Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
Helden spielen und allein gegen vierzig Raumsoldaten antreten?
Die Tür schob sich zur Seite. Augenblicklich schlug Ash brennender Qualm
und heiße Luft entgegen. Die Explosion, mit der die Hüllenwand weggesprengt
worden war, hatte verheerende Auswirkungen gehabt. Für die Infanterie war
dies kein Problem, da sie durch ihre Helme auch im infraroten Bereich sehen
konnte. Ihm aber tränten sofort die Augen. Ash hielt sich einen Arm vor
das Gesicht und rannte durch den beißenden Rauch. Als er die dichte Wolke
hinter sich gelassen hatte, musste er sofort abbremsen, sonst wäre er unweigerlich
fünfzig, vielleicht sogar hundert Meter in die Tiefe gestürzt. Die
Anlegestelle der Landefähre mündete genau in einer der vielen Lagerhallen,
in der die Bauteile für das Sprungtor untergebracht worden waren.
Ash orientierte sich kurz. Am Rand der Halle waren Gangways mit Geländern
angebracht. Er wandte sich nach links in Richtung Bug und lief los. Immer wieder
sah er zurück, doch die Infanteristen tauchten erst auf, als er eine Verbindungstür
erreicht hatte. Schnell sprang er hindurch und verriegelte sie von innen. Er
gelangte an eine Kreuzung. Der Weg geradeaus führte in eine weitere der
riesigen Lagerhallen. Links und rechts gab es Korridore, die zu den Außengängen
des Schiffes sowie der Transportbahn führten. Das Trägerschiff maß
von Achtern bis zum Bug mehrere Kilometer – niemand der Techniker würde
diesen Weg zu Fuß zurücklegen wollen, daher hatte man neben den üblichen
Aufzügen auch ein Röhrensystem angelegt, das Aufzugkabinen in waagerechte
Form quer durch das ganze Schiff transportieren konnte.
Der junge Lieutenant erreichte die äußeren Korridore, die direkt
hinter der Außenhülle des Schiffs verliefen. Vor einem Sicherheitsschott
musste er stehen bleiben, und als er durch das gepanzerte Glas schaute, erkannte
er auch den Grund. Die erste Angriffswelle der Liebenfels hatte sich
genau ins Röhrensystem gebrannt und das Transportsystem zumindest auf dieser
Seite des Schiffs zerstört. Blieb ihm noch Backbord.
Er machte kehrt und rannte den Gang zurück, doch noch bevor er die Stelle
erreichte, an der er den Gang betreten hatte, traf er auf die ersten Raumsoldaten,
die ihm gefolgt waren.
Roderick Sentenza massierte sich mit beiden Händen die Schläfen und
blickte dabei zurück zu den anderen, die nach ihm aus den beiden Rettungskapseln
kletterten. Sie hatten an Notausgängen an der Außenhaut der Hope festgemacht, doch diese ließen sich normalerweise nur über die Brücke
öffnen. Irgendwer dort vorn in der Bugsektion wusste, dass nicht jeder
hier falsch spielte. Sentenza wünschte sich nur, sie könnten über
das Interkom Kontakt zu der Brückenbesatzung der Hope aufnehmen,
um sie vor den Soldaten der Liebenfels zu warnen. Doch die Kommunikation
funktionierte noch immer nicht. Was auch immer die Liebenfels angestellt
hatte, um alle Frequenzen zu blockieren, es reichte selbst über den Untergang
des Kreuzers hinaus.
Trooid half Marian Williams beim Aussteigen. Als Sentenza DiMersi eine Hand
hinhielt, drückte sie ihm einfach einen der beiden mitgebrachten Koffer
in selbige. Er konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, und als er ihren
fragenden Blick sah, fügte er hinzu: »Bei Ihnen stößt man
ständig auf Eis, richtig?«
»Granit!«, gab sie zurück, lächelte aber dabei.
Sentenza deutete auf das Behältnis, und Sonja machte eine entsprechende
Geste, dass er doch selbst nachschauen sollte. Der Captain hob die Schultern,
ließ sich dann auf ein Knie nieder und öffnete den Koffer.
»Dafür haben Sie es riskiert, nicht rechtzeitig die Kapsel zu erwischen?«,
fragte er überrascht. Das Packstück enthielt Blaster und Stunner aus
der Waffenkammer der Paracelsus . Als medizinisches Schiff war sie nicht
übermäßig mit Handfeuerwaffen ausgestattet, aber für den
Notfall gab es einige Exemplare.
»So wie ich das sehe, rettet uns das vielleicht noch mal den Hintern«,
erwiderte Sonja schroff. »In Sicherheit sind wir nämlich noch lange
nicht. Haben Sie die Landefähren draußen gesehen, kurz bevor wir
andockten? Es waren mindestens zwei, die die Zerstörung der Liebenfels überlebt haben.«
Sentenza nickte grimmig. Wenn die Landungsboote voll bemannt waren, standen
ihnen wahrscheinlich vierzig Raumsoldaten des Corps gegenüber. Und sie
waren momentan nur zu dritt ... zu viert, wenn er die
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