Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
obgleich
es mit seinem Blick dem anderen synchron folgte; auch das war künstlich.
Seit dem verhängnisvollen Unfall vor vielen Jahren, in dem Joran an Bord
des Schweren Kreuzers Antagonist verletzt worden war, hatte sich sein
Leben von Grund auf geändert. Als deutlich wurde, dass sein Körper
allergisch auf regenerative Medikamente wirkte und selbst aus seiner eigenen
DNA gezüchtete Organe nach gewisser Zeit von diesem abgestoßen wurden,
hatte sich der strahlende Kronprinz, Erbe eines der größten Sternenreiche
des bekannten Universums, in eine neue Version von Frankensteins Monster verwandelt.
Daran schuld, so seine feste Überzeugung, war Captain Roderick Sentenza,
obgleich Joran selbst die Katastrophe heraufbeschworen hatte. All das war nicht
spurlos an seinem Charakter vorüber gegangen.
Die vierte Person war eine drahtige Frau, deren Augen, in den durchaus angenehmen
Gesichtszügen, kalt und abweisend wirkten. Die Haare militärisch kurz
geschnitten und den Blick beständig auf Kefir Hammet gerichtet, stellte
Oberst Giordana Amhap die perfekte Soldatin dar. Die Oberkommandierende der
TakForce war direkt Hammets Weisungen unterstellt. In der Hierarchie von Seer'Tak
City eine Position sozusagen gleich nach Gott. Sie war ein Profi, durch und
durch auf ihre Aufgabe konzentriert, und die hieß: Die Interessen Kefir
Hammets durchsetzen – egal gegen wen, egal wann, egal wie und womit.
Giordana Amhap arbeitete seit fünf Jahren für Hammet, nachdem sie
vorher als Söldnerin gedient hatte. Da sie mit ihren etwa 60 Jahren nicht
mehr die Allerjüngste war, hatte sie sich nach einem mehr strategischen
oder logistischen Job umgesehen und war auf Seer'Tak City fündig geworden.
Da sie die für Hammets Zwecke notwendige Kaltblütigkeit, Rücksichtslosigkeit
und Härte mitbrachte, hatte sie sein Vertrauen erworben – soweit überhaupt
irgendjemand behaupten konnte, das Vertrauen von Kefir Hammet zu besitzen.
»Nun«, sagte Hammet und hielt seinen Schwenker mit dem sündhaft
teuren Danderi-Cognac gegen das Licht der Anomalie. »Wie sind wir in unserem
Zeitplan, Giordana?«
Die Frau fixierte Hammet. »Absolut innerhalb der Fristen, Sir.« Ihre
Stimme war dunkel und volltönend. »Wir haben die Jagdkommandos noch
einmal ausgeschickt, um ausreichenden Vorrat an frischer Ware zu besorgen. Dr.
Botero hat die Kriterien für die Vorratshaltung diesmal etwas enger gefasst,
deshalb werden wir etwas mehr Zeit benötigen. Da das Lager aber an sich
voll ist, hat das auf die operative Planung keinerlei Auswirkungen.«
Kefir nickte befriedigt. »Doktor, wie sieht es bei Ihnen aus?«
Botero lächelte gekünstelt und lehnte sich zurück, sein Blick
pendelte ständig zwischen Kronprinz Joran und Kefir Hammet. »Äh
... ja, gut, also, wie Oberst Amhap bereits ausführte, ist genügend
Ware im Lager, so dass das Vorauskommando keinerlei Einbußen in punkto
Aktionsradius und Aktionsfähigkeit haben dürfte. Desgleichen haben
wir die unterirdischen Quartiere präpariert und die Zugänge eingerichtet.
Alle damit betrauten Bauleiter wurden nach Abschluss der Arbeiten in unsere
Vorratshaltung übernommen, die entsprechenden Bauroboter komplett formatiert
und in die Schrottpresse geschoben. Es dürfte keine lebenden Mitwisser
mehr geben außer uns.«
»Zufrieden stellend«, erwiderte Hammet emotionslos. »Nach unserem
derzeitigen Plan wird das Vorauskommando in drei Tagen eintreffen. Sicher wird
man uns nach den Vorbereitungen für Operation Kleiner Fisch fragen.
Exzellenz, vielleicht könnt Ihr uns diesbezüglich auf den neusten
Stand bringen.«
Kronprinz Joran nippte kurz an seinem Glas bevor er antwortete. »Ich habe
vor einem Monat die Regentschaft auf Vendari Prime angetreten und meine Gewährsleute
haben die Vorbereitungen plan- und zeitgemäß in Angriff genommen.
Ich denke, dass wir Operation Kleiner Fisch wie vorgesehen werden abwickeln
können. Sobald wir einen Konsens mit dem Vorauskommando erzielt haben,
kann die Flotte sich im Aufmarschsektor sammeln. Ich sehe zurzeit keine Hinderungsgründe.
Die Details der operativen Maßnahmen habe ich für eine entsprechende
Präsentation zusammengestellt. Wir können das Kommando in Kenntnis
setzen, sobald es eingetroffen ist.«
Hammets breites Gesicht strahlte Wohlwollen aus, als er sich an alle wandte.
»Auch ich kann nur Positives berichten. Die Corpsgeheimdienstleute haben
wir
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