Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
gegangen! Aufschlag in vier Minuten!«
»Ausweichmanöver!«, brüllte Captain LeWine, und vielleicht
zögerte Ash nur eine Sekunde zu lange, die im normalen Manöver als
Schrecksekunde gegolten hätte, hier aber ging Lieutenant-Commander Huntington
auf Nummer sicher. Sie sprang von ihrem Sitz auf, zog den Blaster und setzte
ihn Ash an die Schläfe.
»Tun Sie es!«
»Ja, Ma'am.«
Der junge Lieutenant ließ seine Hände über die Tasten fliegen.
War er nun entdeckt und hielten sie ihn für einen Spion, oder hatte Huntington
nur überreagiert? Ash wollte die Antwort plötzlich gar nicht mehr
wissen. In dem Moment, als der Feuerbefehl für einen Torpedo kam, stoppte
er sämtliche Triebwerke und trieb in einer schnellen Bewegung seinen Ellbogen
in Chelseas Seite. Der Erste Offizier war viel zu überrascht, ächzte
und knallte auf sein Instrumentenpult. Templeton entwand ihr spielend die Pistole,
setzte sie an ihre Schläfe und zog die Frau mit sich hoch. Er hielt sie
wie einen lebenden Schutzschild vor sich in Position, die freie Hand um ihren
Hals geschnürt.
»Keine Bewegung!«
»Ash!«, keuchte Captain LeWine. »Was soll das?«
»Wer hat mich denn zuerst mit der Waffe bedroht?«
LeWine stand auf und hob beschwichtigend die Hände, doch Ash wusste genau,
dass er mit dem Rücken zur Wand stand und nicht lebendig hier herauskam,
wenn er nicht rasch handelte. Ein letztes Mal irrte sein Blick zu dem Hauptschirm,
der das Näher kommen der Paracelsus in deutlicher Größe
zeigte. Entschlossen streckte er den Lauf der Waffe vor und drückte ab.
Der Energieblitz fraß sich in die Brust des Waffenoffiziers, der mit schreckgeweiteten
Augen in sich zusammensackte. Sofort hatte Ash die Mündung wieder an Chelseas
Schläfe gesetzt.
»Ich mache ernst«, sagte er überflüssigerweise. »Los,
alle rüber auf die Steuerbordseite.«
Er wedelte zur Unterstreichung seiner Worte mit dem Blaster. Auf ein Nicken
des Captains hin befolgten die anderen seinen Befehl. Ash wartete nicht länger.
Wenn er nicht schnellstens von Bord kam, war es zu spät. Er schleifte Huntington
mit sich bis zur Tür des Brückenschotts, stieß sie dann grob
von sich und schlüpfte durch das sich öffnende Schott. Auf der anderen
Seite zerstörte er mit einem gezielten Energiestoß den Öffnungsmechanismus
und rannte los.
Am Ende des Ganges hatten zwei Soldaten, die vor dem Waffenraum postiert waren,
den Schuss gehört, zückten ihre Pistolen und liefen ihm entgegen.
Ash hob den Blaster und feuerte ohne zu zögern. Ein halbes Dutzend Lichtfinger
tasteten durch den Korridor und fanden ihre Ziele, ehe die Männer sich
wehren konnten. Ash blickte sich gehetzt um. Das Singen von schweren Armeeblastern
erfüllte die Luft. Ash erkannte, dass sich das Brückenschott bereits
ins Rötliche verfärbte und den Energien, die ihm entgegen geworfen
wurden, nicht mehr lange widerstehen konnte. So verwarf er die Idee, sich besser
zu bewaffnen und lief geradewegs den Korridor entlang, bis er den Lift erreichte.
Er blickte auf seine Uhr. Den Aufschlag schätzte er auf knapp zwei Minuten
ein – es war knapp, aber durchaus zu schaffen. Der Aufzug jagte in die
Tiefe und machte erst auf dem Hangardeck Halt. Ash sprang mit vorgehaltenem
Blaster aus der Kabine, sicherte rasch zu beiden Seiten und spurtete dann los.
Im Hangar herrschte heller Aufruhr. Der Captain hatte keineswegs Evakuierungsalarm
gegeben, sondern im Gegenteil den Enterbefehl für alle Mannschaften erteilt.
Schwer bewaffnete Infanteristen stürmten zu den Angriffsfähren, die
bereits mit bereiten Aggregaten auf die Startfreigabe warteten. Insgesamt befanden
sich vier Fähren in Warteposition, jede davon mit zwanzig Infanteristen
und den beiden Piloten bemannt. Ash schob den Blaster hinter seinen Uniformgürtel
und schloss sich den anderen an, die in dem Durcheinander kaum gemerkt haben
konnten, dass er die Seiten gewechselt hatte.
Die erste Fähre machte bereits Anstalten, vom Boden abzuheben. Ihre Rampe
befand sich schon ein paar Zentimeter in der Luft. Ash steuerte genau auf sie
zu, federte im Lauf vom Boden ab und erreichte die Gangway, bevor sie sich gänzlich
schließen konnte.
»Das nenne ich Timing«, sprach ihn jemand von der Seite an.
Ash nickte nur und blickte sich um. Gerade als die Rampe komplett eingezogen
war und sich das Schott vor seinen Augen schloss, schoben sich die Türen
eines Lifts am
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