Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
er sich sogleich, das hätte
Old Sally niemals verheimlicht. Sie mochte zwar vieles vor ihren Leuten verbergen,
aber sie würde die Mannschaft der Ikarus bestimmt nicht wissentlich
in den Tod schicken. Vermutlich hatte sie nicht einmal geahnt, was dort vor
sich ging. Ein unglücklicher Zufall hatte den scheinbar harmlosen Auftrag
in einen gefährlichen Spezialeinsatz verwandelt.
»Können Sie eine Verbindung zur Celestine herstellen, Weenderveen?«
Das Universum war klein, dachte Sentenza. Er hatte nicht damit gerechnet, so
bald schon wieder die Pfade der geheimnisvollen Vizianerin und ihres enervierenden
Begleiters zu kreuzen. Was mochten die beiden ausgerechnet hier zu suchen haben?
»Bedaure, Sir«, gab der Techniker zurück und ließ die Schultern
hängen. »Der Funkspruch wurde unterbrochen. Auf Cerios hat man einen
Störsender aktiviert.«
»Verdammt!« Sentenza ballte seine Hände zu Fäusten. »Wir
hätten zusätzliche Informationen gut gebrauchen können. Aber
zwei Dinge wissen wir jetzt: Der Ruf war kein Scherz, und dort unten legt man
offenbar keinen Wert auf Hilfe von außen. Wir sollten damit rechnen, dass
man uns die Landung aus fadenscheinigen Gründen verweigern wird oder uns
zu inhaftieren versucht.«
»Werden wir trotzdem den Planten anfliegen?«, erkundigte sich Weenderveen.
»Wir müssen den beiden schließlich helfen – und all den
Erkrankten.«
Natürlich, entsann sich Sentenza: Weenderveen war mit Knight befreundet,
seitdem dieser Gauner ihn aus einem havarierten Beiboot geborgen hatte. Ein
lästiger Nebeneffekt dieser fragwürdigen Freundschaft war, dass Dirty
Darius einige der weniger angenehmen Eigenschaften des Gauners angenommen
hatte. Es war ganz verständlich, dass Weenderveen seinen Retter nicht im
Stich lassen wollte.
»Wir werden Unterstützung benötigen«, erinnerte Trooid an
die begrenzte Kapazität des Rettungskreuzers. »Da Cerios III ganz
offensichtlich vom Hohen Administrator nicht unter Quarantäne gestellt
wurde und man den Vorfall verharmlosen oder vertuschen will, haben wir von den
planetaren Institutionen keine Kooperation zu erwarten. Zweifellos übersteigen
die Anforderungen bei weitem unsere Möglichkeiten.«
Damit hatte der Androide Recht. Allerdings wollte Sentenza bei der Entscheidung
nicht die Ansichten des Mediziners übergehen. »Rufen Sie Dr. Anande
auf die Brücke, Weenderveen. DiMersi, An'ta und Thorpa sollen ihre Plätze
einnehmen.«
Der Techniker bestätigte. Aus früheren Erfahrungen mit Störfeldern
hatte man gelernt, so dass die Ikarus neben dem Bordcom über eine
etwas altertümliche Kabelverbindung verfügte.
Kurz nacheinander trafen die übrigen Besatzungsmitglieder ein. Während
sich die Grey stumm auf einem der freien Sessel niederließ und Thorpa
leicht schwankend ihrem Beispiel folgte, wobei er einen deutlichen Sicherheitsabstand
wahrte, blieb Sonja DiMersi neben Sentenza stehen. Anande erschien als Letzter.
Mit wenigen Worten setzte Sentenza alle über die Ereignisse der vergangenen
Minuten in Kenntnis und schloss mit der Frage: »Ihre Meinung, Dr. Anande?«
Der Mediziner überlegte nicht lange. »Die Ikarus ist mit einem
hochmodernen Labor ausgestattet. Ich muss Näheres wissen, um abschätzen
zu können, ob wir mit unseren Mitteln in der Lage sind, die Erkrankten
zu behandeln.« Er machte eine kurze Pause, während der Sentenza bewusst
wurde, dass Anande das Wort behandeln gewählt hatte und nicht heilen .
»Ein Punkt bereitet mir allerdings Sorgen. Überlegen Sie: Cerios III
ist ein gigantisches Labor mit so vielen genialen Wissenschaftlern, wie es Sand
am Meer gibt. Wenn die es nicht geschafft haben, wie soll ich als kleiner Arzt
eine Lösung finden? Ich glaube, ein illegales Experiment ist schief gegangen.
Das bislang makellose Image der Lebensspender Inc. könnte Schaden
erleiden, wenn der Vorfall bekannt wird – deswegen die Geheimhaltung. Wenn
Sie meinen Rat hören wollen, nun, ich würde Vortex Outpost informieren.
Wir fallen nach wie vor in den Zuständigkeitsbereich von McLennane. Die
Direktorin ist genau die Richtige, um dem Konzern die Hölle heiß
zu machen und für uns die notwendige Unterstützung zu erzwingen. Wir
können jeglichen Beistand gut gebrauchen, egal, ob dieser medizinisch oder
militärisch ist. Ich bin bereit, mit einem Beiboot auf Cerios zu landen
und mein Bestes zu geben.«
»Sonja, was halten Sie
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