Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
anderen Ende des Hangars auseinander. Ash erkannte Captain LeWine
und Commander Huntington, die zusammen mit zwei anderen Offizieren der Brückenbesatzung
aus der Kabine stürmten und auf einen der wartenden Shuttles zurannten.
Das Schott glitt in seine Fugen, und Ash lehnte aufatmend gegen die Wand.
»Wo ist ihre Kampfmontur?«, fragte sein Gegenüber, der komplett
mit Helm, Schirmgenerator und Sturmgewehr ausgestattet war.
»Wir mussten die Brücke evakuieren«, japste Ash. »War nicht
geplant, dass ich am Enterkommando teilnehme.«
Der andere blickte ihn noch ein paar Sekunden verwundert an, wandte sich dann
jedoch ab. Ash atmete tief durch und versuchte, neue Kraft zu schöpfen.
Seine Situation hatte sich nicht im Geringsten gebessert. Sobald sie das Trägerschiff
geentert hatten, war er ganz auf sich allein gestellt – fast wie an Bord
der Liebenfels , nur dass die anderen bald wissen würden, dass er
ein Verräter war.
Er blieb im Schleusenraum stehen. Ein Ruck ging durch das Landungsboot, und
durch das kleine Bullauge konnte er mitverfolgen, wie die Liebenfels langsam hinter ihnen zurückblieb. Als das Sichtfeld groß genug war,
musste er zu seinem Schrecken erkennen, wie nah die Paracelsus schon
gekommen war. Weitere Landungsboote stoben aus den weit geöffneten Hangartoren.
Ash sah auch ein paar Fluchtkapseln, die den Kreuzer verließen. Da stießen
die beiden Schiffe miteinander zusammen. Eine gewaltige Explosion erschütterte
den nahen Raum. Zwei Landungsboote wurden von der Detonationswelle erfasst,
ehe sie sich auf sicheren Abstand gebracht hatten. Sie explodierten in kleinen
Flammenwolken, und Lieutenant Ash hoffte inständig, dass LeWine und Huntington
an Bord einer der beiden verunglückten Shuttles waren.
Die Angriffsfähre bockte kurz, war dann jedoch wieder auf Kurs. Ash beschloss,
direkt hier am Ausgang zu warten, bis sie an Bord der Hope angekommen
waren. Er musste sich sofort absetzen, wollte er überleben.
Der Anflug zum Trägerschiff dauerte nur wenige Minuten, in denen Lieutenant
Ash Todesängste ausstand. Seine Hand befand sich immer in Nähe der
Waffe hinter seinem Gürtel, denn er befürchtete, jeden Moment würde
einer der Infanteristen mit Befehl, ihn zu erschießen, zurückkehren.
»Hey, kommen Sie da raus!«
Ash zuckte erschrocken zusammen. Er fuhr herum und war knapp davor, seinen Blaster
zu ziehen, als er bemerkte, dass der andere nicht auf ihn angelegt hatte.
»Warum?«
»Der Docktunnel fährt gleich aus, verdammt!«
Ash schalt sich einen Narren. Er musste die Schleuse verlassen, sonst war es
nicht möglich, den Entertunnel andocken zu lassen. So stieß er sich
von der Wand ab, verließ den Verbindungsraum und verschloss die Tür
hinter sich. Der Sauerstoff wurde abgepumpt. Über einen Monitor in Schottnähe
konnte er sehen, wie sich das Landungsboot längsseits einem Außenschott
der Hope näherte. Dann wurde der Tunnel ausgefahren, und Laserbrenner
schnitten eine Öffnung in den Leib des Trägerschiffs. Es dauerte eine
gute Viertelstunde, ehe die Außenhülle soweit geöffnet war,
dass sie ein Betreten durch den Tunnel ermöglichte. Das Ende der biegsamen
Röhre koppelte an und sprengte den Rest der Öffnung ins Innere des
Schiffes. Ein energetisches Feld am Ring des Tunnels verhinderte ein Entweichen
der Atemluft im Innern und baute gleichzeitig eine stabile Verbindung zwischen
Enterschiff und dem Trägerraumer auf.
Anschließend wurde die Schleusenkammer wieder mit Sauerstoff geflutet,
und die innere Tür schob sich beiseite. Hinter Ash waren Stimmen laut geworden.
Er wandte sich kurz um und gewahrte die Infanteristen mit schussbereiten Karabinern
in den Händen, die sich auf die Enterung des anderen Schiffes vorbereiteten.
Ash machte gute Miene zum bösen Spiel, zog den Blaster hervor und stürmte
los. Er durchquerte die Schleusenkammer, öffnete das Schott zum Docktunnel
und betrat den energetischen Ring. Mit weit ausgreifenden Schritten langte er
am anderen Ende an. Nur noch ein letztes Tor trennte ihn vom Inneren der Hope. Er wünschte sich, eine Granate dabei zu haben, dann hätte er den Tunnel
sprengen können, denn mit dem Blaster alleine konnte er nicht viel ausrichten.
Er musste einfach auf seine Chance warten.
Was glaubst du eigentlich, wer du bist? dachte er bei sich, während
er auf einer Schalttafel den Sicherheitscode zum Öffnen der Tür eingab. Willst du den
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