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Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Gläubiger. Vielleicht werde ich das nie. Wie soll ich
an etwas Metaphysisches glauben, wenn ich nicht einmal weiß, wer ich in
der Realität bin?«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Anande zögerte erneut, dann berichtete er in kargen Worten, dass er mit
einer Gehirnwäsche aufgefunden wurde und seit seinem Dienstbeginn auf der Ikarus auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit war – bisher
aber ohne irgendeinen Erfolg.
    Atapp hörte der Geschichte aufmerksam zu. Als Anande geendet hatte, holte
sie einen schmalen, in Kunstleder eingebundenen Band aus einer Kitteltasche.
Der rote Einband war mit goldenen Schriftzeichen bedeckt, die Anande nicht entziffern
konnte.
    »Der Reformierte Koran«, erklärte Atapp und reichte ihrem Gegenüber
das Buch. »Nur der Einband ist in Arabisch, einer alten, mittlerweile toten
irdischen Sprache. Das Werk selbst wurde vom Verborgenen Imam in Standard verfasst.
Sie werden keine Probleme haben, es zu lesen.«
    Anande schlug das Büchlein auf. Es war in winzigen Lettern auf traditionellem,
blütenweißen Papier gedruckt. Er kniff die Augen zusammen.
    »Es ist schon problematisch, diese Zeilen zu lesen«, meinte er lächelnd.
»Der Neo-Islam wollte offenbar Druckkosten sparen.«
    Atapp schüttelte den Kopf.
    »Der Verborgene Imam sagt, dass wahre Erkenntnis nur über Mühsal
erreicht wird und nicht wie ein Geschenk kommt. Das gilt auch für die Lektüre
der Schrift. Es ist bewusst so gehandhabt. Sie können das Exemplar behalten.
Fassen Sie es nicht als Missionierungsversuch auf. Ich werde von selbst nicht
auf das Thema zurückkommen. Nehmen Sie es als zusätzliche Orientierung
auf Ihrer Suche, und wenn es nur ein Wegweiser für eine Richtung ist, in
die Sie nicht gehen wollen.«
    Anande nickte und steckte das Buch ein. Beide schwiegen für einige Momente,
dann aber merkten sie, wie der Ruf der Pflicht in ihnen laut wurde.
    »Wir müssen wohl wieder«, sagte Atapp schließlich und lächelte
entschuldigend.
    »Keine Ursache. Wir haben hoffentlich später etwas mehr Zeit für
Muße – wenn all das hier überstanden ist.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Beide erhoben sich und bewegten sich auf die Ausgangstür der Kantine zu,
die direkt ins Foyer führte. Ein Robotkellner surrte an ihnen vorbei.
    Anande wollte gerade der Frau höflich den Vortritt lassen als ...
    ... die Hölle losbrach.
    Ein lauter, spitzer Schrei gellte durch das Foyer! Anande fuhr hoch, sah mit
geweiteten Augen, wie ein Trupp von acht vermummten Männern in Kampfausrüstung
durch die Eingangstür stürmte. Ein Gewitter von Energieblitzen ging
über die völlig überraschten Sicherheitsleute nieder, die kaum
Zeit zur Gegenwehr fanden. Patienten und Krankenhauspersonal stoben in alle
Richtungen, um sich vor dem Sturm der Vernichtung zu verstecken, der sich so
plötzlich über ihnen entlud. Atapp zog Anande in Richtung Fahrstuhlkabine
und hämmerte auf das Schaltpanel. Der Arzt sah noch, wie zwei der Angreifer
auf den Aufzug aufmerksam wurden, seinen Namen ausstießen – »Sie
kennen mich!«, durchfuhr es ihn – und die Waffen auf ihn einschwenkten.
Dann hatte sich die Lifttür bereits wieder geschlossen und die Kabine glitt
nach oben.
    »Mein Gott, was ...«, murmelte Anande schockiert. Er warf einen entsetzten
Blick auf die Ärztin, die völlig gefasst wirkte. Etwas von ihrer Ruhe
strahlte auf Anande über, der seine Selbstbeherrschung rasch wieder erlangte.
    »Der Hegemon!«, stellte Atapp trocken fest. »Wer immer für
den ersten Anschlag verantwortlich war, hat erfahren, dass unsere Therapie wirkt.
Er will sein Werk vollenden!«
    Anande nickte. Das war logisch. Erschreckend logisch, aber nachvollziehbar.
    Die Aufzugtür öffnete sich wieder: das Stockwerk, in dem die Krankensuite
des Staatsoberhauptes lag. Der Alarm war hier bereits ausgelöst worden.
Soldaten der Leibgarde waren in Stellung gegangen.
    In ihren Augen sah Anande Angst und Entschlossenheit. Seit der Gründung
der Hegemonie hatten die Soldaten dieses Sternenstaates noch keinen Schuss auf
irgendjemanden abgeben müssen. Anande beschlich ein ungutes Gefühl.
    »Dr. Atapp ... die Attentäter ...«
    Die Leibärztin hörte nicht, sondern eilte ihm voran in das Krankenzimmer
des Hegemons. Sie griff in ihre Arzttasche und holte eine schmale, langläufige
Waffe hervor, eine Nadelpistole. Sie verschoss hochbeschleunigte winzige Stahlnadeln,
die auf kurze Entfernung ein grausames

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