Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
davon?«, wandte sich Sentenza an seinen Ersten
Offizier.
Die Ingenieurin strich mit ihrer Rechten über die Beule an ihrer Beintasche.
»Wir können nicht warten, bis unsere Nachricht über die Relaisstationen
McLennane erreicht und sie Verstärkung sendet. Wir müssen sofort eingreifen,
um Verluste so klein wie möglich zu halten. Anande braucht jemanden, der
ihm den Rücken frei hält. Ich fliege mit ihm.«
»Wir dürfen nicht übereilt handeln«, rügte Sentenza
mit einer Mischung aus Verwunderung und Missfallen in der sonoren Stimme. Seit
wann schleppte Sonja ständig ein kleines Arsenal mit sich herum? Wenn die
Psychologen das kleine Problem nicht schleunigst in den Griff bekamen, würde
sie bald wir fliegen mit sagen und mit den Dingern eine herzlichere Konversation
pflegen als mit der Crew. Erst dieser lausige Schreibtischjob auf Vortex Outpost,
dann An'ta und jetzt auch noch das ...
»Übereilt?«, schnappte Sonja. »Auf Cerios sterben Menschen.
Je mehr Zeit wir mit nutzlosem Gerede vergeuden, umso größer wird
die Zahl der Opfer –«
Abrupt verstummte sie, als das Alarmsignal ertönte. Trooid fuhr zur Steuerung
und dem Hauptmonitor herum, während sich die anderen auf das Hologramm
konzentrierten, das drei Basisschiffe und ein Geschwader Abfangjäger zeigte,
die sich hinter Cerios III verborgen gehalten hatten. Ihr Kurs und ihre Geschwindigkeit
ließen nur einen Schluss zu: Die Ikarus wurde angegriffen!
»Ausweichmanöver!«, befahl Sentenza. »Weenderveen, rufen
Sie diese Idioten an und fragen Sie, weshalb sie ohne vorherige Provokation
einen Rettungskreuzer attackieren.«
»Der Störsender macht eine Kommunikation unmöglich, Sir«,
erinnerte Weenderveen den Captain. »Es ist ein Wunder, dass die Celestine durchkam.«
Sentenza überlegte fieberhaft.
Das Feld legte den Sprechfunk in einem größeren Bereich um Cerios
komplett lahm. Offenbar waren die Anlagen erst vor kurzem in Betrieb genommen
worden, denn zuvor hatte die Ikarus die üblichen Radiowellen empfangen,
so dass es keinerlei Verdachtsmomente gegeben hatte. Wahrscheinlich war der
Notruf der Celestine die Ursache gewesen, dass der Schein der Normalität
nicht länger aufrechterhalten wurde.
Gelang es den Jägern, die Ikarus zur Kapitulation zu zwingen oder
sie zu zerstören, gewann man auf Cerios Zeit und konnte die Farce weiter
spielen, bis die Krise im Griff war. Um Shilla und Knight hatte man sich gewiss
längst gekümmert, wie auch um jeden anderen, der Ärger hätte
bereiten können, darunter McLennanes Kontaktperson. Später würde
man verdächtige Spuren beseitigen, etwas von Missverständnissen erzählen
und Nichtwissen vortäuschen. Es war immer und überall dasselbe.
Wenn man das Fehlen eigener Kommunikation in Kauf nahm und ein fremdes Raumschiff,
das sogar Hilfe bringen wollte, ohne Grund attackierte, dann hütete die Lebensspender Inc. ein wirklich übles Geheimnis. Wie weit musste
man sich von Cerios entfernen, um das Feld zu verlassen und wieder kommunizieren
zu können? Würden die anderen Kapitäne überhaupt antworten
oder ließ das der Kadavergehorsam nicht zu?
Cerios verfügte über keine effektive Flotte, welche die Pharmawelt
vor einem gezielten Angriff zu schützen vermochte. Jedoch stellten die
ausschwärmenden Schiffe einen ernstzunehmenden Gegner selbst für die
wendige und bestens ausgerüstete Ikarus dar. Einzelne Raumer, vor
allem schwerfällige Frachter, konnten mit Leichtigkeit an einer Flucht
gehindert werden, da man sie einkreiste, ihnen den Weg abschnitt und es ihnen
unmöglich machte, auf Überlicht zu beschleunigen.
»Noch mehr Jäger«, meldete Thorpa mit nervösem Rascheln.
»Sie hielten sich im Radarschatten des vierten Planeten versteckt. Sie
machen ihre Waffen scharf. Wird man uns abschießen?«
Eine Flucht aus dem System war illusorisch, erkannte Sentenza. Die anderen Schiffe
hatten sich geschickt positioniert und würden sie erreicht haben, bevor
die Ikarus auf Lichtgeschwindigkeit war. Der Rand der funkstillen Zone
befand sich in weiter Ferne, so dass auch keine Relaisstation alarmiert werden
konnte.
Die Häscher waren überall und zeigten keine Verhandlungsbereitschaft.
In den Augen der Chefs der Lebensspender Inc. wussten die Leute der Ikarus schon zu viel, so dass ihr Schicksal beschlossene Sache war.
Jeder Pilot kannte seine Befehle und war auf sich allein gestellt, Absprachen
waren
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