Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten
Schänder unserer Stätte ...«
Der Gedanke, dass die Ansprache des Erlösers im ganzen Schiff übertragen
wurde, behagte Sentenza überhaupt nicht.
»Rod!«
Sonjas Stimme weckte ihn aus der Starre.
»Komm!«
»Ich gehe zu Asiano«, sagte er. »Er wird mich kennen lernen!«
Sonja kehrte zu ihm zurück, packte ihn an der Uniform und zog ihn einfach
mit sich.
»Nichts wirst du tun«, erwiderte sie. »Es ist schon genug Unheil
angerichtet worden.«
Vom beißenden Spott und den Anschuldigungen und Verhöhnungen Asianos
verfolgt, erreichten sie den Hangar, ohne von irgendwem aufgehalten zu werden.
Trooid hatte bereits die Manövriertriebwerke warmlaufen lassen. Die Ikarus war startbereit.
Drei Raumschiffe von Albira II befanden sich im Anflug. Sie hatten Schilde und
Waffen aktiviert, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie es ernst meinten.
Sowohl die Ikarus , als auch die Zuflucht waren mehrmals kontaktiert
und aufgefordert worden, das System zu verlassen. Trotz allem war Sentenza entschlossen,
dem Schiff der Erleuchteten beizustehen, falls es tatsächlich zu einem
Angriff kommen sollte. Er ließ die Ikarus kampfbereit machen.
Priester Lemore und sein mittlerweile genesener Schüler Yannick Kersseboom
teilten sich die ehemalige Unterkunft von An'ta. Johannsson, der doch noch nicht
so gesund war, wie er vorgegeben hatte, war von Anande wieder auf die Krankenstation
verwiesen worden – ebenso die gerettete Nova, die jedoch noch nicht wieder
bei Bewusstsein war.
Reno hielt sich mit dem Rest der Besatzung auf der Brücke auf und beobachtete
die Annäherung der Kampfschiffe. Sie mussten jeden Moment in Schussweite
sein.
»Sie haben keine Chance gegen sie, Captain«, erkannte Reno.
»Möglich«, stimmte Sentenza zu. »Aber ich mache es ihnen
nicht einfach.«
Trooid drehte sich um. »Captain, ein Ruf von der Zuflucht .«
»Auf den Schirm!«
Wie nicht anders zu erwarten, erschien Asianos Gesicht. Der stechende Blick
des Erlösers schien jeden der Anwesenden in der Kommandozentrale zu durchbohren.
Schließlich verharrte er auf Sentenza. Ein leichtes Lächeln, umspielte
seine Lippen, doch es wirkte keineswegs mehr so sympathisch wie noch bei ihrer
ersten Begegnung im Biotop – eher boshaft.
»Eines sollen Sie noch wissen, Captain Sentenza«, sagte Asiano mit
durchdringender Stimme. »Ich schwöre beim Rashett, dass wir uns wieder
begegnen werden und Sie am Boden liegen, während ich Ihren Schädel
in den Lehm drücken werde. Sie werden mir für das büßen,
was Sie heute hier angerichtet haben. Beim Cernum, seien Sie und Ihre Mannschaft
verflucht für Ihre Taten.«
Die Übertragung wurde unterbrochen. Das Bild machte wieder der
Außenaufnahme Platz. Plötzlich zündete die Zuflucht ihre
Triebwerke und beschleunigte.
»Sie haben einen Fluchtkurs aus dem System heraus gesetzt«, berichtete
Trooid.
»Das wird die Albiraner hoffentlich davon überzeugen, dass sie verschwinden
wollen«, hoffte Darius Weenderveen. »Auch wenn sie mehrere Stunden
benötigen, um mit Sublicht das System zu verlassen.«
Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten.
Nur wenige Augenblicke nach dem Blitzstart wurde der Hyperantrieb der Zuflucht aktiviert und katapultierte das Pilgerschiff in das übergeordnete Kontinuum.
Noch während die Brückencrew erstaunt den leeren Platz im Raum musterte,
an dem der Bildschirm gerade noch die Zuflucht gezeigt hatte, drehten
die Angriffsschiffe Albiras wieder ab.
»Eingehende Transmission«, verkündete Weenderveen. »Die
Regierung von Albira hegt keinen Groll gegen das Raumcorps. Sie wollten nur
so schnell wie möglich die Erleuchteten loswerden.«
Roderick Sentenza nickte nur. Ihn hätte es im Moment nicht einmal interessiert,
hätten die Kampfschiffe das Feuer auf die Ikarus eröffnet.
Viel schlimmer wog die Tatsache, dass Asiano ihn zu allem Übel wieder an
der Nase herum geführt hatte.
»Der Hyperantrieb war die ganze Zeit über einsatzbereit?«, wunderte
sich Sonja kopfschüttelnd.
»Asiano spielt ein übles Spiel«, bestätigte Reno. »Der
Unfall war ebenfalls nur inszeniert.«
Sentenza horchte auf. »Wie kommen Sie zu der Annahme?«
Nun grinste Reno. »Weil er mich kriegen wollte.«
»Ich habe langsam genug von mysteriösen Andeutungen und Überraschungen.
Meine Crew und ich sind seit über einer Woche von einer Rettungsmission
zur nächsten gehetzt, ohne Pause. Und jetzt
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