Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz
Blutbad anrichten konnten. Eine schreckliche,
jedoch einfach zu handhabende Waffe. Atapp bemerkte den etwas schockierten Blick
ihres Kollegen. Dann griff sie erneut in die Tasche und holte einen Standardblaster
hervor.
»Damit können Sie umgehen?«, fragte sie ungerührt.
»Ja«, brachte Anande hervor und nahm die Waffe entgegen. Atapp schwenkte
den Nadler.
»Und ich kann hiermit umgehen. Ich bin die Leibärztin des Hegemons,
Dr. Anande.«
Auf ihrem schmalen Gesicht lag ein grimmiger, entschlossener Ausdruck.
»Ich habe einen Eid geschworen, sein Leben zu bewahren«, sagte sie
mit bemerkenswerter Kälte in der Stimme. »Und ich gedenke, diesen
Eid ernst zu nehmen.«
Anande sagte nichts. Er baute sich neben der Ärztin auf und brachte seine
Waffe in Anschlag.
Es gab nichts mehr zu bereden.
3.
Als die Fähre den Orbit des Planeten verließ, ahnte niemand an Bord
etwas von dem Angriff, der sich im Hospital abspielte. Die rund 90 Männer
und Frauen an Bord des Zubringers hatten nur eines im Sinn: das Panzerschiff Thunderchild , das rund zwei Stunden von ihnen entfernt in einer hohen
Umlaufbahn um den ansonsten leblosen innersten Planeten des Systems ruhte und
dessen gigantischer, unheilvoll wirkender Leib nach einem ereignislosen Flug
schnell die Beobachtungsschirme ausfüllte. An'ta rückte etwas zur
Seite, als ein fettleibiger Raumtechniker sich vorbeugte, um besser sehen zu
können. Beinahe hätte er sie berührt.
Als Sentenza sie gebeten hatte, ihre Expertise der Mannschaft der Thunderchild zur Verfügung zu stellen, hatte sie sofort zugesagt. Als Bergungsspezialistin
kannte sie sich hervorragend mit alten Raumschiffkonstruktionen aus, schließlich
hatte sie ihren Verdienst jahrelang dadurch bestritten, Schiffsfriedhöfe
nach brauchbarem Material zu durchsuchen. Sie war zwar noch nie mit einem Monstrum
wie diesem konfrontiert worden, doch die Technologie jener Zeit war ihr keinesfalls
fremd. Sentenza selbst war zu einem dauerhaften Mitglied des Krisenstabs berufen
worden, da seine Kenntnisse über Taktiken der multimperialen Raumflotte
für die Vorbereitung der Verteidigung wichtig war.
»Wir sind gleich da!«, durchschnitt die Stimme Admiral Martens die
andächtige Stille. Der alte Mann trug nun eine reguläre Uniform der
Raumstreitkräfte des Hegemons, er war in exakt diesem Dienstgrad vorübergehend
in Dienst genommen worden.
Obgleich ihm sein Alter anzusehen war, erkannte An'ta doch, dass Marten in seinem
Element war. Der befehlsgewohnte Klang einer »Kommandostimme«, die
auf Offiziersakademien methodisch antrainiert wurde, sorgte für unmittelbare
Aufmerksamkeit. Es schien, als habe der alte Mann nie einen Ruhestand genossen.
Er fügte sich in die Hierarchie der kleinen pronthirischen Streitkräfte
nahtlos ein und hatte sich schnell den Respekt aller erworben.
»Meine Damen und Herren, ich habe einen exakten Operationsplan für
uns zusammengestellt. Die Inbetriebnahme der Thunderchild darf insgesamt
nicht länger als 20 Stunden dauern. Ein Team von Reaktortechnikern hat
bereits vor einer Stunde damit begonnen, die Energieerzeugung wieder in Gang
zu setzen. Es sieht bis jetzt alles gut aus. Ich habe folgende Arbeitsgruppen
bestimmt: Die Gruppe unter Commander Shorik wird die Zentralkontrollen aktivieren
und durchchecken. Ein Team unter Chief Derengar wird die Triebwerke anlaufen
lassen und Performance-Tests durchführen. Die Waffentechniker werden unter
der Leitung des Raumcorps-Captains An'ta die Waffensysteme checken, die Abschussautomatik
initialisieren und die Bordgeschütze entmotten. Alles verstanden?«
Zustimmendes Gemurmel ertönte. Admiral Marten verzog das Gesicht.
»Ich habe gefragt: Wurde alles verstanden?«, wiederholte er etwas
lauter.
Vereinzeltes »Ja, Sir!« wurde laut. Marten sah nun aus, als habe er
etwas sehr, sehr Saures zu sich genommen.
»Ich muss wohl noch einmal fragen: Haben Sie alles verstanden? «
Diesmal kam die Antwort sofort, laut und einstimmig.
»Ja, Sir!«
Nun wirkte der Admiral zufrieden. Er grinste und salutierte lässig. Ihm
war anzusehen, dass ihm diese Aufgabe offensichtlichen Spaß machte. An'ta
konnte seine Freude nicht teilen. Sicher, die Thunderchild machte einen
ausgesprochen starken Eindruck. Doch es handelte sich um uralte Technologie
aus einer Zeit, in der Waffen dafür konstruiert worden waren, Panzer zu
brechen. Das hatte mit modernem
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