
    »Denken, offenbar wolltest du nicht denken! Aber das ist auch gut so –
du bist der Navigator, und ein ziemlich mittelmäßiger dazu, und ich
bin das Genie, das die Geschäfte der Kooperative zu neuen Blüten führt.
Deswegen habe ich auch ein respektables Gewicht im Rat der Kooperative und auf
diesem Sessel, während du Fliegenschiss auf deinem Hocker sitzt und ohne
Hilfe durch die Schleusentür passt. Und deswegen fälle auch ich die
Entscheidungen.«
    Der Navigator war dunkel angelaufen vor Scham. Der Flugdirektor hatte ihn auf
seinen Platz verwiesen, und das zu Recht. Er wog nur magere 150 Kilogramm, und
das war ein Leichtgewicht unter den Schluttnicks. Vor der nächsten Beförderung
durfte er die 180 nicht überschreiten, sonst würde man ihn wegen Amtsanmaßung
anklagen.
    »Also«, seufzte Paknak auf. »Wir setzen jetzt einen Kurs auf
das Signal, und der Ingenieur soll aus dem Quark kommen. Wie weit ist es entfernt?«
    Der Navigator blickte auf seinen Schirm. »Zwei Lichtjahre, Ehrwürdiger.«
    Paknak nickte befriedigt. »Das schafft die Maschine spielend. Auf, unwürdiges
Nichts, Kurs berechnen, Flugalarm geben, Hypersprung, Rettung, endloser Ruhm
für mich und beschämende Einsicht für dich!«
    Der Navigator senkte betreten den Kopf, wirbelte herum und begann sofort mit
den Vorbereitungen. Flugdirektor Paknak lehnte sich in seinem Sessel zurück
und überlegte, wie er mit dem Corps bei nächstbester Gelegenheit ins
Geschäft kommen würde. Der Absatz von Schlutterware war in diesem
Sektor der Galaxis bescheiden, doch wenn er beim Corps einen Fuß in die
Tür bekäme ... nun ja, dann würde sich diese nicht nur nicht
wieder schließen lassen, seine Beförderung zum Sektordirektor stünde
dann kurz bevor. Und dann könnte er endlich zugreifen und die 300 Kilo
Lebendgewicht anpeilen.
    Noch während Flugdirektor Paknak seine Zukunft in den glänzendsten
Farben ausmalte, nahm die Frische Ware Fahrt auf und ging in den Hyperraum.

    Jeder hatte auf dem großen Schluttnick-Frachter eine eigene Kabine bekommen,
und das war auch gut so.
    Sonja DiMersi hatte sich gefangen, doch sie war immer noch ein Wesen, das den
Schmerz, den es empfand, nahezu körperlich ausstrahlte und mit leerem Blick
durch andere Personen hindurchstarrte. Die Chefingenieurin war am Ende der Ikarus nicht schuldig, sie war nicht einmal andeutungsweise daran beteiligt. Was immer
das Schiff zerstört hatte, es war nicht auf Grund von mangelnder Wartung
oder anderer Nachlässigkeiten geschehen, doch das war Sonja DiMersi rational
nicht beizubringen. Sie hatte nach langem inneren Zögern die Verantwortung
akzeptiert, die man ihr auf der Ikarus übertragen hatte, und nun
schien sie sich für all das die Schuld zu geben. Obgleich sich alle sicher
waren, dass es eine zweite Ikarus geben würde, war das erste Schiff
immer das Wichtigste – in etwa wie die erste Liebe. Für Sonja DiMersi,
die wieder geboren worden war nach dem Ende der Oremi , war die Ikarus in gewisser Hinsicht das erste Schiff gewesen, und der Verlust traf sie wie
niemand anderen der Besatzung.
    Anande hatte ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, damit sie etwas Schlaf
fand, doch er war sich bewusst, dass die eigentliche Wunde langwieriger zu heilen
war – und im Regelfalle nicht durch ein Medikament.
    Anande, Weenderveen, Trooid und Thorpa waren gleichfalls geschockt, hatten sie
den alten Kreuzer doch zunehmend als ein Zuhause empfunden. Doch so tief der
Schrecken auch saß – und mit ihm Enttäuschung, Wut, Verzweiflung
und Verwirrung –, sie alle würden ihn leichter überwinden als
die Chefingenieurin.
    Selbst die sonst nicht für ihr Taktgefühl bekannten Schluttnick, die
sie auf Vortex Outpost abzuliefern versprochen hatten, mieden die in ihrer Kabine
liegenden Frau und überließen die Betreuung ganz Anande, der hin
und wieder zu ihr

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