Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
Minuten abgeschlossen. Keine größeren
Schäden.«
»Kurs auf Cerios IV«, befahl Sentenza. »Höchstgeschwindigkeit«.
Zwar mussten sich die Jäger neu formieren, aber die Basisschiffe hatten
aufgeholt. Die Mündungen der Kanonen hatten den Kreuzer genau im Visier.
»Warum schießen sie nicht?«, wunderte sich Thorpa. »Sie
haben uns doch genau vor der Nase.«
»Ein Trick?«, überlegte Anande. »Aber wieso? Das wäre
unlogisch.«
»Das Störfeld existiert nicht mehr«, gab Trooid bekannt. »Jemand
hat es abgeschaltet. Die Kapitäne erhalten offenbar neue Befehle von Cerios
III. Sie behindern uns nicht mehr. Sollen wir die Gelegenheit zur Flucht nutzen?«
»Ich schätze, das ist nicht mehr notwendig«, ahnte Sentenza.
»Etwas muss geschehen sein, dass die Situation verändert hat. Wir
bleiben aus der Reichweite ihrer Waffen. Nehmen Sie Funkkontakt auf, Anande.«
Er hätte Prophet werden sollen! Nach dem Notruf hatte Jason exakt vorhergesagt,
wie die Cerioten handeln würden.
Nach der Aktivierung des Störfeldes war ein Panzerwagen zur Schleuse der Celestine gerollt. Ein Soldat im hellblauen Schutzanzug war ausgestiegen
und hatte über ein Megaphon die beiden Besatzungsmitglieder aufgefordert,
das Schiff zu verlassen und mitzukommen. Bei Zuwiderhandlung, war gedroht worden,
den Frachter mit Mann und Maus zu zerstören. Da die stationären Waffensysteme
sofort auf ein Hochfahren der Schutzschirme reagiert hätten, war Jason
und Shilla nichts anderes übrig geblieben, als sich abführen zu lassen.
Wenigstens waren ihnen die leichten silbrigen Raumanzüge, die eine Kontamination
verhindern sollten, nicht weggenommen worden, obwohl man ihnen versichert hatte,
dass es auf dem Gelände noch keinen einzigen Fall der Krankheit gegeben
hatte und sie hier Dank der strengen Kontrollen relativ sicher waren. Nach einer
oberflächlichen Überprüfung auf verborgene Strahler und verdächtige
Gerätschaften, hatte man sie zusammen eingesperrt und sich seither nicht
mehr um sie gekümmert.
Nun hockten Shilla und Jason in einer engen Zelle, die sich in einer der unterirdischen
Etagen des Verwaltungsgebäudes befand. Vermutlich diente der Arrestraum
sonst dazu, einzelne Frachterkapitäne oder Crewmen festzuhalten, mit denen
es Probleme gab. Vielleicht schlief auch der eine oder andere Soldat hier drin
seinen Rausch aus oder wurde nach einer Rauferei in Einzelhaft diszipliniert.
»Das haben wir jetzt von deiner grandiosen Idee«, murrte Jason, während
er unruhig wie ein gereizter Catzig in einem Käfig hin und her wanderte:
drei Schritte vor bis zur Wand, Kehrtwendung, drei Schritte zurück bis
zur gegenüberliegenden Mauer, Kehrtwendung, drei Schritte vor ... Der faltbare
Helm hing ihm wie eine Kapuze über den Rücken und wippte im Takt.
»Hast du vielleicht noch eine? Diesmal vielleicht eine vernünftige?
Hätte ich mich nicht von Dir zu diesem unsinnigen Funkspruch hinreißen
lassen, der mit Sicherheit von niemandem gehört wurde, dann säßen
wir wenigstens gemütlich in der Celestine und könnten uns die
Zeit mit einer Partie Trisolum vertreiben. Und der Tag hat so schön begonnen
...«
Shilla zog lediglich die linke Braue hoch. In der Annahme, dass es verborgene
Überwachungsanlagen gab, wollte sie mit keiner Geste einen etwaigen Beobachter
über ihre telepathischen Fähigkeiten in Kenntnis setzen. Es war ein
Geheimnis, das sie beide in der Öffentlichkeit für gewöhnlich
wahrten, in der sie als seine stumme Begleitern auftrat, der man nach anfänglicher
Neugierde keine weitere Beachtung mehr schenkte. Nicht nur war es für Jason
von Nutzen, dass Shilla ihn warnen konnte, wenn sich ein Geschäftspartner
als noch größerer Gauner als er selbst herausstellte, sondern es
bedeutete für die Vizianerin zusätzliche Sicherheit. Viele Menschen
lehnten die vermeintlichen Gedankenspione ab und waren im Extremfall bereit,
diese zu eliminieren, oder sie trachteten danach, einen Telepathen in ihre Gewalt
zu bringen und seine Gabe für sich arbeiten zu lassen.
»Zumindest haben sie mir nicht alles abgenommen«, dachte Jason. »In
meinem Anzug befinden sich ein paar Teile, die zusammengesetzt der Schlüssel
zu unserer Gefängnistür sein werden.« Er wies auf die offenbar
seit Äonen nicht mehr gereinigte Sanitäre Anlage und sagte laut: »Hoffentlich
sind wir wieder draußen, bevor einer von uns gezwungen ist, das da zu
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