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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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der hinter seiner Ohrmuschel implantiert war.
    »Ja, Kommandant. Wir erreichen unsere Zielkoordinaten innerhalb der nächsten
zehn Stunden.«
    »Gut.«
    In'ban lächelte, ohne dabei die Lippen zu verziehen. Die Liebe des Kommandanten
zur ›Sparsamkeit‹ schlug sich auch in seinen Worten nieder. Es waren
selten mehr, als unbedingt nötig. Vielleicht strengte es ihn aber auch
einfach an, mit seinem alten Körper zu sprechen. Er vermied auch sonst
jede unnötige Bewegung. Manchmal saß er stundenlang völlig reglos
in seinem Sessel, nur ein gelegentliches Blinzeln verriet, dass er nicht still
und unbemerkt seine letzte Nachricht an die Datenbank geschickt hatte und gerade
wiedergeboren wurde. Diese stoische Haltung verbarg auch jede Art von Aufregung,
die El'ak verspüren mochte. Denn ganz gleich, wie routinemäßig
alles an Bord der beiden Grey-Bergungsraumer ablief, eines war jedem Mitglied
der Besatzung klar: dies war kein gewöhnlicher Auftrag.
    Ganz und gar nicht.

    »Nein, wir haben hier keine Hinweise gefunden, was die Ursache für
diese ... Fehlfunktion ist. Aber wir sollten ernsthaft in Betracht ziehen, das
Sprungtor zu schließen, bis wir mehr darüber wissen.« Sentenza
sah in der Sorge, die sich auf den Zügen von Commodore Färber abzeichnete,
nur den Spiegel seiner eigenen Empfindungen.
    »Danach sieht es aus. Aber selbst das Abschalten dauert mindestens noch
eine Stunde, wurde mir gesagt. Die Techniker sind schon einige Zeit bei den
Vorbereitungen. Sicherheitshalber, falls sie den Fehler nicht finden und die
Sache in den Griff bekommen können. Lieber kein Sprungtor als eines, das
Schiffe verschrottet.«
    »Eine Stunde?«
    »Ja, vielleicht länger. Nur eine Notabschaltung geht schneller, führt
aber auch zu erheblichen Beschädigungen an der Sprungtorelektronik.«
Färber hob die Hände in einer etwas ratlosen Geste. »Rockströms
Crew ist fieberhaft dabei. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was sie im
Detail machen. Ich bin kein Techniker und in meiner ganzen Zeit auf Vortex
Outpost war das Tor immer in Betrieb. Es gab nie einen Grund, es abzuschalten.«
    Sentenza hätte selber gerne eine bessere Lösung gefunden, aber im
Moment kam er sich vor wie ein Mann, der gegen einen heftigen Strom anschwamm,
ohne sich über dessen Quelle Gedanken machen zu können.
    Sie waren dem Notruf vom Sprungtor gefolgt und hatten einen Frachter vorgefunden,
der seit dem Austritt unerwartet massive Komplikationen in der gesamten Schiffselektronik
erlitt. Mit der Folge, dass die Lebenserhaltungssysteme ausfielen, Schwelbrände
entstanden und zahlreiche Fehlfunktionen zu Verletzungen bei der Besatzung geführt
hatten. Seitdem waren sie aus dem Chaos nicht mehr heraus gekommen. Jedes weitere
Schiff, das durch das Sprungtor kam, befand sich sofort in der gleichen Situation.
Innerhalb von sechzehn Stunden sah das Gebiet rund um das Tor aus wie der Anfang
eines Schiffsfriedhofs: große Frachter, kleine Passagierraumer, sogar
zwei militärische Einheiten trieben in der lautlosen Schwärze herum,
während die Kommunikationskanäle überquollen von Schadensberichten
und Hilferufen.
    Die Crew der Ikarus konnte nicht mehr tun, als sich auf jedem neuen Schiff
um das Nötigste zu kümmern: Doktor Anande versorgte die schlimmsten
Verletzungen, Chief DiMersi verschwand mit Weenderveen und An'ta in den Eingeweiden
der Maschinenräume, um Leute zu bergen und gefährliche Systeme abzuschalten.
Zu Sentenzas Überraschung zeigte An'ta nach kurzer Zeit nichts von ihrer
üblichen Verbitterung. Je schlimmer die Situation wurde, je mehr sie unter
Druck gerieten und je gefährlicher die Beschädigungen an den Raumschiffen
waren, desto professioneller wurde die Grey. Die Bergungsspezialistin arbeitete
ohne Pause und mit großem Einsatz, ohne Rücksicht auf ihre eigene
Sicherheit. Sie war so sehr in ihrem Element, während sie die rasch aus
der jeweiligen Crew zusammengestellten Einsatzgruppen befehligte, um Brände
zu löschen, sich durch Schotts zu Verletzten durchzuschweißen oder
sogar einen explosionsgefährdeten Schiffsteil abzusprengen, dass Sentenza
verstand, wie unglaublich nutzlos sich die Ceelie normalerweise an Bord der Ikarus fühlen musste. Ehemals Captain ihres eigenen Bergungsschiffes,
saß sie jetzt als eine Art Technikerin an Bord eines Schiffes fest, das
bereits zwei hervorragende Techniker besaß – und einen Captain, der

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