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Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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und mir eröffnet haben, warum Sie aus der Raummarine geflogen sind?«
    »Sicher, wie könnte ich das vergessen? Ich habe es seitdem nur Sonja
in allen Details erzählt.«
    Allerdings hatte er nach den Ereignissen auf SeerTak City die gesamte Mannschaft
zumindest grob in Kenntnis gesetzt – ohne all die eher peinlichen Details,
die bis auf weiteres nur der Arzt und Sonja kannten.
    »Ich habe mich immer gefragt, ob ich eines solchen Vertrauens überhaupt
würdig war«, setzte Anande fort und fuhr sich über die Stirn.
Schweiß und Staub vermischten sich zu einem Dreckfilm, der bis in seine
schwarzen Haare reichte. Der Arzt schien es nicht zu bemerken.
    »Sie haben mein Vertrauen bisher nicht enttäuscht«, erwiderte
Sentenza ruhig.
    »Das mag sein. Tatsache ist aber, dass niemand wissen kann, wer ich eigentlich
bin, was ich in meiner Vergangenheit getan habe und ob ich nicht vielleicht
jemand bin, der niemandes Vertrauen wert ist.«
    Sentenza antwortete darauf sich sofort. Er wusste, dass diese Gedanken den Arzt
Umtrieben, seit dieser den Dienst auf der Ikarus angetreten hatte. Auch
in den Personalakten, die Sentenza als Leiter der Rettungsabteilung offen standen,
hatte sich nichts über Anandes Vergangenheit gefunden. Raumcorpsmitarbeiter
hatten ihn desorientiert in der Gosse aufgelesen, irgendwo auf einer Randwelt.
Man hatte ihn aufgepäppelt, seine medizinischen Fähigkeiten erkannt
und ihm den Posten auf der Ikarus angeboten. Mehr schien das Corps auch
nicht zu wissen, wenngleich sich Sentenza keinesfalls sicher darüber war,
von Old Sally tatsächlich alles erfahren zu haben. Die Direktorin liebte
die Geheimniskrämerei zu sehr.
    »Doktor, ich kann Sie nur nach dem beurteilen, was Sie unter meinem Kommando
geleistet haben. Und da fällt mir das Urteil sehr leicht: Sie sind ein
kompetenter, engagierter und umsichtiger Arzt, dem das Wohl seiner Patienten
sehr am Herzen liegt und der immer hundertprozentigen Einsatz zeigt. Mehr als
durch Referenzen oder Lebensläufe haben Sie sich durch Ihre Arbeit meinen
Respekt verdient. Und wenn ich mich nicht irre, dann gilt das auch für
den Rest der Mannschaft.«
    Für einen Moment stahl sich ein echtes Lächeln auf Anandes Lippen.
    Ein Punkt für die Guten, dachte Sentenza bei sich.
    Dann legte sich wieder ein Schatten über Anandes Gesicht.
    »Captain, als Dr. Atapp neben mir starb, indem Sie einen Eid, den sie geleistet
hatte, sehr weit auslegte und Dinge tat, die eigentlich gar nicht zu ihrem Aufgabenbereich
gehörten, war ich sehr erschrocken. Natürlich vor allem über
ihren gewaltsamen Tod – aber auch über meine eigene Reaktion. Ich
hatte mich nämlich gefragt, ob ich das Gleiche getan hätte und musste
feststellen, dass das, was sie getan hat, für mich nicht so klar und eindeutig
vor Augen stand. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht einfach fortgerannt
wäre.«
    »Möglich. Niemand hätte Ihnen einen Vorwurf gemacht. Sie sind
kein Soldat.«
    »Nein, bin ich wohl nicht. Wahrscheinlich nicht, denn ich weiß nicht
viel über das gewaltsame Töten, wenn man einmal davon absieht, dass
ich mich in letzter Zeit viel zu oft mit den medizinischen Konsequenzen habe
auseinandersetzen müssen.«
    Sentenza wusste, dass er auf die Ereignisse in Seer'Tak City anspielte, während
derer sich Anande als Feldarzt bewährt hatte.
    »Doch hat mich sehr beeindruckt, dass Dr. Atapp zu keiner Sekunde Zweifel
zeigte. Sie war sich ihrer Sache ... ihrer selbst so umfassend sicher, dass
sie nicht zu zögern brauchte. Sie tat, was sie für das Richtige hielt,
im vollen Bewusstsein der möglichen Konsequenzen.«
    Sentenza runzelte die Stirn.
    »Aber Sie rannten doch auch nicht weg, Doktor.«
    »Ich rannte nicht weg, weil sie blieb. Ich versuchte, mich an ihrer inneren
Überzeugung und Gewissheit zu orientieren. Ich wollte ... das Gleiche empfinden.
Für einen Moment habe ich mich an der Standfestigkeit dieser Frau wie ein
... ein emotionaler Vampir gelabt. Doch wissen Sie was, Captain?«
    »Was?«
    »Es hat nicht funktioniert. Sie starb, ich lebe. Und es hat nicht funktioniert.«
    Anande schaute in seine geöffneten Handflächen.
    »Ich weiß immer noch nicht, wer ich eigentlich bin, Captain.«
    Erneut ließ Sentenza einige Sekunden verstreichen, ehe er etwas sagte
oder tat.
    Dann legte er eine Hand auf Anandes Schulter. Der Doktor zeigte mit keiner Reaktion,
ob er die Geste zur Kenntnis nahm.
    »Doktor,

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