Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
Freundlichkeit. »Wie geht
es Ihnen? Sie sehen gut aus.«
»Oh, danke. Mit geht es gut ... und Ihnen?«, antwortete Bela vorsichtig
mit einer Gegenfrage und ging dabei kurz alle möglichen Gründe für
diesen ungewöhnlichen Besuch durch. Hatte sie irgendwas im Korridor stehen
lassen? Oder war sie zu laut gewesen? Obwohl doch die Apartments eine sehr effektive
Schallisolierung hatten ...
»Mit geht es wunderbar, vielen Dank. Sind sie gerade sehr beschäftigt?«
»Ich ... koche gerade.«
»Sie kochen! Ganz reizend, Frau Rogulic. Sie nehmen ihre häuslichen
Pflichten sehr ernst, nicht wahr?«
»Häusliche Pflichten?«
»Kochen, gute Vorratshaltung, Ordnung und Sauberkeit. Das macht die Seele
eines Haushaltes aus. Aber was erzähle ich Ihnen, das wissen Sie doch viel
besser als ich. Sagen Sie, hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Sicher. Kommen Sie doch herein ...« Bela Rodulic trat irritiert zur
Seite und ließ Sonja DiMersi vorbei. Erst jetzt bemerkte sie die große
Schultertasche, die ihre Nachbarin bei sich trug. Vielleicht wollte sie verreisen?
Und sie bitten, sich um ihre Pflanzen zu kümmern – falls sie überhaupt
welche hatte. Mit dem Gedanken, dass Frau DiMersi sicherlich gleich Licht in
das Dunkel bringen würde, folgte sie ihr in den Wohnbereich. Dort stand
die weißhaarige Frau in dem langen, weiten Kleid bereits vor der Sitzecke,
sah sich um und nickte beifällig.
»Sehr schön haben Sie es hier – irgendwie bin ich nie dazu gekommen,
Sie mal zu besuchen, eigentlich eine Schande. Sie leben hier mit Ihrem Mann
... nein, Ihren zwei Männern, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt. Aber Rupert ist einige Zeit außerhalb der Station
beschäftigt.«
»Sie sind aus Biraness auf Kulans Welt? Ein sehr sympathisches Land, auch
wenn ich noch nicht selber dort gewesen bin. Gerade die Polygamie dort ist ein
wirklicher Fortschritt im Gegensatz zu der sonst so verbreiteten Einehe. Nur
eine große Familie bietet wirtschaftliche Sicherheit, wie ich immer sage.«
Bela runzelt die Stirn und konnte sich an kein Zitat dieser Art erinnern, zumal
Frau DiMersi, soweit sie das mitbekommen hatte, ohnehin erst seit relativ kurzer
Zeit eine Partnerschaft zu einem Mann eingegangen war. Sie ließ dieses
Thema demnach ohne Kommentar und erinnerte sich stattdessen an ihre Gastgeberpflichten.
»Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«
»Das wäre ganz herrlich, vielen Dank.«
Seltsamerweise schlenderte Frau DiMersi hinter ihr her in die Küchenecke,
wo die Zutaten für einen Auflauf halb vorbereitet auf dem Tisch lagen.
Leicht nervös schaltete Bela den Wassererhitzer ein und griff nach der
Teedose.
»Tee ist ziemlich teuer auf Vortex Outpost«, bemerkte Sonja DiMersi
unvermittelt. »Fast eine kleine Kostbarkeit. Sie bewahren Ihren Tee immer
in dieser Dose auf?«
»Ja, sicher. Ist daran etwas ... Besonderes?«
»Leider nicht, im Gegenteil«, seufzte Sonja mit einem bedauernden
Blick. »Wissen Sie, diese gewöhnlichen Dosen, die man hier so im Handel
bekommen kann, sind meist von ziemlich schlechter Qualität. Ich wette,
Ihr Tee verliert das Aroma, noch bevor die Dose gerade halb leer ist.«
»Eigentlich ist er ganz okay«, widersprach Bela, doch die andere ließ
sich dadurch nicht beeindrucken.
»Ja, das sagen Sie, weil Sie noch keine wirklich gute Teedose hatten, die
das wertvolle Aroma Ihres Tees bewahrt und versiegelt hat. Wussten Sie, dass
es Dosen gibt, die die überschüssige Luft in einer halbvollen Dose
absaugen und somit einen einzigartigen Geschmacksschutz erzielen? Nur durch
das Aufsetzen des Deckels?«
»Nein, das wusste ich nicht. Es klingt ... sehr neumodisch.«
»Ist es auch, eine ganz ausgezeichnete Erfindung. Und wissen Sie von welcher
Marke? Schlutterware. Sie kennen das Produkt? Von Schluttnick Prime, einer wirklich
bezaubernden Welt. Da wird noch Qualität hergestellt.« Sonja DiMersi
zwinkerte ihrer leicht betäubten Nachbarin zu und lächelte gewinnend.
»Wie es der Zufall will, habe ich ein paar dieser praktischen Dosen von
unserem letzten Einsatz mitgebracht. Ich habe sie in der Tasche da drüben
– warten Sie, ich hole Ihnen mal eine.«
Mit rauschendem Kleid eilte Sonja zu der Tasche und zauberte eine schlanke Dose
in einem unvergänglichen Blau hervor.
»Und sie ist wirklich ganz einfach zu bedienen. Sehen Sie ...« Schnell
und elegant nahm sie Bela den Tee aus der Hand, schüttete die losen
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