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Rettungskreuzer Ikarus Band 012 - Verschollen im Nexoversum

Rettungskreuzer Ikarus Band 012 - Verschollen im Nexoversum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 012 - Verschollen im Nexoversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann
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gewarnt hatte, ging es so schnell, dass
Jason keine Zeit fand zu reagieren.
    Aus den schlammigen Fluten schoss ein dunkelgrüner Tentakel, der sich blitzschnell
um Shillas Körper schlang und sie ins Wasser zerrte. Ihr entsetzter Schrei
hallte in Jasons Gehirn wider. Dann: tödliche Stille.
    Der Strahler flog förmlich in seine Hand, aber nirgends war ein Ziel auszumachen.
Plötzlich griff etwas nach seinem Fuß und zog ihn mit einem mächtigen
Ruck gleichfalls in die Tiefe. Sein Schuss nach dem schlangengleichen Arm ging
ins Leere.
    Geistesgegenwärtig hielt Jason den Atem an und presste die Lippen aufeinander,
als sein Kopf unter die Wasseroberfläche tauchte. Er krümmte sich
zusammen und tastete nach dem Ding an seinem Bein. Wütend presste er die
Mündung seiner Waffe dagegen und drückte ab. Der Tentakel verschwand,
doch dafür schien sich die Welt um Jason zu drehen. Er wurde mehrfach um
seine eigene Achse gewirbelt, als das, was er getroffen hatte, in Agonie zu
toben begann. Er krachte mit der Stirn gegen die Mauer, nicht wissend, wo oben
oder unten war. Der stechende Schmerz ließ ihn die Kontrolle über
seine Atmung verlieren, und er schluckte brackige Flüssigkeit. Der widerliche
Geschmack ließ ihn würgen, entriss ihn aber auch der drohenden Ohnmacht.
    Erneut spürte er, wie etwas ihn packte. Er versuchte, sich zu wehren, doch
der Stoß und der Luftmangel ließen ihn nur unkontrolliert strampeln.
Verdammt, er konnte nicht einfach schießen – er würde vielleicht
Shilla treffen!
    »Shilla!«, rief er in Gedanken. »Wo bist du?«
    Keine Antwort. War sie etwa ... bewusstlos? Dass sie ertrunken oder von dem
... Monstrum verschlungen worden war, wollte er nicht glauben.
    Etwas umklammerte nun seinen rechten Arm. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen
an, kam jedoch nicht frei. Sein Stiefel trat gegen etwas Weiches, der Griff
lockerte sich für einen Moment, festigte sich aber sogleich wieder. Jasons
Lungen drohten zu platzen. Dann durchbrach sein Kopf mit einem Mal die Wasseroberfläche.
Gierig schnappte er nach Luft und spuckte, als einige Tropfen von seinem Gesicht
in den offenen Mund rannen. Nun hatte er auch wieder Boden unter den Füßen.
Er rieb sich mit der freien Hand über die Augen und blinzelte.
    Die Lampe hatte er verloren, aber eine Leuchte lag auf dem Sims und spendete
einen matten Schein.
    »Alles in Ordnung?«
    Er drehte sich um und blickte in ein bronzefarbenes Gesicht, dessen Züge
er nicht erkennen konnte, da es sich im Schatten befand. Etwa ein heimlicher
Bewohner des Kanalsystems? Jemand, der auch der Sicherheit entkommen war? Die
Stimme kam ihm seltsam bekannt vor.
    »Kann ich loslassen?«
    Jetzt erst nahm Jason wahr, dass der Unbekannte immer noch seine Rechte umklammerte,
um zu verhindern, dass der Strahler auf ihn gerichtet wurde und sich ein unglücklicher
Schuss löste. »Äh ... ja. Wer ...?«
    »Taisho. Wo ist die Frau?«
    Jason hatte kaum hingehört. Es genügte ihm zu wissen, dass keine unmittelbare
Gefahr von seinem Retter ausging. Im Moment kreisten seine Gedanken nur um eines:
    »Shilla!«, stöhnte er verzweifelt und starrte auf die wirbelnde
Flut – immer noch keine Antwort.
    Eine Hand drückte leicht seine Schulter. »Ich fürchte, wir können
ihr nicht mehr –«
    Plötzlich explodierte das Wasser vor ihnen. Eine Woge grässliche Flüssigkeit
ergoss sich über die Männer, vermischt mit schwarzem Blut, schleimigen
Gewebefetzen, weicher Gehirnmasse und stinkenden Eingeweiden. Dann kämpfte
sich eine keuchende und hustende Vizianerin auf den Sims, wo sie erschöpft
liegen blieb.
    Sofort war Jason an ihrer Seite. »Shilla ... Ich ... ich dachte schon ...
Bist du ...« Er merkte, dass er nur stammelte und verstummte. Kurz untersuchte
er sie und atmete erleichtert auf, als er keine schlimmeren Verletzungen als
einige Abschürfungen und Prellungen entdeckte.
    Taisho hatte seine Lampe aufgehoben und hielt sie in die Höhe, damit Jason
besser sehen konnte.
    Grenzenlose Erleichterung durchflutete Jason, als er endlich wieder die Stimme
der Vizianerin in seinem Kopf vernahm. »Alles ... okay.« Sie schenkte
ihm ein verkrampftes Lächeln und legte ihre Hand kurz auf seine.
    Dann fiel ihr Blick auf Taisho, der einen blutverschmierten Tentakelstummel
von der Wand gepflückt hatte und interessiert betrachtete. » Chikuso ...«, murmelte er.
    Jason entsann sich wieder der unverhofften Gesellschaft.

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