Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
es wäre ein
göttlicher Einfluss.«
Für einen Moment machte Captain Sentenza das Gesicht eines Mannes, der
etwas dazu hätte sagen können, es aber ganz gewiss nicht tun würde.
Zusammen mit Sally McLennane und Thorpa hatte Sentenza einige Zeit mit den Kirchenoberen
auf St. Salusa verbracht. Dabei waren ihm Einblicke in die Natur des »göttlichen
Einflusses« zuteil geworden, von dem Weenderveen sprach. Er und seine Crew
wussten jetzt, wie sich das Leben im Universum verbreitet hatte – und kannten
somit die Geschichte der Outsider, den Grund für ihre unerbittliche, tödliche
Eroberungspolitik. Doch sie alle waren sich im Klaren darüber, dass es
ein Geheimnis bleiben sollte, das den kleinen Kreis der Wissenden nicht verließ.
Weenderveen täuschte Unwissenheit vor, An'ta schwieg und Sentenza verbarg
seine Gedanken hinter dem üblichen Pokergesicht. Alle richteten ihre Aufmerksamkeit
erneut auf Cono.
»Ebenso wenig haben wir Daten darüber, wer die Movatoren erschaffen
hat. Unsere Informationen reichen weit zurück, aber nicht weit genug. Wir
vermuten, dass die ersten Planer nicht in der Lage gewesen sind, Daten in ausreichender
Weise zu speichern oder dass ihre damaligen Medien uns nicht mehr zugänglich
sind.«
Weenderveen nickte. Die Aussicht, es mit einem ganzen Volk seiner »Lieblingsspezies«
zu tun zu haben, belebte ihn sichtlich.
»Das geht uns ähnlich. Menschen oder Roboter, die Probleme sind die
gleichen.«
Ehe der Robotiker sich für das Thema weiter erwärmen konnte, hakte
sich El'ak in das Gespräch ein.
»Wieso haben Sie eine humanoide Gestalt? Wer ist Ihr Vorbild?«
»Ich habe diese Gestalt, da sie für unsere humanoiden Bündnispartner
und Kontakte angenehm erscheint. Meine Aufgabe ist es, als Schnittstelle zwischen
ihnen und den Movatoren zu dienen. Jeder von uns hat eine seiner Arbeit angemessene
Gestalt. Einige der Planer haben separate Körper, so wie ich. Andere sind
fest in die Sphäre integriert, da deren Aufgaben sich völlig mit ihren
Belangen befassen. Wieder andere haben Kerneinheiten, die in verschiedene Körper
eingesetzt werden können.«
»Aber das bedeutet, dass sie mit humanoiden Völkern Kontakt hatten.«
»Sie sind weit verbreitet. Diese Form hat einigen Erfolg im Universum.«
»Was uns zu der Frage bringt, woher Sie kommen.« Sentenza sah den
Movator gespannt an, doch wieder schüttelte der den Kopf.
»Auch das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Wir
wissen zwar, woher wir kommen, jedoch nicht, in welcher Relation es zu unserem
jetzigen Standort liegt, sodass Ihnen unsere Angaben nicht helfen werden. Der
Sprung, der uns hierher brachte, wurde blind ausgeführt.
Ich verhehle Ihnen nicht, dass er eine Flucht darstellte. Wir befanden uns in
einer Kampfhandlung, die wir nicht gewinnen konnten. Alle anderen Sphären
waren bereits vernichtet oder hatten sich gegen uns gewandt. Da wir die letzten
Movatoren sind, nahmen wir das Risiko in Kauf, einen noch im experimentellen
Stadium befindlichen Sprungantrieb zu benutzen.«
»Die letzten Movatoren?«
»Ja. Alle anderen Sphären und unsere Planetenbasen wurden vom Feind
zerstört.«
Ein betretenes Schweigen breitete sich aus. Obwohl Cono keine Gefühle besaß,
brauchten die Menschen und die Grey einen Moment, um zu verdauen, dass der Roboter
ihnen beiläufig erklärt hatte, seine gesamte Zivilisation sei bis
auf dieses eine Raumschiff ausgelöscht worden. Es war nicht nur der Schrecken
darüber, dass irgendwo ein Krieg tobte, in dem der Gegner mächtig
genug war, so etwas zu erreichen. Vielmehr war es der bittere Vorgeschmack dessen,
was ihnen selber widerfahren würde, wenn sie ihren eigenen Feind –
die Outsider – nicht aufhalten konnten.
Sentenza war es, der sich als Erster räusperte.
»Sie sagen, dass Sie sich mit dem Sprung mitten aus einer Schlacht zurückgezogen
haben. Wie wahrscheinlich ist es, dass der Feind Ihnen folgen und hierher kommen
kann?«
»Er hat keine Möglichkeit dazu«, beruhigte Cono den Captain.
»Die neuartige Technologie hinterlässt keine Spuren, die der Feind
verfolgen könnte. Und die Entfernung, die wir zurückgelegt haben,
dürfte groß genug sein, um alle anderen Methoden der Verfolgung zu
verhindern. Doch das wird der Feind auch nicht versuchen.«
»Nicht? Warum sind Sie sich da so sicher?«
Cono wandte den Kopf und blickte, zu ihrer eigenen Verwunderung, An'ta an, als
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