Rettungskreuzer Ikarus Band 012 - Verschollen im Nexoversum
sich.
Dann wandte er sich den beiden zu.
»Wir brauchen einen Plan, um die Wachtposten von der Celestine abzulenken.
Wenn ihre Aufmerksamkeit etwas anderem gilt, können wir versuchen, an Bord
zu gelangen.« Als niemand antwortete, fuhr Jason fort: »Hast du Kameraden,
die einen Zwischenfall inszenieren können, Junge?«
Endlich zog Taisho seine Rechte zurück. »Wir sind zu wenige auf Reputus«,
erklärte er, »erst recht zu wenige hier in diesem Bereich. Ich kann
nicht riskieren, dass jemand gefangen oder gar getötet wird für ein
Unternehmen, das keine Aussicht auf Erfolg hat.«
Jason packte ihn am Revers und drückte ihn mit dem Rücken gegen die
Wand. »So, das heißt im Klartext, dass die große Hilfsbereitschaft
in diesem Moment ihr Ende gefunden hat?«
Er wusste, dass er Unsinn redete, denn was er vorschlug, war Irrsinn. Wenn es
stimmte, dass der Widerstand auf Reputus nur eine kleine Gruppe unterhielt,
dann hatten die wenigen Rebellen mit ihren bescheidenen Mitteln keine Chance
gegen die Übermacht der Sicherheitskräfte. In erster Linie genoss
er auch nur die Befriedigung, einen Anlass gefunden zu haben, den Kerl durchschütteln
zu können, der seine Shilla berührt hatte.
Mühelos befreite sich Taisho aus dem Griff und stieß Jason unerwartet
heftig die flache Hand gegen die Brust, so dass dieser einen Schritt zurück
taumelte. » Alter Mann , ich habe nicht versprochen, dass ich euch
an Bord eures Schiffes bringen kann, sondern dass ich versuchen werde, euch
die Flucht von Reputus zu ermöglichen.«
Shilla drängte sich energisch zwischen die beiden, die sich mit geballten
Fäusten fixierten. »Wenn ihr zwei infantilen Idioten euch schlagen
wollt –«
Jason schnappte sich den quakenden Kommunikator und drosch einmal mehr mit seiner
Faust auf den Würfel, wobei er sich vorstellte, es wäre Taishos grinsende
Visage.
Danach war die Stimme wieder erträglich. »... habt Ihr Euch den idealen
Zeitpunkt ausgesucht. Wir bekommen gleich Gesellschaft.«
»Was?«
Zwei Köpfe wandten sich der Glasfront zu.
»Das sind nur Arbeiter«, erkannte Taisho mit einem Aufatmen. »Dennoch,
wir sollten unser Glück nicht überstrapazieren. Möglicherweise
sind Denunzianten darunter.«
»Denunzianten?«, hakte Shilla nach. »Als wir durch die Straßen
flohen, haben uns viele Leute gesehen, aber bis auf einen Einzigen hat niemand
versucht, uns aufzuhalten. Ich hatte den Eindruck, die Bevölkerung leiste
dem Nexus und seinen Schergen passiven Widerstand.«
»Das trifft durchaus zu. Wer sich uns nicht anschließt, steht deshalb
nicht zwangsläufig auf der Seite des Nexus'. Allerdings gibt es einzelne
Personen, die ihre Lage verbessern wollen, indem sie andere ausspionieren. Sind
die Informationen bedeutsam, dann können sie sogar auf zusätzliche
Lebensjahre hoffen. Für viele ist das ein großer Anreiz. Jeder Soldat
erhält bei seiner Verpflichtung zusätzliche drei Jahre, und wer sich
bewährt, wird mit weiteren honoriert. Versteht ihr? Das ist im ganzen Nexoversum
so, und viele erliegen der Verlockung. Ihr seid nicht von hier, nicht wahr?
Sonst wüsstet ihr das.« Taishos Augen nahmen einen sehnsüchtigen
Ausdruck an. »Bei euch ist es bestimmt viel besser. Ihr seid frei ... Ihr
könnt leben . Ich wünschte, ich könnte eure Galaxie kennen
lernen ...«
»Langsam«, sagte Jason. »Wie war das? Zusätzliche Lebensjahre?
Kennt der Nexus etwa das Geheimnis des ewigen Lebens?« Joran, Botero, das
Juvenil und der Hairaumer, schoss es ihm durch den Kopf. Half Joran etwa den
Invasoren und wurde im Gegenzug mit Informationen versorgt, wie das Elixier
hergestellt werden konnte, das relative Unsterblichkeit verlieh?
»Nein.« Taisho schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang hart.
»Sobald eine Person ihr fünfunddreißigstes Lebensjahr beendet
hat, muss sie sich in den Roten Hallen zur Enthirnung einfinden. Für besondere
Verdienste kann man jedoch zusätzliche Lebenszeit geschenkt bekommen.«
»Bei allen…«, entfuhr es Jason, der blass geworden war. »Ich
glaube, jetzt begreife ich… Das meine Crii-Logan, als er davon sprach,
dass sie auf der Sentok dienten, bis ihre Zeit gekommen sei. Und die
Aufgabe der Sentok ist, die Gehirne der Toten einzusammeln –«
»Nicht die Gehirne von Toten«, hörte er Shilla entsetzt aufschreien.
»Diese ... Barbaren ...«
»Was?«
Es dauerte einen Augenblick, bis die Vizianerin ihre
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