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Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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glatt geschliffener Schreibtisch aus feinstem irdischen Tropenholz
stand, in den fachmännisch Kommunikations- und Beobachtungsanlagen auf
dem neuesten Stand der galaktischen Technik eingelassen waren. Der eher nüchtern
und funktional wirkende Sessel hinter dem Schreibtisch fiel durch seine voluminösen
Armlehnen sowie ein sündhaft teures neurales Interface in der Kopfstütze
auf.
    Die gegenüber liegende Seite des Raumes zierte eine ebenfalls in dunklen
Farbtönen gehaltene Bar, vor der kunstvoll geschwungene, mit feinem Leder
bezogene Barhocker standen. Ein Blick in die Auswahl der Getränke zeugte
vom erlesenen Geschmack des Besitzers: Vorzügliche Weine aus den besten
Anbaugebieten der zivilisierten Galaxis gaben sich ein Stelldichein mit ausgezeichneten
Spirituosen in großer Auswahl. Bei manchen Sorten würde eine Flasche
allein mehrere Monatsgehälter eines durchschnittlichen Angestellten auf
Seer'Tak City verschlingen, und hier verdienten die »staatlichen«
Mitarbeiter im Regelfalle sehr gut.
    Der dicke, grau melierte Teppich dämpfte die Schritte und vermittelte ein
federndes Gefühl. Die gedimmte indirekte Beleuchtung ermöglichte einen
wunderbaren Panoramablick durch die voluminöse Scheibe hinaus über
den Raumhafen auf die Anomalie, deren strahlender Ring den Raum mit zusätzlichem,
fahlem Schein erfüllte.
    Drei Männer und eine Frau saßen in den Sesseln einer Sitzgruppe und
hielten Gläser mit Kostproben aus der Bar des Besitzers in ihren Händen.
Sie wirkten äußerlich entspannt, doch dieser Eindruck trog. Alle
vier waren innerlich stark erregt, ohne sich eine Blöße geben zu
wollen.
    Jede der vier Personen war auf ihre Art und Weise beeindruckend.
    Da war erst einmal Kefir Hammet selbst, ein untersetzter, vierschrötig
wirkender Mann mittleren Alters, der sein wenig attraktives natürliches
Äußeres durch das Tragen eines maßgeschneiderten Anzugs und
dezenter, jedoch wirkungsvoller Schmuckstücke relativieren konnte. Seine
eng zusammenstehenden Augen funkelten, wenn er den Blick auf die Anomalie richtete,
und die sparsamen, gezielt eingesetzten Bewegungen seiner Gestik zeugten von
Selbstbewusstsein und Entschlossenheit.
    Der zweite Mann war hager, fast dürr, und trug einen weißen Laborkittel.
Seine Bewegungen wirkten fahrig, seine helle Fistelstimme klang durchdringend,
sobald er das Wort ergriff. Auf seiner vorspringenden Nase saß eine altmodische
Brille, die er hin und wieder mit einer raschen Handbewegung den Nasenrücken
empor stieß. Sein Name lautete Dr. Noel Botero, und wer genau hinsah,
erkannte den fast unsichtbaren Gleitfilm, der über seine gesamte Haut gelegt
war. In seiner Nase steckten winzige Filter, die sowohl ein- als auch ausströmende
Luft reinigten. Bei aller Hektik der Bewegungen war deutlich, dass er sich bemühte,
niemanden zu berühren oder berührt zu werden.
    Der Gleitfilm war eine der zahlreichen genialen Erfindungen dieses Mannes, eine
wunderbare Möglichkeit, bei Seucheneinsätzen Ansteckungen zu vermeiden
oder Befallene so zu isolieren, dass sie leicht transportierbar waren –
und eine Erfindung, die von ihrem Schöpfer noch nicht verbreitet wurde.
Dr. Noel Botero war etwas Besonderes in dieser Runde: Er war nicht nur ein genialer
Wissenschaftler, der auf dem Gebiet der Genetik, der Mikrobiologie und des Einsatzes
chirurgischer Methoden zu großen Ruhm gelangt war, er war auch biologisch
unsterblich.
    Botero gehörte zu den vier Wissenschaftlern, die auf Cerios III das Juvenil,
das Janus-Elixier, erfunden und an sich getestet hatten. Während die drei
Kollegen nunmehr verschwunden, wenn nicht sogar gestorben waren, hatte sich
Botero rechtzeitig vom Planeten und seinem Konzern abgesetzt und rasch, sehr
rasch neue Arbeitgeber gefunden. Sehr potente Arbeitgeber.
    Der dritte Mann war ein Beispiel dafür, was Chirurgie ermöglichen
konnte. Die muskulöse Gestalt war übersät mit elektronischen
Implantaten. Die Hautfarbe des Gesichtes war fleckig, eine Folge zahlreicher
Hauttransplantationen, und seine rechte Hand war ein elektromechanisches Meisterwerk,
in einem kunstvollen dunkelroten Seidenhandschuh verborgen. Das ehemals angenehme,
ja, hübsche Gesicht des Kronprinzen des Galaktischen Multimperium, Joran
aus dem Geschlecht der Ercilar, war entstellt durch Strahlenschäden, Operationen
und den funktionalen Implantaten. Eines seiner Augen wirkte starr,

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