Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix
Zweck einer ausbruchsicheren Zelle umfunktioniert
worden.
Meinem Gefängnis , dachte Sonja verbittert.
Die Wände waren kahl. Es gab keine Fenster oder sonstige Ausgänge
als die Tür, durch die sie hereingekommen war. An der Decke hing eine Lisenolleuchte
– ein leicht bläulich schimmerndes Gas, das nur schwaches Licht spendete.
Als einziges Möbelstück befand sich am hinteren Ende der Wand eine
Pritsche. In der anderen Ecke hatte man zwei Rollcontainer aufgestellt, in denen
ein Waschbecken und eine Toilette untergebracht waren. Sonja rümpfte die
Nase und deutete auf die Hygieneeinrichtungen.
»Das kann nicht euer Ernst sein!«
»Mach halblang«, gab Kiki zurück. »Du wirst nicht lange
genug hier bleiben, um viel Gebrauch davon zu machen. Außerdem hast du
ohnehin zwei bis drei Tage Probleme mit dem Wasserlassen, wenn Wadda mit dir
fertig ist.«
Sonja horchte auf. Eine steile Falte entstand zwischen ihren Brauen. »Wie
... wie meinst du das? Das hört sich an, als würdest du aus Erfahrung
...« Sie hielt inne, als Kiki beschämt den Blick senkte. Ohne ein
weiteres Wort zu verlieren, wandte sich die Prämienjägerin ab und
verließ den Raum zusammen mit dem Gnom. Das geräuschvolle Klacken
zeigte an, dass die Tür verriegelt wurde.
Sonja seufzte tief, ließ Kopf und Schultern hängen und schlurfte
zur Pritsche hinüber. Die Erschöpfung, die ihr noch vom Sandsturm
in den Knochen steckte, machte sich bemerkbar. Sie hockte sich auf die harte
Liegefläche und kämpfte gegen die Müdigkeit an. Kikis Worte über
Waddas Sexualtriebe hallten in ihrem Kopf nach. Der Gedanke daran, was der Alien
mit ihr anstellen konnte, hielt sie noch ein paar Minuten wach, ehe sie vor
schierer Ermattung seitwärts auf die Matratze sank und augenblicklich einschlief.
3.
Noch bevor die Stimme des Komm-Offiziers über das Brückendeck hallte,
wusste Nicole van der Lindern, dass die Nachricht für sie bestimmt war.
Sie verzog die Mundwinkel, stellte die Tasse mit dampfendem Tee auf der Konsole
neben dem Sitz des Kommandanten ab und lehnte sich tief in die Polster zurück.
»Captain, wir empfangen eine Nachricht von ...« Das Stocken des Offiziers
war eine weitere Bestätigung dafür, wer sie kontaktierte. Sie
hatte bereits vor mehreren Stunden mit einer Übertragung gerechnet. Die
Schonfrist, die ihr gewährt worden war, hatte jedoch nicht ausgereicht,
ihre Gedanken bezüglich der Mission zu klären. Noch immer war ihr
unwohl bei der Vorstellung, die Grenzen zu übertreten, aber der Befehl
würde kommen, so oder so.
»Kronprinz Joran persönlich, Ma'am.«
Nicole straffte sich, zupfte sich die Ärmel der Uniform Ihrer Majestät
zurecht, schlug das rechte Bein über das linke und nickte dem Komm-Offizier
zu.
Auf dem Hauptschirm verschwamm das Bild des Alls, machte dem kaiserlichen Symbol
des Multimperiums Platz und kündigte eine eingehende Transmission an. Kurz
darauf war der Sohn des Kaisers zu sehen. Nicole van der Lindern atmete tief
ein, als sie das von Narben zerfressene Gesicht Jorans erblickte. Die besten
Chirurgen hatten ihm nach seiner schweren Verletzung im Manöver nicht helfen
können, da sein Körper jedwede fremde Organe abstieß –
auch Hautransplantationen waren nicht möglich gewesen. Sein Körper
existierte einzig und allein Dank Dutzender von elektronischen Nanoimplantaten,
die seine Grundfunktionen aufrecht erhielten und den Mangel an atmungsaktiver
Haut ausglichen. Beinahe hätte sich Nicole geschüttelt bei dem Anblick.
Nicht, dass sie sich vor Verletzten ekelte, doch der Gedanke, vor nicht allzu
langer Zeit fast mit Joran im Bett gelandet zu sein, stieß ihr säuerlich
auf.
»Meine liebe Nicole«, sagte der Kronprinz grinsend.
»Eure Hoheit«, erwiderte die Kommandantin des kaiserlichen Schlachtkreuzers Seezunge kühl. Was bildete sich dieser größenwahnsinnige
Narr ein? Die Offiziere auf der Brücke ihres Schiffes konnten jedes Wort
mithören. Wenn er Vertraulichkeiten austauschen wollte, dann hätte
er ein Privatgespräch in ihrem Quartier arrangieren sollen.
Joran schien der reservierte Tonfall ihrer Stimme nicht entgangen zu sein. Sein
Lächeln verblasste, der Blick wurde starr.
»Ich habe neue Befehle für Sie, Captain van der Lindern«, sagte
Joran. »Sie werden in den Kandorianischen Sektor vordringen, durch das
Garillon-Tor springen und bei den gleich übermittelten Koordinaten mit
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