Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
nicht. Sie würde
sich später darüber Gedanken machen. Jetzt galt es, wie auf einer
sonderbaren Diplomatenparty die Leute miteinander bekannt zu machen.
Zum Glück übernahm Trooid das meiste davon. Auf der Seite der Besucher
musste er Captain Sentenza, Kommandant El'ak und seinen Schatten In'ban vorstellen.
Darius Weenderveen war dabei, da er als Robotiker am ehesten die Technik der
Fremden verstehen mochte. Der Mann, den An'ta unbewusst immer mit zu viel »Menschlichkeit«
in Form von Körpermasse und -geruch in Verbindung brachte, sah sich mit
interessiertem Blick die beiden Roboter an, die den Gästen von der Schleuse
an den Weg gewiesen hatten. Sie standen jetzt wie abwartend bereit. Doktor Anande
hätte, ebenso wie Sonja DiMersi, sehr gerne darauf bestanden, Teil der
Delegation zu sein. Doch Movator hatte gesagt, dass sie keinen Arzt brauchen
würden, und dabei blieb es. Sonja DiMersi hatte den undankbaren Auftrag
erhalten, nach Vortex Outpost zu fliegen und sich mit Commodore Färber
und seinem Stab zusammenzusetzen. Sie sollten die offiziellen Stellen informieren,
einen vorläufigen Bericht verfassen und sich »bereithalten« –
was auch immer das bedeutete. An'ta vermutete, dass der Captain seine Geliebte
aus der Schussbahn bringen wollte, und sollte Sonja das ebenso sehen, würde
sie ihm mit Sicherheit später dafür die Hölle heiß machen.
Wie es Sentenza gelungen war, Thorpa auf der Ikarus zu halten, konnte
sich An'ta kaum vorstellen. Vermutlich hatte es etwas mit armdicken Tauen zu
tun.
Trooid erklärte kurz, weswegen Movator ihre Sprache sprechen konnte, warum
es ihnen bislang nicht möglich gewesen war, mit der Ikarus und den
Ceelie in Kontakt zu treten und wie es zu dem Angriff auf den Einsatztrupp kommen
konnte. Dann übernahm der fremde Roboter das Wort.
»Wir befinden uns in einer sehr komplexen und bedrohlichen Situation«,
begann er mit seiner ausdruckslosen Stimme, die trotzdem ein wenig wie die von
Trooid klang, was Weenderveen sichtbar irritierte. »Ungeachtet der kriegerischen
Umstände unseres ersten Zusammentreffens sind die Movatoren Ihnen keineswegs
feindlich gesonnen, im Gegenteil.«
»Die Movatoren? Ich dachte, Movator wäre ein Name«, warf An'ta
ein. Der Fremde schüttelte den Kopf.
»Wir haben keine Namen in Ihrem Sinne, obwohl wir bei Kontakten mit biologischen
Lebensformen festgestellt haben, dass sie es als angenehm empfinden, uns im
Einzelnen mit einem Namen klassifizieren zu können. Demnach können
Sie mich mit Cono ansprechen. Diese Bezeichnung beinhaltet allerdings keine
tiefergehenden Informationen.«
»Normalerweise sprechen die Movatoren nicht laut«, fügte Trooid
erklärend hinzu. »Das ist für ihre Kommunikation nicht nötig.
Wenn sie untereinander Daten senden, wird eine Codierung mitgeschickt, die den
entsprechenden Movator identifiziert. Das ist dann sozusagen der Name. Für
uns allerdings nicht zu gebrauchen.«
»Sie sprechen vom Kontakt mit biologischen Lebensformen. Bedeutet das,
dass zum Volk der Movatoren keine gehören?« Weenderveen sprach bewusst
gelassen, aber seine Stimme verriet seine Spannung. »Heißt es, Sie
sind eine Zivilisation von Robotern?«
»Ja.« Knapper und eindeutiger hätte die Antwort Conos nicht ausfallen
können.
»Und Sie reproduzieren sich selber?«
»Ja. Wir haben verschiedene Formen: einfache Arbeitseinheiten, solche für
den Kampf, Spezialisten in der Produktion und natürlich die Planer.«
»Aber wer waren Ihre ursprünglichen Erbauer? Wer hat die ersten Movatoren
erschaffen?«
Der Blick Conos blieb unverändert emotionslos, aber seine Antwort kam gerade
mit dem kurzen Moment der Verzögerung, der An'ta sagte, dass Weenderveen
ein heißes Eisen berührt hatte.
»Wer hat Ihr Volk erschaffen?«, stellte der Roboter die Gegenfrage.
Weenderveen zuckte mit den Schultern.
»Die Evolution, denke ich.«
An'ta kam der sonderbare Gedanke, dass ein Ceelie die Frage zum Teil würde
beantworten können. Der Ursprung der Grey war in den Forschungsakten des
NEOLECTRA-Konzern verzeichnet, ihre Evolution war kurz, schmerzhaft und erfolgreich
verlaufen. Woher allerdings das »Material« kam, das die Forscher damals
verwendet hatten ...
»Was den absoluten Anfang machte, wissen wir nicht«, setzte Weenderveen
ihren Gedanken fort. »Wie das Leben selber entstanden ist, um sich dann
weiterentwickeln zu können. Viele Völker meinen,
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