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Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wenn es nur weitere getarnte Attentäter waren ..., ein Kampf wäre
jetzt endgültig sinnlos gewesen.
    Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Es gab keine Attentäter mehr.
Anande wand sich aus den helfenden Händen der Gardisten, die ihn zu einem
Sessel führen wollten. Er trat zurück an das Bett des Hegemons.
    Der Arzt ließ nun auch seine eigene Waffe fallen, schob die Schutzwesten
vom Körper Mokhars und warf einen Blick auf die Anzeigen der Lebenserhaltung.
Es war alles in Ordnung. Dem Mann war nichts passiert.
    Das kurze Gefühl der Erleichterung schmolz dahin, als die Soldaten in bedrückter
Stille den Leichnam der Leibärztin unter dem Tisch hervorholten. Anande
schluckte trocken, brachte kein Wort heraus.
    »Sie haben Ihren Eid gehalten«, dachte er bei sich. »Ich werde
dafür sorgen, dass es jeder erfährt. Der Hegemon, die Regierung ...
und vor allem auch jene, die für all dies verantwortlich sind. Sie sollen
wissen, dass ihre Pläne am Einsatz von Hashira Panand Atapp gescheitert
sind.«
    Dann nahm er nur noch wie ein unbeteiligter Dritter wahr, wie ein Krankenpfleger
ihn vorsichtig aus dem Raum führte, um seine zum Glück nur oberflächlichen
Brandwunden zu versorgen.
    Andere Wunden, das ahnte er, würden länger brauchen, um wieder zu
heilen.

    Roderick Sentenza verließ die klimatisierten Gänge des Lagezentrums
am Rand des Raumhafens und trat in die trockene Hitze hinaus. Die Luft flimmerte
über dem glatten Belag der Landeplätze, und es herrschte eine schon
fast unwirkliche Stille. Seit der Erklärung des Kriegszustands durch die
Regierung hatten alle nichtmilitärischen Schiffe Startverbot, ankommende
Händler und Liner wurden höflich, aber bestimmt zur sofortigen Rückkehr
aufgefordert. Hatten alle fremden Schiffe das System verlassen, würde man
das Sprungtor abschalten, um es den Imperialen nicht zu einfach zu machen.
    Trotz der Tatsache, dass Pronth niemals einer ernsthaften militärischen
Bedrohung ausgesetzt worden war, war die Atmosphäre im Lagezentrum von
ruhiger Professionalität gekennzeichnet gewesen. Doch nach stundenlangen
Besprechungen, bei denen der Rat eines ehemaligen imperialen Kommandooffiziers
immer und immer wieder gefragt gewesen war, hatte Sentenza das Bedürfnis
verspürt, die Hektik der Räume zu verlassen und im Freien einige Minuten
auszuspannen. Trotz der Hitze lag hier der Vorteil, dass es draußen nicht
so gefiltert und künstlich roch, der würzige Duft der in der Luft
hatte etwas Authentisches. Ein dünner Schweißfilm legte sich sofort
auf Sentenzas Stirn, doch er ignorierte das. Dann, einige Hundert Meter weiter,
im Schatten der gelandeten Ikarus , sah er die Gestalt von Jovian Anande
hocken.
    Der Captain zögerte, gab sich dann einen Ruck und schritt langsam auf sein
Schiff zu.
    Das fehlgeschlagene Attentat auf den Hegemon war für alle ein großer
Schock gewesen. Der Tod der Leibärztin hatte Anande tief getroffen. Er
hatte seine Arbeit weiter gemacht, bis die Behandlung auch ohne seine ständige
Präsenz durchgeführt werden konnte. Die Behörden hatten die Sicherheitsmaßnahmen
verstärkt, es würde jetzt nicht mehr so leicht sein, in die Krankenstation
des Hegemons vorzudringen. Dass diese späte Reaktion mit dem Tod zahlreicher
Leibwächter und Dr. Atapps hatte erkauft werden müssen, machte die
Angelegenheit besonders bitter. Sollte aber noch irgendjemand Zweifel an den
Absichten des Multimperiums gehabt haben, so waren diese jetzt sicherlich zerstreut.
Die Rücksichtslosigkeit, mit der die fremden Attentäter vorgegangen
waren, sprach für sich selbst.
    Sentenza hatte Anande erreicht. Der Arzt der Ikarus wirkte erschöpft,
wie abwesend. Auf seiner Gesichtshaut hatte sich ein feiner Staubmantel gebildet,
den der stetige, aus den Wüstenregionen kommende Wind über alles legte,
was sich nicht dagegen wehrte. Anande musste schon lange so gesessen haben,
regungslos und in Gedanken versunken.
    Jetzt, da er die näher kommenden Schritte des Captains hörte, sah
er auf und lächelte ihn freudlos an. Sentenza sagte nichts, hockte sich
neben ihn auf den Boden und blickte in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Für einen Moment teilten sie die Stille miteinander.
    Dann war es Anande, der das Schweigen brach.
    »Captain«, sagte er leise. »Erinnern Sie sich an unser Gespräch
auf der Fraktalwelt, damals, als Sie vor lauter Schmerz Ablenkung benötigten

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