Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
echote Krshna.
»Der Versuch«, ergänzte Anyada. »Das Serum, unser Juvenil ,
ist die Verbindung! Es hat uns vor dem Infekt bewahrt, was sonst? Aber damit
haben wir immer noch nicht die Ursache für die Seuche gefunden. Es sei
denn ...« Sie verstummte, und Panik glomm in ihren grünen Augen.
»Warum sprechen Sie nicht weiter?«, fragte Krshna beunruhigt.
»Es sei denn, wir selber sind die Träger der Keime«, vollendete
Nadir Anyadas Satz. »Und da es sich bei diesen um etwas völlig Neues
handelt, etwas, dass wir selber nicht als Krankheitserreger zu identifizieren
vermochten, wurde es auch von den Sensoren nicht erfasst und konnte sich seither
ungestört verbreiten; erst unter den Mitarbeitern, zu denen wir gestern
Kontakt hatten, dann zu den Personen, die wir unterwegs trafen, und alle geben
ihrerseits die Seuche weiter an jeden, dem sie begegnen.«
»Bei Bachali«, flüsterte Krshna. »Woher hätten wir
das wissen sollen, als wir uns entschlossen, das Serum zu testen? Keine der
Zellkulturen zeigte derartige Reaktionen. Es war Wahnsinn, dass wir gegen die
Bestimmungen verstießen, indem wir drei es genommen haben. Einer nur hätte
es tun dürfen.«
»Und dadurch auch die beiden anderen infiziert«, erinnerte ihn Nadir.
»Diese Folgen waren nicht vorhersehbar. Wir hätten noch warten und
weitere Experimente durchführen müssen. Ich glaube, dass ich nun auch
unseren Fehler kenne. Alle Zellkulturen wurden isoliert geimpft und beobachtet,
aber niemand kam auf die Idee, sie in Kontakt mit ungeimpften Kulturen oder
Organismen zu bringen, um eine Wechselwirkung auszuschließen. In dem Fall
hätten wir vielleicht den Negativeffekt rechtzeitig entdeckt. Aber Dr.
Botero zwang uns zu dieser übereilten Handlung, und wir waren in Sorge,
dass bei nur einem Kandidaten das Experiment misslingen könnte.«
»Ob Juvenil auch als Antiserum verwendet werden kann, um die Erkrankten
zu heilen?« Anyada fand nach dem Schock als erste zu ihrem Pragmatismus
zurück. »Darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren, meine Herren.
Die Frage nach dem Warum und dem Wieso ist müßig.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Krshna kratzte sich am Haaransatz.
»Wir wissen nicht, wie es wirkt, wenn man es jemandem verabreicht, der
bereits unter dem Negativeffekt leidet. Auf jeden Fall könnte man die Nichtinfizierten
vor der Krankheit bewahren. Allerdings, wie sollen wir in kürzester Zeit
ausreichend Impfstoff herstellen und ihn verteilen? Nebenbei, auch wenn wir
immun scheinen, wir wissen nicht, welche Überraschungen das Serum noch
bereit hält und ob es auf uns langfristig dieselbe Wirkung hat wie auf
die Zellkulturen.«
»Und was soll mit uns und all den anderen Keimträgern weiter geschehen?«,
sann Nadir über ein gänzlich anderes Problem nach. »Niemand dürfte
auf Ymü-Tepe landen oder die Welt verlassen. Jeder einzelne wird zu einer
lebenden Zeitbombe. Stellen Sie sich vor, eine terroristische Gruppe möchte
die Macht in der Galaxis an sich reißen. Sie braucht lediglich unsere
Welt zu kontrollieren. Ein Keimträger reicht aus, um jeden beliebigen Planeten
zu erpressen. Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Wollen Sie etwa keinen Finger für die armen Menschen da draußen
rühren?«, schrie Anyada aufgebracht. »Sie herzloser, dreimal
verdammter Schuft, Sie!«
»Er hat recht, Dr. Shen«, versuchte Krshna, sie zu beruhigen. »Wir
machen wahrscheinlich alles noch viel schlimmer, wenn wir versuchen, etwas zu
unternehmen.«
Feindselig starrte Anyada ihre Kollegen an. »Sie sind genauso wahnsinnig
wie Nadir, Krshna. Ich glaube, Sie beide haben bloß Angst, dass andere
von unseren Forschungen erfahren und die Früchte unserer Arbeit ernten.
Botero hat das erkannt. Darum hat er die Unterlagen gestohlen und ist verschwunden.«
»Botero ist ein Narr«, sagte Nadir hart. »Er hat nur einen Teil
unserer Aufzeichnungen entwendet, mit denen er nicht viel wird anstellen können.
Im Moment ist das jedoch völlig irrelevant. Meinetwegen können Sie
von mir halten, was Sie wollen, Dr. Shen, aber vergessen Sie einmal Ihre Emotionen
und denken Sie strikt logisch. Selbst wenn wir könnten, glauben Sie ernsthaft,
man würde uns noch die Zeit geben zu helfen, kaum dass man uns als die
Verursacher der Seuche erkannt hat?«
Traurig ließ Anyada die Schultern hängen. Ihre Antwort bestand aus
einem Seufzer.
»Wir sollten die Zellkulturen und
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