Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz
Exzellenz«, meinte Sentenza mit
Erleichterung in der Stimme. Sein Eindruck, es bei Mokhar mit einem fähigen
Staatsführer zu tun zu haben, war nach der Absegnung der Entscheidung,
die Thunderchild zu reaktivieren, ins Wanken geraten. Nun hatte der Hegemon
das schiefe Bild wieder begradigt.
»Sie werden vorher mit der Ikarus von hier verschwinden«, stellte
Mokhar fest.
»Ja, Exzellenz. Die Überlebenden des ersten Angriffs werden von uns
noch betreut, dann werden wir das Weite suchen. Es tut mir ...«
Der Hegemon hob abwehrend die Hände.
»Keine Entschuldigungen. Sie haben mehr getan, als zu erwarten war. Bringen
Sie sich in Sicherheit – und verbreiten Sie, was hier passiert, in der
Galaxis. Wir wollen das doch nicht der imperialen Propaganda überlassen.«
»Sicher nicht«, bestätigte Sentenza trocken.
»Wie viele haben den ersten Angriff überlebt?«, hakte Mokhar
nach.
»Insgesamt rund 200 Personen, zum Teil schwer verletzt. Die Imperialen
haben die Aktivitäten zur Bergung der Verletzten nicht behindert, sie waren
wohl mit ihren eigenen Verlusten zu sehr beschäftigt. Leider ...«
Sentenza zögerte.
»Ja, Captain?«, insistierte der Hegemon.
»Leider ist Admiral Marten kurz nach dem Absprengen seiner Rettungskapsel
von der Thunderchild an einem Herzinfarkt verstorben.«
Mokhar wirkte betroffen. Er ließ diese Nachricht einige Sekunden auf sich
einwirken.
»Sollte es jemals wieder eine pronthirische Marine geben, werden wir das
größte und mächtigste Schiff nach ihm benennen. Das dürfte
einem Admiral, der lange nach seiner Pensionierung eine letzte Schlacht geschlagen
hat, würdig sein. Bis dahin ... werden wir uns damit begnügen müssen,
uns schlicht immer an ihn zu erinnern.«
»Auch dafür werden wir sorgen, sobald wir das System verlassen haben«,
bekräftigte der Captain.
»Gut. Treffen Sie Ihre Vorbereitungen. Nach dem, was ich gehört habe,
sollten wir unbedingt vermeiden, dass Sie in die Hände des Multimperiums,
vor allem in die Jorans fallen. Bleiben Sie in Ortungsreichweite, so lange Sie
können und zeichnen Sie alles auf, damit ein möglichst akkurater Bericht
über die Ereignisse in der Galaxis Verbreitung finden kann.«
»Das verspreche ich.«
»Dann bleibt mir nicht mehr, als Ihnen im Namen der Hegemonie und ihres
Volkes für die uns geleisteten Dienste zu danken – Ihnen und Ihrer
Crew.«
Sentenza nahm den Dank schweigend auf, dann fiel ihm noch etwas ein.
»Was ist mit dem Rettungskreuzer der Hegemonie?«
»Ach ja – danke, dass Sie mich erinnern. Ich habe ihn mit sofortiger
Wirkung dem Raumcorps und der Rettungsabteilung unterstellt, sobald die Hegemonie
gefallen ist. Wenn Sie noch ein paar Kollegen brauchen können ...«
Sentenza grinste den Hegemon ungeniert an.
»Exzellenz, mir scheint, durch diesen Schachzug haben Sie garantiert, dass
zumindest der gute Ruf der Hegemonie niemals untergehen wird.«
Mokhar erwiderte das Grinsen.
»Na, Sie unterstellen mir aber auch eine Gerissenheit, Captain ...«
Als das Beiboot an der Ikarus festmachte, war damit das letzte noch fehlende
Besatzungsmitglied an Bord des Rettungskreuzers zurückgekehrt. Anande erwartete
An'ta im Hangar. Die Grey verließ mit einer fließenden Eleganz den
Shuttle, die auch dem Arzt alles andere als verborgen blieb. Da die Frau entgegen
der Bordvorschriften keinen Raumanzug trug, sondern eine einteilige Standardkombination,
die ganz offensichtlich eine Nummer zu klein war, konnte auch der Arzt nur schwerlich
seine Blicke von den offensichtlichen Vorzügen des neuen Körpers der
Grey abwenden. Seine eher wissenschaftlich motivierten Fragen nach dem Prozess,
mit dem An'ta ihr Bewusstsein gerettet hatte, um sozusagen »wiedergeboren«
in einem nach gänzlich anderen Kriterien designten Körper zurückzukehren,
hatte diese mit nichtssagenden Bemerkungen sowie einem viel versprechenden Augenaufschlag
beantwortet. Anande, dessen Beziehungen zum weiblichen Geschlecht von seiner
Seite her eher durch Schüchternheit geprägt war, hatte daraufhin die
Fragen eingestellt, da er nicht genau wusste, wie weit An'ta gehen würde,
um ihn von seinem Wissensdurst abzulenken. Es war deutlich, dass sie ihren neuen
Körper perfekt beherrschte und exakt wusste, was sie mit ihm anstellen
konnte – und welche Wirkungen sie damit erzielte.
»An'ta, ich hatte keine Gelegenheit mehr, Sie zu untersuchen«, bemühte
sich der Arzt um
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