Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
können das doch nicht ernst meinen«, entfuhr es Sentenza.
Flech blickte ihn ungerührt an.
»Ich bin ein Priestersoldat, Captain. Sie hatten doch schon mal mit Leuten
wie mir Berührung. Hatten Sie den Eindruck, dass wir nicht bereit sind,
etwas zu wagen, etwas zu planen oder uns für ein Ziel irgendwie einzusetzen?«
Unwillkürlich musste sich Sentenza an seine Erlebnisse mit dem Heiligen
Raummarinedienst auf Seer'Tak-City erinnern. Flech hatte sicher Recht.
Als hätte der Fedajin Sentenzas Gedanken erraten, fuhr er fort. »Verwechseln
Sie Fatalismus nicht mit stoischer Passivität. Wenn auch alles von den
Alten Völkern vorherbestimmt ist, so bedeutet das nicht, dass sie nicht
festgelegt haben, dass wir etwas tun müssen. Wir kennen den Ratschluss
der Alten nicht, also handeln wir nach bestem Wissen und Gewissen. Tun wir dies
im Glauben, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir fehl gehen.«
Die überzeugte Art, mit der Flech dieses vortrug, bewog Sentenza dazu,
sich zurück zu nehmen. Es machte keinen Sinn, mit jemandem wie Flech grundsätzliche
Glaubensregeln zu diskutieren. Außerdem hatten sie weitaus naheliegendere
Probleme.
»Was sagen Wissen und Gewissen nun dazu?«, lenkte er das Thema auf
die sich formierende Bedrohung durch die Ketzer.
»Ich habe erst einmal keine größeren Befürchtungen. Die
Stadt ist gut befestigt. Die Miliz ist in der Minderzahl, aber besser ausgebildet,
und es gibt reichlich Hilfstruppen. Unsere Gegner werden sich auf eine längere
Belagerung einstellen müssen.«
»Das gibt uns möglicherweise Gelegenheit, es einmal mit den alten
Kommunikationsanlagen des hiesigen Priors zu versuchen.«
»Wenn er das erlaubt.«
»Ich denke, es gibt eine Möglichkeit, ihn zu überzeugen.«
Flech erwiderte nichts.
»Wie geht es Thorpa?«, fragte Sentenza schließlich in das entstehende
Schweigen hinein.
»Gut. Er ist schnell wieder zu Bewusstsein gekommen. Wir konnten tatsächlich
keine schweren Verletzungen feststellen. Er ist oft genug vom Shakri gefallen,
diesmal nur deutlich heftiger. Er scheint mit sich sehr zufrieden zu sein.«
Sentenza lächelte unwillkürlich.
»Das kann er in der Tat. Es wird ihm allerdings zu Kopf steigen. Aber das
sind wir gewöhnt.«
»Wollen wir mit dem Prior sprechen?«, hakte nun Flech doch nach. »Ich
habe gesehen, dass er sich mit Uhul zurückgezogen hat. Sie müssten
im Amtssitz sein.«
»Ja, je eher, desto besser. Lassen Sie uns Prior Serbald suchen. Wir könnten
seine Hilfe benötigen.«
Sentenza und Flech wandten sich ab. Ihre Plätze wurden durch einen massiven
Milizsoldaten eingenommen, der sich scheinbar gelangweilt auf seine Stechforke
lehnte.
Flech schien nicht der Einzige zu sein, der die Bedrohung nicht für unmittelbar
hielt.
»Uhul, die Menschen werden bald kommen.«
Der Erzprior wies seinen Ersten Staubdiener an, Platz zu nehmen. Das Privatbüro
des Geistlichen wirkte wie eine Oase des Friedens in diesen aufreibenden Zeiten.
Draußen auf dem Platz suchten Milizionäre Freiwillige für die
Bemannung der Mauern aus der Menge der Bürger. Immerhin forderte dort jetzt
niemand mehr, sich den Ketzern und ihrer neuen Religion anzuschließen.
Der Sieg des Heiligen hatte alle Stadtbürger davon überzeugt, auf
der richtigen Seite zu stehen und es gab keinen Mangel an solchen, die bereit
waren, ihre Stadt mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. So hatte das Turnier
zwar nicht den Krieg verhindert, aber die Moral in Jenangar gestärkt, und
das war nicht hoch genug zu bewerten.
Uhul setzte sich.
»Ich höre, Ehrwürdiger.«
Der Erzprior seufzte. Sein erschlafftes Echtauge hielt er geschlossen. Man sah
ihm das Alter jetzt deutlich an.
»Diese Dinge sind für mich alle sehr verwirrend, Uhul. Erst der Zusammenbruch
des Großen Schreins, dann die Ankunft der Fremden, schließlich dieser
Krieg. Vom Erzprior wird hier weise Führung und ein Vorbild erwartet. Mir
fällt all dies sehr schwer.«
»Ihr habt in Eurem Tun nicht nachgelassen. Das Volk ist mit Euch zufrieden«,
versicherte Uhul und bemühte sich, jeden Zweifel aus seiner Stimme zu verbannen.
»Ah ja, Uhul, ich sehe schon, du willst deinem armen alten Prior nicht
noch mehr Kummer bereiten«, erwiderte der alte Ralide tadelnd. »Aber
bleiben wir doch bei den Fakten. Ich erwarte, dass der Anführer der Menschen,
Sentenza, mich sehr bald aufsuchen und um erneuten Zugang zu den Heiligen Artefakten
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