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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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in den Mysterien. Ich habe festgestellt, dass ich viel mehr
Gewissheit aus der Tatsache schöpfen konnte, dass dich all dies relativ
unbeeindruckt gelassen hat. Du scheinst die großen Umwälzungen, die
mich mit Angst erfüllen, als eine interessante Aufgabe anzusehen, die es
methodisch zu lösen gilt. Das kann ich nicht mehr. Ich bin alt. Meine Metamorphose
steht bevor. Ich werde ins Staubhaus gehen und dort das tun, woran immer mein
Herz hing: Mich der Meditation hingeben und Erkenntnis aus mir heraus suchen.
Du aber suchst hier im Äußeren, und in dir stecken so viele Fragen,
die du mir nie stellen wolltest.«
    Uhuls Gesichtsausdruck musste seine Überraschung widerspiegeln, denn der
Prior lachte leise auf.
    »Ja, ich bin manchmal ein alter Narr, aber ich kenne meine Staubdiener
und vor allem den ersten unter ihnen. Nun, die Fragen darfst du dir ab jetzt
selbst beantworten, ich stehe dem nicht mehr im Weg. Gleich morgen werde ich
meinen Rücktritt bekannt geben und von meinem Recht Gebrauch machen, meinen
Nachfolger zu benennen. Der Rest ist dann nur noch eine Formalität. Du
hast keine Wahl, Uhul, denn du hast sie im Grunde nie gehabt. Erfülle deine
Pflicht gegenüber der Kirche und du kannst nicht fehl gehen. Verweigere
dich, und du wirst deines Lebens nicht mehr froh.«
    In Uhuls Gedanken machte sich die Erkenntnis breit, dass der Prior damit absolut
Recht hatte. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, es gab keinen Ausweg.
Sein Unwillen schwand, als er sich dessen bewusst wurde. Der Prior hatte richtig
erkannt, dass Uhul nach Höherem strebte, und sei es nur, um seine quälenden
Fragen zu beantworten. Und in der Tat, das Amt, das ihm nun angetragen wurde,
war von besonderer Herausforderung.
    »Ein Wechsel in der Führung der Kirche in Krisenzeiten könnte
die Moral der Stadt schwächen«, begann er einen letzten, lahmen Versuch,
das Schicksal doch noch abzuwenden.
    »Blödsinn«, wischte der Prior den Einwand beiseite. »Du
bist in der Stadt populärer als ich, Uhul. Meinst du, ich hätte das
nie bemerkt? Du hast es vielleicht nie mitbekommen! Die Bürger werden dich
als tatkräftigen neuen Prior hochleben lassen und mir den Respekt zollen,
den ich mir im Ruhestand verdiene. Mach dich nicht lächerlich, mein Freund.
Du weißt, dass es die richtige Entscheidung ist!«
    »Ich weiß gar nichts.«
    »Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung.«
    Aus dem Tonfall des Priors entnahm Uhul, dass für diesen die Diskussion
damit abgeschlossen war. Er erhob sich, verbeugte sich und wirkte unschlüssig.
    »Ehrwürdiger«, sagte er schließlich, »die Menschen
kommen gleich. Sie werden ...«
    »Jaja ...«, winkte der Prior ab. »Es ist doch alles nur noch
pro forma, Uhul. Du redest mit ihnen. Du weißt, wie alles funktioniert.
Ich werde mich nicht mehr einmischen.«
    Uhul nickte. Er zögerte erneut.
    »Ehrwürdiger, ich bedaure, dass es so enden muss. Es schmerzt mich,
dass ...«
    Der Prior verzog das Gesicht.
    »Uhul?«
    »Herr?«
    »Geh mir aus der Sonne.«

    Jamir stand auf dem kleinen Podest, das seine Leute aus den Überresten
der Tribüne zusammengebaut hatten. Er hatte einen hervorragenden Überblick
über die bereit stehende Armee. Sie war beeindruckend, und zwar nicht nur
deswegen, weil alle Ketzer vereint waren, sondern auch, weil vor einer Stunde
ein Kontingent waharanischer Kavallerie eingetroffen war. Wahara, die nächstgrößere
Stadt in der Umgebung Jenangars, war ein traditioneller Konkurrent in Handel
und Politik. Bisher hatten sich die Stadtoberen aus dem Kleinkrieg zwischen
den Ketzern und Jenangar heraus gehalten, jetzt aber schienen sie ihre Chance
zu sehen, der Konkurrentin eine Niederlage beibringen zu können. Der zentrale
Vorteil waren nicht die rund 200 Reiter, obgleich die waharanische Kavallerie
für ihre Disziplin und gute Ausbildung wohl bekannt war, sondern die beiden
großen Wagen mit der mächtigen Belagerungskanone. Damit war der zentrale
taktische Nachteil Jamirs ausgeglichen: Nur auf Sturmleitern gestützt wäre
der Angriff auf die Stadtmauern ein endloses Gemetzel mit ungewissem Ausgang
geworden. Nun aber hatte er einen Trumpf in der Hand. Das große Bronzerohr
mit seinem gedrungenen Körper verschoss mächtige Granitkugeln. Feuerte
man die Kanone in ausreichender Entfernung ab, konnte sie die Mauern der Stadt
an einer bestimmten Stelle nach dem dritten oder vierten

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