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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Greyson-Storm-Klasse befehligte, war
unter den Grey fast eine Art Legende geworden. Niemand konnte auf das von tiefen
Furchen gezeichnete, verwitterte und durch allzu viele Jahre geprägte Gesicht
des Kommandanten blicken, ohne sich insgeheim mit leichtem Grauen die gleiche
Frage zu stellen: Warum hielt El'ak 31-1 an diesem verbrauchten Körper
fest?
    Keiner der Besatzung wusste genau, wie alt El'ak wirklich war. Es gab Gerüchte,
dass er vor mehr als 150 Jahren die Existenz in seinem jetzigen Körper
begonnen hatte, einer Hülle, die nach den alten Maßstäben gut
und effektiv konstruiert worden war. Noch jetzt sah man, dass die gebeugten
Schultern unter der schlichten Uniformjacke einmal sehr breit und kräftig
gewesen sein mussten. El'ak war, wie die meisten hier, mit dem muskulösen
Körper eines Bergungsarbeiters ausgestattet worden. Zahllose Unfälle
und die Last der Jahre hatten jedoch ihren Tribut gefordert. Der Kommandant
war hager bis zur Auszehrung, sein Gesicht eine Maske aus pergamentdünner,
grauer Haut, die sich über den massigen Schädel spannte. Es schien
in diesem Gesicht nur zu große Höhen oder Tiefen zu geben; die Nase
stach hervor wie der Schnabel eines Raubvogels, die Augen lagen in dunklen Höhlen,
die Wangenknochen wirkten, als könne man sich bei einer unbedachten Berührung
an ihnen verletzen. Ein Ohr fehlte, abgerissen bei einem Bergungsunfall, ebenso
zwei Finger der linken Hand. El'ak zog ein steifes Bein nach, und sein ehemals
gerader Rücken krümmte sich. Nur die Stimme des Kommandanten war nach
wie vor klar und kräftig, sein Blick aufmerksam und lebhaft wie der eines
jungen Mannes.
    In'ban hatte das Gefühl zu verstehen, weswegen El'ak nicht einen Unfall
provozierte, der ihn von diesem Körper befreien und in einem neuen, jungen
wieder auferstehen lassen würde: Es wäre Verschwendung gewesen, ein
Affront gegen den Gedanken der Effektivität. Gewiss, aus ästhetischer
Sicht war der Körper verbraucht, und viele Grey empfanden ihn als abstoßend,
denn er zeigte deutlich den Verfall, dem alles Natürliche anheim fiel.
Aber er versah seinen Dienst, er funktionierte, wenn auch mit Einschränkungen.
Doch bis er dies nicht mehr tun konnte, würde El'ak ihn nicht aufgeben,
und wenn es noch ein Jahrzehnt oder zwei dauern sollte.
    In'ban, auf der anderen Seite, hatte bisher kaum Gelegenheit dazu gehabt, das
Phänomen des Alterns an sich selbst zu erforschen. Dies war sein achtzehnter
Körper. Keiner der vorherigen siebzehn hatte besonders lange existiert.
Ein Bergungsspezialist zu sein war in jedem Fall eine gefährliche, oft
sogar lebensbedrohliche Aufgabe, und nur ein Narr ging Risiken ein, die nicht
unbedingt nötig waren.
    In'ban war kein Narr, er hatte nur schlichtweg nicht besonders viel Glück.
Wenn es jemanden gab, dessen Plasmabrenner explodierte – was einmal in
einer Milliarde Fällen geschehen konnte! – dann war er es. Bei ihm
entschlossen sich Notfallschotts in längst ausgebrannten Raumschiffwracks,
sich plötzlich doch noch zu schließen – drei Monate nachdem
der Unfall stattgefunden hatte, aber gerade in dem Augenblick, in dem er hindurchgehen
wollte. Wrackteile kollidierten so, dass In'ban keine Chance hatte, rechtzeitig
zwischen ihnen hervor zu kommen, geborgene Fracht entpuppte sich als hochgiftige
Abfallchemikalien. Automatische Sicherheitssysteme, Raumpiraten, defekte Schutzanzüge,
In'ban kannte die Berichte seiner Todesarten und war froh, sich nicht erinnern
zu können. Und auch wenn die Wiederauferstehung in einem neuen Körper
eine zu ernste Sache war, um darüber Scherze zu machen, hatte man ihm schon
einmal nahe gelegt, doch lieber zu lernen, wie man eine saubere Uniform anzieht,
anstatt jedes Mal seinen Körper zu vernichten.
    In'ban sah zu dem Kommandanten auf, der reglos die kuppelförmige Steuerzentrale
des Bergungsraumers überblickte. Er mochte das vom Alter gezeichnetes Gesicht.
Es war für ihn ein Symbol für etwas, von dem es in seinem Dasein eindeutig
zu wenig gab: Kontinuität. Vielleicht konnte er darauf hoffen, dass zumindest
auf dieser Mission etwas von der Überlebensfähigkeit El'aks auf ihn
abfärben würde?
    Als hätte der Kommandant den Blick In'bans gespürt, wandte er sich
ihm zu und betätigte das Mikrofon, das an seinem Kehlkopf ruhte.
    »Liegen wir im Zeitplan?«, hörte In'ban sofort die angenehme,
alte Stimme im Empfänger,

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