Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
Großen
Stille einmal zum Glaubensgebiet der Kirche gehört hatten. Sozusagen, um
die verlorenen Schäflein wieder in den Schoß der Gemeinschaft
zurückzuführen ... Auf Seer'Tak City gab es solche bestimmt nicht.
Sentenza hob die Augenbrauen. Wichtig war das für ihn nicht – interessant
war es allemal. »Standardgruß mit Kapitänssignatur«, wies
er Thorpa an.
»Gruß wird erwidert. Raumprior Dante wünscht guten Flug«,
erwiderte dieser nach wenigen Sekunden.
Der Rang des Raumpriors korrespondierte mit dem Kapitänsrang innerhalb
der kirchlichen Missionsflotte. Der Missionskreuzer hatte es eilig, denn er
beschleunigte. Das Schiff war etwa doppelt so groß wie die Ikarus und entsprach somit ungefähr den Klassifikationen eines Schweren Kreuzers
der Kaiserlichen Raummarine. Das Gerücht sagte, es sei auch mindestens
ebenso gut bewaffnet. Schwert und Schild der Heiligen Völker , dachte
Sentenza spöttisch. Ein Schiff dieser Größe benötigte einen
hervorragenden Captain, um in der Nähe der Anomalie noch einigermaßen
einsatzfähig zu bleiben. Raumprior Dante schien ein solcher zu sein.
Die Trinity zog an der Ikarus vorbei, mit Kurs auf den Raumhafen.
Auch der Rettungskreuzer näherte sich langsam der Kuppelstadt und verzögerte,
wenngleich unregelmäßig.
»Nicht übertreiben, Chief«, sprach Sentenza durch die Bordverbindung.
»Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, als könnten wir nicht mehr
selbständig landen!«
»Das sollten Sie sich ansehen, Captain!«, unterbrach Thorpa die sich
anbahnende Kontroverse.
Ein neues Bild entstand auf der zentralen Holographie. Es zeigte den östlichen
Ausschnitt des sich nähernden Raumhafens, und kleine Objekte in unmittelbarer
Nähe des Landeplatzes, der der Ikarus zugewiesen worden war.
Sentenza kniff die Augen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Oh Scheiße!«, stieß er unwillig aus. »Das darf doch
nicht wahr sein!«
Auf der Darstellung erkannte er zweifelsfrei die Celestine , das Schiff
des nervenden Weltraumschwerenöters Jason Knight und der betörenden
Telepathin Shilla, die ihm schon manches Mal den Kopf verdreht hatte –
zuletzt vor einigen Wochen auf Cerios III.
»Verfolgen uns die beiden denn ein Leben lang?«, murmelte der Captain
verbissen. »Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Die Galaxis
ist so groß, doch wohin ich auch fliege, sie sind immer schon da.«
Und als sich die Ikarus II langsam herabsenkte und in die letzte Phase
des Landeanfluges eintrat, fragte sich Captain Sentenza nur noch, was genau
das Schicksal damit eigentlich bezweckte. Wahrscheinlich wollte es ihn nur ärgern.
» Roddy «, grummelte er in sich hinein, ohne auf die amüsierten
Blicke der anderen Besatzungsmitglieder zu achten. »Er wird mich wieder Roddy nennen.«
Raumprior Siridan Dante blickte auf das Abbild der Ikarus II ,
das schnell hinter ihnen zurückfiel. Sie stand neben ihrem Kapitänssessel,
wie sie es immer tat, und lehnte sich nur mit einem Arm auf die Seitenstütze.
Der Pilot steuerte die Trinity sicher auf Seer'Tak City zu, und Siridan
Dante wappnete sich für die Versuchungen, denen sie ausgesetzt werden würde
– profanen genauso wie komplexen, deren wahre Struktur und Absichten zumeist
im Verborgenen blieben.
Dante ahnte, dass das Verborgene für ihren Auftrag eine besondere Funktion
hatte, denn die Worte des Erzpriors, der ihr die Mission persönlich erläutert
hatte, waren voller mythischer Andeutungen gewesen. Dante hatte nicht alles
verstanden und musste den Eindruck gewinnen, dass auch der Erzprior Zuflucht
zu manchen Formeln nahm, um eigenes Unverständnis zu überdecken.
Es war jedoch die Aufgabe Dantes, Licht in das Dunkel zu bringen, und wenn der
Innere Zirkel vor etwas warnte, nahm man diese Warnung lieber ernst. Nicht umsonst
hatte der Pfad des Glaubens die Trinity und ihre Kommandantin
mit dieser Aufgabe betraut; es gab in der gesamten Flotte der Galaktischen Kirche
niemanden, der besser für schwierige Missionen geeignet war.
Siridan Dante war der Hierarchie der Kirche bereits in jungen Jahren beigetreten,
als kaum 15jährige Novizin. Die Menschenabkömmlinge auf Menos waren
schon immer besonders religiös gewesen, und in der langen Geschichte der
Kirche hatten die Menoten bereits dreimal einen Erzprior gestellt – das
kam nicht von ungefähr. Siridan hatte den üblichen Weg gehen wollen,
eine vorgezeichnete Karriere
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